
scliliessliclien Parasitismus der betreffenden l ’ilze niclit in harmonisclicm Einklänge.
Jcli will nur an den Pilz der Kartoffelkrankheit erinnern, der keine
Dauerzustände ausbildet, dessen Keime schnell vergehen, und der doch mit jedem
Jahre wieder allvorbreitet anf den Kartoffelsaaten zum Vorschein kommt. AVo
bleibt e r. wenn die Kartoffel])fianzen vergangen sind? Von dem vereinzelten
kranken Saatgut der geernteten Knollen kann eine so allgemeine Verbreitung
kaum wieder ihren Ursprung nehmen, zumal man weiss, dass aus kranken Kartoffeln
gesunde Pflanzen wachsen können''. Es ist genugsam bekannt, dass hier
ein wunder Punkt seiner Aufklärung noch harrt. — 13oi den Brandpilzen, um
ein zweites Beispiel beliebig herauszugreifen, liegen die Dinge nicht minder
dunkel, wie bei der Kartoffelkrankheit. Die Brand.sporen keimen in blossem
AA'asser zu kleinen kümmerlichen Keimen aus. Es ist schwer zu begreifen, wie
die Pilzformcn als ausschliessliche Parasiten noch existiren können, wenn sie in
der Natur ebenso auskeimten, wie im AA'asscr und darauf angewiesen wären, mit
diesen wenigen kümmerlichen Keimlingen die Nährpfianzen zu erreichen.
Bei den zur Zeit vorherrschenden Ansichten über den Parasitismus und
über die parasitischen Pilze konnten kritische Erwägungen dieser Art kaum
aufkommen und noch weniger an Boden gewinnen. Man hatte sich in die Vorstellung
wie in ein Dogma hineingelebt, dass die parasitischen Pilze, welche
immer nur in bestimmten Pflanzen, und in diesen nur in ganz bestimmten Theilen
leben, auch in diesen allein das zusagende Substrat finden, welches für ihre
Entwicklung nöthig ist, welches sie allein ermöglicht. Nur in den Blättern von
Glyceriaarten findet der Ustilago longissima das geeignete Alcdium für seine
Entwicklung, nur in den Antheren von Caryopliyllaccen kann der Ust. antlie-
rarum gedeihen, nur in dem Blüthenboden von TTagO])ogon etc. vermag der Ust.
receptaculorum zu leben, nur in dem Eruclitknoten des AA'eizens findet sich das
zusagende Nährsubstrat für den Stinkbrand, für die Tilletia Caries, und ebenso in
dem Hafer und der Gerste etc. für den Elugbrand. in dem Alais für den Beulenbrand.
in der Hirse für den Hirsebrand etc.
A\ ie vorgefasst und befangen von solchen Auffassungen das allgemeine
T.rtheil war, geht besonders schlagend aus einem kritischen Referat hervor,
5 Í,
' K ü h n , B e r i c h t e a u s d em la n d w . In s t i tu t in H a ll e . I . H e f t , V e r su c h e ü b e r i
s e h e V e r fa h r e n b e im A n b a u d e r K a r to f f e l, p , 8 2 . H a ll e 1 8 7 2 .
welches von Seiten der de /Jar^y’schcn Schule über das lA . Heft meiner
Schimmelpilze in der botanischen Zeitung (1881, Nro. 33; , welche de Banj redi-
girt, erschienen ist. Gleich der erste kritische Gang richtet sich gegen meine
Auffassung über die künstliclie Ernährung der parasitischen J’ilze, In meinen
Culturmethoden, die zu kritisiren waren, hatte ich diese Auffa-ssung nur als
Nehcnbemerkung (p. 32) einfiiesscn lassen. Sie ist sofort hcrausgegriffen, und es
wird den .Lesern der bot. Zeitung mitgetheilt: ..Betreffs der parasitisclieu Pilze
ist Brefeld ..natürlich« zu der Ueherzeugung gekommen, dass sie durch geeignete
Cultur von ihrer heutigen Ijcbcnsweise ahzubringeii nnd auf den Zustand sajiro-
phytischer Organismen zurückzuführen seien.«
Ich will der Schule de Barg's und den JiCscrn der hot. Zeitung jetzt
den Beweis geben, dass icli allerdings ..natürlich« zu dieser Auffassung gekommen
bin, aber in einem ändern Sinne »natürlich«, als dies AA ort gegen mich
gebraucht ist, nämlich a u f d em B o d e n d e r T l i a t s a c h e n .
Als Hauptversuchsohjecte habe ich die B r a n d p i l z e aus den verschiedenen
parasitisch lebenden Pilzfornien herausgcgrifien. Bei diesen kommt
wohl mehr als bei irgend anderen Eormen der Parasitismus in hoch entwickelter
Art zur äusseren Erscheinung, —' soweit man ans der Beschränkung der einzelnen
Pilze auf ganz bestimmte AATrtho nnd in diesen auf ganz bestimmte Organe
auch auf eine möglielist enge AATchselbezielinng zwisclien den AA'irthen und
ilircn Parasiten schliessen kann.
Nach meinen bisherigen, ziemlich weit reichenden Bcobaclitnngeii gelingt
cs ausnahmslos, die Bi-and])ilze künstlich zu ernähren. Alehr wie zwanzig T orinen
habe ich seit etwa 2 Jahren künstlich gezogen und keine unter diesen
zeigte sich unwillig.
Leider konnten nicht viel andere Formen neben den Brandpilzen gleichzeitig
künstlich gezogen werden, weil durch sie leicht Störungen in den C'ulturen
■veranlasst werden; diese haben in den morphologischen Eigenthümlicbkciteii der
Brandpilze ihren natürlichen Grund, wie ich gleich zeigen werde. Eben darum
musste ich auch zunächst darauf verzichten, die Rostpilze in Cnltur zu nehmen,
welche bekanntlich iu allen ihren Formen parasitisch lehen und sehr aiisgebiidete
Farasiteii zu sein scheinen.
l'n te r den P e r o n o s p o r c e n habe ich mich auf den am meisten wich-
H i- e fe ia . Hotiiii. rnli-ViiK-lninireii. V. ~ " : l,|