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 versuche  gemacht,  in  der  Art,  dass  man  einen  Theil  der  Versnchspilanzcn  in-  
 ticirte,  einen  anderen,  unter gleichen TTmständen belassen,  nicht  inficirte  und  dann  
 aus  dem  ¡lositiven Erfolge  nach  der  einen  und  dem  negativen  nach  der  anderen  
 Seite  mit  wissenschaftlicher  Berechtigung  den  Schluss  auf  den  Zusammenhang  
 zwischen  Pilz  und  Krankheit  zog. 
 Die  Resultate  der  Tnfectionsmctlioden  bei  den  parasitischen  Pilzen  sind  
 vortreffliche.,  und  ihre  vielseitige  Anwendung  hat  im  Wesentlichen  die  Kenntnisse  
 gefördert,  welche  zur  Zeit  über  parasitische  Pilze  und  über  die  verschiedenen  
 Krankheiten,  welche  sie  verursachen,  bekannt  geworden  sind.  Man  kann  
 fast  sagen,  dass  in  der  Geschiclite  der (Mykologie  der  letzte Abschnitt  von  211  bis  
 25  Jahren  durcli  die  Infectionsmethoden ganz  vorzugsweise gekennzeichnet ist.  ■—  
 Die  NTethüden  sind  inzwischen  typische  geworden,  sie  sind  nach  den  verschiedensten  
 Richtungen  angewendet  und  werden  noch  fort  und  fort  Verwendung  
 finden,  wenn  es  sich  auch  wohl  auiiehmen  lässt,  dass  die  wesentlichen  Erfolge,  
 welche  im  Bereiche  der  Methode  liegen,  bereits  gewonnen  und  (Material  der  
 NVissenscliaft  geworden  sind. 
 So  bedeutend  und  vielseitig  nun  aber  auch  die Ergebnisse  der  Infections-  
 raethoden  in  ihrer Gesammtsummc  sich gestalten mögen,  als  allseitig abschliessende  
 können  sie  nicht  wohl  angesehen  werden.  Sowohl  die  Methoden  wie  die  Resultate  
 'verden  dem  Leser  vollkommener  erscheinen,  als  dem  Praktiker,  der  sie  
 gewonnen  hat. 
 Das NTedium.  in  welchem  man  die  parasitischen Pilze  nach  der  Jnfections-  
 methode  zu  untersuchen  hat,  sind  die  Wirthe,  die  Nährpfianzen  oder  Thiere.  
 Ln  ihren  Leibern  müssen  die  Pilze,  wenn  ihre Keime  eingedrungen  sind,  an  den  
 A'erschiedenen  Stellen  untersucht  werden.  Mit  einer  solchen Untersuchung  steht  
 e.s  nicht  viel  anders,  wie  mit  der Beobachtung  bei  saprophytischcn  Pilzen,  welche  
 in  der  Natur  in  wenig  zugänglichen  Substraten  leben  und  'eigentlich  übersichtlich  
 nur  in  den  freien Theilen,  welche  aus  den  Substraten  heraustreten,  besehen  .  
 werden  können.  Manches  lässt  sich  freilich  aus  der  Summe  einzelner  und  
 stückweise  mühsam  gesammelter  Beobachtungen  zusammensetzen,  —  indess  ein  
 übersichtliches  und  einheitliches Bild  von  der Reihe  der  Formgestaltungen,  Avclchc  
 die  Formen  durchlaufen,  ist  in  dem  ernährenden  Organismus  entweder  niclit  
 oder  nur  unvollständig  zu  gewinnen. 
 Es  liegt  also  in  der  Natur  der  Methode  von  selbst  gegeben,  dass  die 
 Beobachtung  enge  und  bescheidene  Grenzen  hat,  welche  scliwer  oder  gar  nicht  
 passirbar  sind  und  auch  durch  keine  nachträglich  eingeführte  Verbcs.serung  pa-s-  
 sirbar  sein  werden.  Der  Methode  allein  ist  es  zuzusclireiben,  dass  unsere  ent-  
 wicklungsgeschiclitlichen Kenntnisse  von  den  parasitischen Pilzen  vielfach  lückenhafte  
 sind,  dass  wir  von  manchen  Formen.  z .B .  den  wichtigen  Brandpilzen  
 eigentlich  nur  Kinzelheiten  oder  Bruchstücke  kennen. 
 Nicht  minder,  wie  die  Infectioiismetliode  den  Beobachter  in  der  eben  
 angeführten Art  in  den  Schwierigkeiten  des  Substrates  im  Stich  lässt,  niclit  minder  
 beschränkt  sie  auf  dieses  allein  den  Umfang  seiner  Beobaiditungcn.  Sic  
 weist  ihn  zwangsweise  auf  ein  so  unerquickliches  wie  eng  umstecktes Versuchs-  
 ohject,  nämlich  auf  die  Wirthe,  auf  die  NährorganLsmen  hin,  in  welchen  die  
 Parasiten  in  der  Natur  in  auffälliger  Form  in  die  Erscheinung  treten. 
 Die  Infectionsmethode  geht  von  der  Voraussetzung  aus,  dass  der  jiara-  
 sitische  Pilz,  welcher  in  der  Natur  fort  und  fort  auf  denselben  NVirtben.  sogar  
 auf  denselben  Theilen  dieser  AVirthe,  und  nur  auf  diesen  gefunden  wird,  nun  
 auch  für  seine  Entwicklung  auf  diese  bestimmten  AVirthe  und  ihre Tlieile  allein  
 angewiesen  sei.  —  Diese A^oraussetzung  ist  nicht  genügend begründet.  Aus weichen  
 Thatsachcn  leitet  sie  die Berechtigung  h e r '?  Ausschliesslich  aus  dem  engen  
 Umfange  der  subjectiv  beschränkten  Beobachtung,  dass  ein  und  derselbe  Pilz  
 immer  wieder  in  denselben  Pflanzen  und  iliren  Theilen  in  der  Natur  auftritt.  
 Mit  dieser  Beobachtung  ist  aber  noch  keineswegs  ausgeschlossen,  dass  der  Pilz  
 oder  die  parasitischen  Pilze  nicht  noch  an  anderen  Stellen  in  der  Natur  als  in  
 den  AATrthen  leben,  dass  sie  vielleicht  in  ändern  Formen  leben  können,  in  welchen  
 sic  weniger  hervortreten  nnd  sich  somit  der  Beobachtung  entziehen. 
 Indem  die  Untersuchung  der  parasitischen  Pilze  auf  die  AAlrthe  localisirt  
 wird,  in  welchen  sie  leben,  wird  also  auch  das  freie  Urtheil  des  Beobachters  
 localisirt  und  befangen,  es  geht  über  die  AVirthe  nicht  mehr  hinaus.  Die  Ansichten  
 über  den  l ’arasitismus.  über  die  AA^echsolbezieliung  von  AATrthen  und  
 Parasiten  werden  zu  enge  gefasst,  nicht  minder  aber  anch  die  Ansichten  über  
 das  Leben  der  parasitischen  Pilze  in  der  Natur,  über  die  A'erbreitung  ihrer  
 Keime,  also  auch  über  die  A'erbreitung  der  l’fianzenkranklieiteii,  welche  sie  
 verursaclien. 
 Schon  eine  Menge  von  Erfahrungen  über  das  Auftreten  und  A'erschwin-  
 den  der  Pilzkrankheiten  stehen  mit  den  herrschenden  Ansichten  über  den  aus