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 Der  morpliolo§:isclie  Werth  der  Hefen. 
 B e i  den  Formen  des  vorliin  charaktcrisirten  ersten  Typus  der  Gattung  
 Ustilago  lernten  wir  auf  dem  Wege  der  künstliclien  Cultur  die  moiqiliologische  
 Eigeiitliümlichkeit kennen,  dass  die  Conidien,  welche  sich bei  der  .Sporenkeimung  
 an  kleinen  Fruchtträgern  bilden,  befähigt  sind,  sich  für  die  Folge  ohne  Fruchtträger  
 in  directer  Sprossung  z-u  vermehren.  Wenn  dies  geschieht,  so  kommen  
 selbständig  vegetircnde  Sprosscolonien  a-o i i   Conidien  zu  Stande,  Avelche  durcbaiis  
 den Bildungen  entsprechen,  die  man  bislicr  als  » Ile fe n p ilz e «   oder  als  »Sjiross-  
 p ilze«  bezeichnet  nnd  als  besondere Uilzformcn  besclirieben  und  classificirt  hat. 
 Ein  kurzer  Ilückblick  auf  die  Sprosscolonien  der  Conidien  von  den  verschiedenen  
 Brandpilzen.  Avclcho  ich  bis  jetzt  untersucht  und  ahgebildet  liabe,  
 genügt  schon,  nm  die  T'eberzeugung  zu  gewinnen,  dass  der  äussere  Charakter  
 dieser  Hefenformen  von  der  Gestalt  und  Grösse  der Conidien,  wie  sic  der  Coiii-  
 dienfructiiication  der  einzelnen Ustilago-Arten  cigenthümlicli  sind,  bestimmt  wird,  
 l ’stilago  antherarum  hat  eiförmige  Conidien  und  dem  entsprechend  Conidiensprossungen  
 in Hefenform  aus  eiförmigen  Einzelgiiedern;  l ’st.  Carbo  bat  länglich  
 eiförmige  (¡onidien  und  ebenso  gestaltete  Hefeconidien;  bei  Ust.  Maydis  sind  
 die  (¡onidien  und  Hefen  spindelförmig,  bei  Ust.  Betonicae  sind  sic  cylindrisch,  
 hei  Ust.  fiosculorum  sind  sie  minutiös  klein,  schmal  und  länglich,  bei  Ust.  
 receptaculorum  sind  sie  lang  cylindrisch,  bei  Ust.  Kühneana  klein  und  rundlich, 
   bei  Ust.  Cardui  grösser  und  noch  runder,  hei  Ust.  intermedia  klein,  
 ovalruiid,  hei  Ust.  cruenta  fast  fadenförmig  lang,  ebenso  bei  Ust.  Tscliaemi. 
 bei  Ust.  lleiliana  endlich  wieder  gross  und  eirund.  —  .Soviel  verscliicdcn  gestaltete  
 (¡onidien  bei  diesen  Formen  von  Ustilago  Vorkommen,  ebensoviel  v(!r-  
 schiedcnc Hefen  gehören  anch  ihrem Entwicklungsgänge  an.  Schon  die  bis  jetzt  
 durch  meine  Untersuchungen  bekannt  gewordenen  Hcfeii  der  Brandpilze  resj).  
 der  Gattung  Ustilago  allein  umfassen  die  wesentlichen  Formen  der  (¡onidien,  
 Avelcho  zwischen  der  fadenförmig  cylindrischen  his  zur  eirunden  Gestalt  bei  verschiedener  
 Grössenansbildung  liegen  können. 
 Vergleichen  wir  diese  eben  angeführten  Hefen von  den  zahlreichen Arti'u  
 der  Gattung  Ustilago  mit  den  sogenannten  typischen  Hofen,  welche  vonAVm-')  
 und  anderen  Autoren  als  selbständige  Filzformcn  beschrieben  nnd  Avelchc  wohl  
 am vollständigsten  in  den  »Filzen«  von  Wuiter*;  zusammengestellt  sind,  so  zeigt  es  
 sich,  dass  hier  und  dort  in   d e r   G e s t a l t   d e r   lIo f e zG llc n   entweder  keine  
 oder  nur  geringe  Abweichungen  bestehen. 
 Es  fragt  sich  nun,  was  die  Veranlassung  gegeben  hat,  diese  von  Reess  
 und  anderen  Autoren  aufgeführteii Hefen  als  selbständige  Pilzformen  anzuschen. 
 I n   w e l c h e n  C h a r a k t e r e n   i s t ,   nm   e in e n   k u r z e n  A u s d r u c k   e in z 
 u s e t z e n ,   die  b i s h e r ig e   A n n a hm e   v o n   d e r   E ig e n a r tig k e it  u n d   S e lb s 
 t ä n d i g k e i t   d e r  S p r o s s p i l z e   b e g r ü n d e t ? 
 Es  ist  schon  nach  dem  Gesagten  von  vorn  herein  klar,  d a s s   in   d e r   
 F o rm   d e r  S p r o s s z e lle n   u n d   in   d e r  s e lb s tä n d ig e n   A r t   ih r e r   V e r -   
 m e liru n g   d u rc h   S p r o s s u n g   e in   c h a r a k te r is tis c h e s   M e r k m a l   d e r   
 S p r o s s p ilz c   n i c h t   g e g e b e n   s e in   k a n n ;  und  wenn  cs  bis  daliin  gegeben  
 Avar,  so  ist  cs  zur  Zeit  unhaltbar  geworden. 
 Nach  den  jetzt  vorliegenden  Untersuclinngen  über  die  Brandpilze  vermehren  
 sich  die  Conidien  dieser  Parasiten  in  Nährlösungen  ganz  ebenso  selbständig  
 in  Hefenform  durch  Sprossung,  wie  cs  die  Formen  von  Saccharomyces  
 etc.  thun,  und  dazu  stimmen  sic  in  der  Formgestaltung  bis  zur  l  nunterscheid-  
 barkeit  mit  diesen  überein. 
 Die  hefonartigo  Sprossung  ist  also  den Entwickiungsgliedcrn  und  zAvar  der  
 Conidienfruetifieation  höherer  Ifilzformcn  eigen,  und  die Hcfcnpilze  in  ihren  verschiedenen  
 Formen  und  S])ros.scolonicn  können  zunächst  noch  als  nichts  anderes 
 ']  R e e s s.  B o t a n i s c h e   U n t e r s u c h u n g e n   ü b e r   d ie   A lk o h o lg ilh r u n g s p i lz e ,  1 S 7 I . 
 2)  W in te r ,  P il/.e   p .  6 8 .