Beweis für die 'riiatsaclie, dass es Lelieweseii gibt, deren Keime durch die >Siede-
liitze des AVasscrs niclit getödtet werden.
Gegen Gifte, welche andere rilzsporcn schnell tödten, sind die Bacilliis-
sporen wenig einphndlich. Starke Lösnngen von scliwefelsaiircm Ku])feroxyd,
welclie man z. B. so erfolgreich gegen Brandpilze des Getreides anwendet, tödten
die Bacillns-Sporeii nach mehrtägigem Aufenthalte in ilnicii so Avenig, wie con-
centrirtu Lösungen von Sublimat, von Carbolsäure etc.; die mit aller Vorsicht
abgetrennten Sjiorcn keimten in Bacillus - freier Nährlösung in Alassen aus, als
ob sie nur in AVasser gelegen hätten.
Sporen, welche 1 Jahr unter AVasser und 3 Jahre trocken anfbevvaliri
worden sind, haben an ihrer Keimkraft noch nichts verloren. AA'orin diese
enorme, vorläufig fast einzig dastehende AVidcrstandsfähigkeit der Sporen ihren
Grund hat, lässt sich, zumal bei der Kleinheit derselben, nicht entscheiden. Die
Sporenhaut sieht aus wie die von ändern Sporen, möglicher AVeisc aber bat sie
andere Eigenschaften wie bei diesen, möglich auch, dass der dichte Inhalt hierbei
eine Holle spielt, oder der vermuthete Gallerthof.
AAhc schwer es ist, die Sporen des Bacillus durch Agcntien zu tödten,
leuchtet von selbst ein; dagegen gibt es ein leichtes Afittel, ihre Entwicklung
zu hemmen. Dies besteht, wie ich schon angcdcutct habe, in der Anwesenheit
von Säuren oder von sauren Agenticn.
Durch einen Zusatz A'on 'Awo Schwcfcl-, Salz- und Salpetersäure zur Nährlösung
war schon die EntAvickliing des Bacillus gehemmt. — A'’on Pfianzcnsäurcn,
z. B. von AVeiii- oder Citronensäurc reichte ebenfalls 'Aüoo Zusatz aus, um die
Entwicklung zu hindern. — Säuren, welche durch Bilzc erzeugt werden, wirkten
Avenigcr energisch. Bei Alilch- und Buttersäurc sistirte Vjoo Gehalt der Nährlösung
an Säure die Entwicklung; bei der Essigsäure 'Aoo- — Carbol- und Sa-
licylsäure verhielten sich ähnlich wie die Eilzsäurcn; auch sie stellen an AA'irk-
samkeit den Alineral- und Pfianzensäuren bei AA^eitem nach. — Bei Versuchen
mit Ammoniak stand die Entwicklung bei Vöuo Gebalt still. Nähiiösungcn, welche
stark nach Carbolsäure oder nach Ammoniak rochen, zeigten nocli eine Ichliaftc'
Entwicklung des Bacillus, ln allen Fällen, wo die Entwicklung nicht gehemmt
wird, wird auch die Bewegung des Bacillus noch nicht gehindert.
Natürlicher AVeise haben diese Angaben nur einen relativen AVerth. Es
unterliegt keinem Zweifel, dass die Bacilluskcinie, wenn sie durch längere Cultur
an die .SäuiT-n ¡dlniälilicli scwidmt sind, einen iveii holieren (ielndt veii diesen
in den Substraten ertragen können, ohne in ilirer Fntwicklung gidicmmit zu rverdeii.
Die ilbrigcii Bacterien vcrlialteii sicli älinlicli gegen Säuren, sie sind aber
■meist weniger empfindlrcli, wie der Bacillus. Bei 'A .Frocont Säure in den Nälir-
lösungcii ist sclion die Entwicklung der meisten Bacterien sistirt, andere vcgo-
tireii langsam niid kümmcrUcli ; bei I Frocent Gehalt an Ftlaiizeii-oder Mineral-
säureii habe icli übcrliaupt keine Bactei'icu-Eutwickliiiig mehr gesellen.
Anf die grosso M'irksamkeit der Säuren, ilic Entwicklung der ,Spalt]iilze
zu lähmen und zu biiidcni, habe ie li') im Vcrgloieli zu dem Vcrbahcn der
Spross- lind Eadcnpilzc, welclic viclfaeb in sauren l.ösungeii üppig vegctircn,
sclioii vor Jalii'cn hingcwiescii ; es ist dies naclitiäglicli aucli von Nm/eli '^) ge-
schclien.W
oim der Säiircgohalt und die Siedehitze zusammen wirken, werden die
Sporen des Bacillus leichter getödtet als sonst. Es sind aber die Angaben, dass
die Bacterienkeiine, weiche durcli die Siedeliitzo niclit getödtet werden, durch
Aufkochcn in sauren Lösungen absterben, in dieser Fassung für dcli Bacillus
mit Vorsicht aufzmichmcn. Man kann ziemlich stark sauer rcagircndc Lösungen
mit BaciUus-Sporcn koclicn, ohne dass diese getödtet werden; sobald man nach
dem Kochen die Säure absättigt, keimen die Sporen aus. Hier wirken die
beiden Momente, die Säure und die Siedehitze, in der Art zusammen, dass leicht
die Wirkungen der Säure auf die Siedehitze übertragen werden können, wälircnd
die Säure auch ohne die Siedehitze die Keimung hindert.
Bei der Ciiltnr der Pilze spielt das ganz verschiedene Vorhalten der Filzformen
gegen den Säuregehalt der Nährlösungen eine besonders wichtige Hollo.
Soweit es sich um die Metliodo znr Cultur im Kleinen für rein wisscnschaftlielie
/wecke handelt, habe ich dies in der ersten Ahhaiidlung ansgeführt. Es wird sich
leicht zeigen lassen, dass für die Culturen im Grossen, für die Praxis des Lebens,
genau dasselbe gilt.
Die antiseptischcii h littc l, die in der Mcdiein eine Verwendung finden,
z. 1!. Carbolsäure, Salicylsänrc, sind saure Agentieii, mit welchen man die Kiit-
wickliing der Bacterien hemmen und durch sie die Processe der Fäulniss liindern
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2) N(U /c li, N ie d e r e P i l / e S . 4 9 .