
S])orcn. Nacb 5—0 Tagen war um jede Spore scheinbar ein grosses Alycelium
gebildet, welches viele sterile Fäden, aber aucli viele C'onidien bildende Fäden in
die Luft trieb. AVenn es /Auiäcbst nicht gelang die Luftconidien zu beobachten,
so gelang es später, und iu den Fällen, wo ich sie niclit sah, möchte ich an-
nchmcn, dass die Erschöiifimg der Nährlösung zu früh eintrat, und dass es in
Folge dessen zu einer Bildung von Luftconidien nicht gekommen ist.
Ausser diesen Culturen in den Kammern machte ich noch andere auf
Ohjectträgern in reinen Nährlösungen mit wenigen Sporen, deren Entwicklung
ihrer isolirten Lage nach in kurzen Zcitintcrvallen eine lleihe von Tagen beobachtet
werden konnte. Hier bekam ich öfters grosse weisse Fadeniiocken in
Luft, mit Taiftconidien bildenden Fäden untermischt. — Um den A’erlauf der
Entwicklung an das mögliche Ende zu führen, übertrug ich diese mycelartigen
Bildungen auf festes Substrat und auf grössere Alengen von Nährlösungen im
Uhrglase. — ln beiden Fällen ging die Entwicklung zunächst günstig fort. Auf
festem Substrat habe ich die Verunreinigungen durch fremde Pilze in meinen
nicht reinlichen Arbeitsräumen nicbt verhindern können : die Culturen gingen nach
8 Tage regelmässig durch sie unter. Im Uhrglase habe ich sie während
G AA'ochcn zu bedeutender Grosse herangezogen; — aber so gross sie auch wurden,
es bildete sich nichts Neues, namentlich keine Brandsporen aus.
D ie k ü n s t l i c h e C u l t u r d e s P il z e s z e ig t in d e r B i l d u n g v o n
A A 'a s s e rc o n id ic n u n d L u f t c o n i d i e n e in e h ö c h s t in t e r e s s a n t e A b -
Aveichung v o n d e n f r ü h e r e n F o rm e n ; nur beim Alaisbrand p. 74 fanden
sich Andeutungen derselben Art. Die AA'asserconidicn treten einzeln auf, meist
bleiben sie angeAvachsen, man könnte vermuthen, sie seien dem Eingehen nahe,
zumal sie bei Sporenkeimungen in AVasser gar nicbt gebildet Averden. Die Luftconidien
traten reicher und noch in deutlicher hefenartiger Aussprossung auf.
Dieselbe Conidicnfructification tritt also in AA'as.ser und in Luft auf. — In laift
sind die Sprossungen in sofern beschränkt, als sie bei der cin.seitigen Ernährung
durch den Träger in centrifugaler liichtung erfolgen, Avie av ü- es an dem Fruchtträger
von Ust. cruenta Fig. 4, 5 für kürzere Zeit in Nährlösung ähnlich gesehen
haben. In Nährlösung ist die Ernährung eine allseitige, daraus sind die Er.schei-
nungen der zumeist reicheren Sprossung leicht begreiflich.
Die Culturen des Ust. destruens haben zum ersten Alale unter den Brandpilzen
ctAvas Schimmelälinliches. Der Pilz fructificirt vorzugsweise in Luft,
Avälirend alle früheren Formen sich u n t e r F lü s s ig k e i t am wolilstcn fülilteii
und hier ihre Conidienfruchtform in unerschöpfliclrcr Folge erzeugten.
Boi der ausserordentlich leichten künstlichen Ernährung des Parasiten
möchte ich sicher annehmen, dass er auch in der Natur ausserhalb der Nährpiianzen
als Saprophyt lebt, sich in Conidien vermehrt nnd in die Hirse ein-
dringt, Avenn die Keimschläuche der Conidien die Nährpilanze erreichen. In
dieser bilden sich dann die Brandsporen aus und zwar, Avie cs scheint, den übrigen
Formen ähnlich ohne (¡onidienfructiiication. — Die Brandsporen bleiben Jahre
lang keimfähig, 8 Jahre trocken auf bcAvahrtes Alatcrial keimte in NälirlösAiugcn
nach 10—15 'lagen noch reichlich aus.')
XV. Ustilago Crameri Körnicke.
B r a n d d e r K o lb e n h iv s e , T a f e l V I I , F ig u r I S — 2 1 .
Erst vor wenigen Jahren ist dieser Parasit auf Setaria italica, S. viridis
und S. ambigua von Körnicke'^) beschrieben Avorden. Er lebt im Fruchtknoten
dieser Nährpflanzcn, Avelche ganz erfüllt sind von den scluvarzen Brandsporen.
Im landw. A'ersnehsgarten in Flalle Avird auch dieser Brandpilz durcli künstliche
Infection von Kühn gezogen, der die Güte liatte, mir im Jahre 1881 und 1882
frisches Alaterial zu schickeiri). Die ganzen Fruchtstäiide von Setaria italica
Avaren brandig, äussciiicb sahen sie normal aus, jeder Fruchtknoten Avar aber
in eine Pilzpseudomorphose verAvandelt und ganz mit Brandsporen angefüllt.
Die Sporen sind denen von Ust. destruens zum Verwechseln ähnlich, unregelmässig
rund, mit brauner glatter Alembran versehen.
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