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 legt  die  A'crmuthnng  nalie,  dass  er  auch  in  der Natur und  zwar  in  humusreichem  
 gedüngten  Ackerboden  lebt.  Freilich  directe  Beobachtungen  sind  auch  hier  
 kaum  möglich,  ln   dem  Boden  kann  man  den  Filz  nicht  auffinden;  aber  er  
 findet  sich  im  Boden  in  den  Kartoffelknollcn  und  zwar  in  Knollen,  die  tief  im  
 Boden  stecken.  Dass  der  Filz  von  den  Blättern  der  oberirdischen  Pflanzen  
 durch  die Axe  bis  in  die Knollen  heruntergewachsen  ist.  entspriclit  so wenig  den  
 beobachteten  Thatsachen  Avie  der  umgekehrte  Fall,  dass  er  von  den Knollen  im  
 Boden  durch  die  Axe  nach  oben  Avächst  und  die  Blätter  befällt;  man  hat  im  
 Gegentheile  aus  kranken  Kartoffeln  gesunde  Pflanzcii  gezogen'),  Avelche  erst  im  
 Herbst  im  Kraute  erkrankten,  auf  Avelches  der Filz  von Aussen  gekommen  sein  
 muss.  Das  Erkranken  der  Knollen  tief  im  Boden  und  das  allgemeine Erkranken  
 des Krautes  durch  den  Filz  im Herbst  sind  beides  Vorkommnisse,  die  sicli  nicht  
 harmoniscli  zusammeiireinion  lassen,  so  lange  man  von  der  Voraussetzung  ausgeht, 
   dass  der  Pilz  für  seine  Existenz  auf  die Kartoffelpflanze  ausschliesslich  an-  
 geAviesen  ist. 
 Die  Disharmonie  verschwindet  aber  sogleich,  Avenn  man  diese  Voraussetzung  
 fallen  lässt  und  die  'Thatsache  einsetzt,  dass  der  Pilz  in  künstlichen  
 Substraten und  also  auch AA’ahrscheinlich  in  dem Boden  des Ackers  saprophytisch  
 lebt,  sich  von  dort  aus  verbreitet  und  so  in die Knollen  im Boden  eindringt.  Das  
 Eindringen  des  Pilzes  in  unverletzte  Knollen  ist  von  Kilhnf  durch  Versuche  
 ei-Aviesen.  Die  Knollen  Averden  nun  zu Entwicklungsheerden  des Pilzes,  welcher  
 unter  dem  Schutze  des  feuchten  Krautes  durch  den  Boden  nach  oben  Avachsen  
 kann,  um  sich  von  der  Erdoberfläche  aus  auf  das  Kraut  zu  verbreiten.  So  
 kommt  er  nach  dem  Herbst  hin  an  beiden  Stellen  zur  Erscheinung.  In  der  
 Ruhezeit  des  Jahres  bleibt  er  nur  in  tieferen  Bodenschichten  in  den  feinen  
 Mycelien  lebendig,  um  von  da  aus  im  folgenden  Jahre  Avieder  langsam  'Terrain  
 zu  gcAvinnen. 
 Natürlich  haben  diese  xiusführungen  vorläufig  nur  alle  AVahrschcinlich-  
 keit  für  sich:  sie  knüpfen  zunächst  an  die  erwiesene  Thatsache  der  saprophy-  
 tischen  LebensAveise  des Pilzes  an,  verbinden  aber  von  da  aus  die bekannten Er- 
 ')  Kü h n .  B e r ic h te   d o s   la n d w .  I n s t i tu t e s   d e r   U n iv e r s it ä t   in   H a ll o .  1 S 7 2 .  p .   8 2 . 
 9   Kü h n ,  M it th e ilu n g e n   a u s   d em   la n d w .  I n s t i tu t   d e r   U n iv e r s it ä t   in   H a ll e .  1 8 7 0 . 
 falinnigeii  über  (las Auftreten  und  die  Verbreitung  der Kartoffelkrankheit  in  den  
 unterirdischen  Knollen  und  im  ol)erirdisclien  Kraute,  in  den  Blättern,  zu  einem  
 natürlichen  Ganzen.  Icli  möchte  es  auch  hier  nicht  für  unmöglich  halten,  den  
 Beweis  für  das  sapropliytischc  Leben  und  für  dio  Ausbreitung  des  Pilzes  durch  
 dieses  im  Ackerboden  durch  genügend  varürte  Versuclie  zu  erhriiigen,  da  man  
 auf  einen  Nachweis  des  Püzes  im  Boden  wohl  ganz  verzicliten  muss. 
 Erwägen  wir  jetzt  zum  Schluss  dieses  Kapitels  Yon  der  künstliclien  Cultur  
 der  parasitisclien Pilze  nocli  in Kürze,  welclien Wertli  dio  neuen Thatsaclmn  
 für  unsere  Auffassungen  vom  P a r a s i t i sm u s   d e r   p a r a s i t i s c h e n   P i l z e   im 
 A l lg e m e in e n   haben  dürften. 
 Die  leiclito  Ernährung  der  Pilze  in  beUebigen  Nälirlösungen  lässt  die  
 Bedeutung  bestimmt  zusammengesetzter  Nährsnhstratc  für  ihre  Entwicklung,  
 wie  sie  etwa  in  bestiinintcn  Nährpüaiizen  gegeben  sein  können,  jetzt  weniger  
 liervortreten  als  frülier.  Es  ist  niclit  melir  sehr  wahrscheinlicli,  dass  Nälirstoffe  
 besonderer  /.nsammensetzuiig,  wie  sie  in  den  einzelnen  Nährpiianzen  entlialten  
 sein  können,  es  sein  werden,  welche  die  Entwicklung  der  Parasiten  in  den  
 Wirthen  in  erster  T.inie  bedingen.  ^   Dagegen  dürften,  wie  es mir  scheinen will,  
 jetzt  andere  Momente  melir  in  den  Vordergrund  treten. 
 Tmtcr  diesen  inögcii,  soweit  es  zuiiäclist  d a s   E i n d r i n g e n   d e r  P il z -   
 k e im e   in   d i e   W i r t l i e   ganz  im  Allgcmeincii  aiigelit,  die  Ilautgcwebe  der  
 verschiedenen  Nährpfianzen  in  Ban  und  Bescliaffeiilieit  eine  erste  Bedeutung  
 haben.  —  Für  d ie   E n tw i c k l u n g   d e r   e in m a l   e in g e d r u n g e n e n   P il z -   
 k e i in e   im  Innern  der  Wirtlie  wird  die  verschiedene  Widcrstandsfäliigkeit  der  
 Gewebe  an  den  verscliicdcnen  Stellen  und  im  verschiedenen Alter  nicht  minder  
 entsclicidend  sein,  wie  die  besonderen  Lelicnseigonthüinliclikeiten  der  Pilzkeime  
 resp.  der  Pilze  seihst.  —  Es  ist  möglicli,  dass  die  verschiedenen  Pilzkeime  in  
 viele  verschiedene  Pflanzen  eindringen  können;  cs  fragt  sich  aber,  ob  sie,  einmal  
 eingedmngen,  zur  weiteren  Entwicklung  und  seliliesslieli  zur  vollen  Anshildung  
 kommen  werden.  Dieses  und  nicht  das  Eiiulringcii  an  sich,  woraut  
 ein  grösser  Werth  vorläufig  noch  niclit  zu  legen  ist,  entscheidet  für  den  Parasitismus. 
   —  Die  Widerstandsfälligkeit  der  Pflanzen  im  Innern  kann  in  einer  
 Kcihe  secundärcr  Umstände  gegeben  sein  oder  niclit.  Ihr  innerer  Ban  im  
 engeren  und  die  Art  ihrer  Eiihvicklung,  wie  z.  B.  .Sehnclligkeit  des  M achs-  
 thnms,  Streckung  und Entfaltung  der  verscliiedcnen  Theilo,  können  zu  Gunsten 
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