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 AV enn  wir  nun  den  Vcrsiicli  machen,  die  hier  besprochenen  und  gut  
 gekannten  Formen  der  Ascomyceten  einer  vergleichenden  Betrachtung  zu  unter-  
 ziehen,  und  liierfili-  die Verschiedenheit  der  Fruchtformen,  das  Vorkommen und  
 \  erhalten  der  verschiedenen  Fiuctiiicationen  und  ihre  EntAAucklung  und  Form-  
 ausbildung  besonders  berücksichtigen,  so  drängt  sich  sogleich  die Wahrnehmung  
 auf,  dass  bei  den  iu  llcde  stehenden Formen,  AvicAvohl  sie  systematisch möglichst  
 Aveit von  einander  abstehen  und  hiernach  den  3 Abthcüungcn  der  Disco-,  Fyro-  
 nomyccteii  und  Erysi])heen  angeliören,  doch  dieselben Variationen  Avicdcrkchreii,  
 und  dass  somit  eine  auffallende  Uebereinstimmung  in  der  mor])bol<)gischen  Dif-  
 ferenzirung  innerhalb  der  einzelnen  Abthcilungcn  und  in  der  Gesammtlieit  der  
 Ascomyceten  lierrscliend  ist. 
 E in   V e r g l e i c h   d e r  F r u c h tf o rm e n   im  A l lg e m e in e n   Av ü r d o   f o l g 
 e n d e   T D i t e r s e h e id u n g e n   zula ssoii:  1)  A s c u s f r ü c h t e   und  2)  C o u id ic u -  
 I r u c ti f ic a tio n c ii .  Die  ('onidien  treten  cntAvcder  an  fadenförmigen  Frucht-  
 trägem  oder  au  ('omhiiiatioiieu  von  diesen  in Eruchtlagerii  und  auch,  zAvar nicht  
 häufig,  in  Fruclitkörpern  auf, Avelche  in  der  Form  mehr  oder minder  an  die Aseus-  
 früchte  erinnern. 
 D ie   ( j o n i d i e n f r u e t i f i c a t i o n e n   lassen  sich  in  iliren  verschiedenen  
 formen  Avicdcr  in   2  A b th e ilu n g c n   g r u p j i i r e n ,   von Avelchen  die  eine  Sporen  
 besitzt,  die  k e im e n ,  die  andere  Sporen  trägt,  Avelebc  n i c h t   k e im u n g s f 
 ä h i g ,   h ä u f i g   s e h r   v e r g ä n g lic h   s in d . 
 Gehen  AA’ir  nun  A’on  diesen  1  nterschicden  in  der  Form  und  in  dem  Vorhalten  
 der  Fruchtformen  aus,  so  würde  hei  den  (-rwälinten  Formen  der  Ascomycctcn  
 d a s   V e r lu l l tn i s s   d e r   F r u c h t f o rm e n   e in e s   l’i l z e s   u n d   d e r   
 F ru c h tfo rm e n   d e r   v e r s c h ie d e n e n   F i l z e   zu  e i n a n d e r   sicli  folgender  Art  
 hcrausstellcn : 
 1)  Generationen  von  Conidien  folgen  auf  einander,  dann  treten  neben  
 diesen  die  Ascusfrüchte  auf,  z.  B.  Aspergillus,  Fenicillium. 
 2)  Die  lleihengencrationen  von  Conidien  Averdcn  von  einer  Ascusfrüchte  
 b ild e n d e n   a b g e lö s t,  z.  B.  Claviccps,  Cordiccps. 
 3)  Es  Averdcn  nur  Ascusfrüchte  erzeugt  ohne  Conidien,  z.  B.  Ryparobius. 
 4)  Die  Conidien  treten  allein  auf  olmc  Ascusfrüchte,  z.  B.  Pycnis  sclerotivora  
 und  Aspergillus  niger  und  flavus,  bei  Avelcben  sich  rudimentäre  
 Anlagen  von  Pcrithecien  zeigen. 
 5)  Die  Ascusfrüchte  sind  von  nicht  keimenden  Conidien  begleitet,  z.  B.  
 Peziza  tuberosa,  Sordaria,  Chaetominm  ctc. 
 Um  über  den AVerth  d e r  v e r s c h i e d e n e n   E r n c h tfo rm e n   ein Urtheil  
 zu  gcAAÛuncn,  ist  in  erster  I-iinie  ihre  EntAvicldungsgcschichte  und  das  Verhalten  
 der  Sporen  zu  llathe  zu  ziehen. 
 Diese  lehrt  zunächst,  d a s s   d i e   C o n id ie n tr ä g c r .  C o n id ic n la g e r  u n d   
 F r ü c h t e   u n g e s c h l e c h t l i c h   e n t s t e h e n .   In  den  fädigeii  Trägern,  in  den  
 Fruchtlagern  und  Eruchtkörpcrn  ist  der  Uebergang  von  einfacher  zu  hochdiff'e-  
 renzirter  Couidienfructification  unverkennbar.  —  Die  verschiedenen  Conidien-  
 formen Avurden  5ils  kciinfäliige  uml  nicbtkeimfäliige  unterschieden.  Diesem Unterschiede  
 in  der  Function  entspricht  keine  morphologische  Uiitcrscheidharkeit').  
 Nehmen  Avir  das  morjihologische Aloment  als  maassgebend  an,  so AVÜrden Avir  sie  
 alle  als  liomologe Eriichtfornien  betrachten  und  aiiiiehmen  können,  dass  die  einen  
 noch  normale,  die  anderen  rudimentäre  Bildungen  sind,  in  Avelchen  die  Keimkraft  
 erloschen  ist.  Dieser  letzteren  Annahme,  Avelchcr  ich  mich  frülier  an-  
 gcschlüssen  habe*),  s td it  die  ErAvägung  gegenüber,  ob  n i c h t   e tw a   d ie   n ic h t  
 k e im e n d e n   C o n id i e n   g e s c h le c h tlic h e   m ä n n l i c h e   S p o r e n ,  und  darum  
 für  sich  keiner Entwicklung  fähig  sind.  Hier kommt  das  physiologische Alomcnt  
 in  Frage,  cs  handelt  sich  um  die  Function. —  D ie   s äm m t l i c h e n  B c o b a c h -   
 tu n g e n   e r g a b e n  v o r h i n ,  d a s s   d i e s e  C o n id i e n   k e i n e   F u n c t i o n   h a b e n . 
 ')   C o rn u  lu it   h ie r ü b e r   n e u e r d in g s   e in e   M it t h e iln n g   g em a c h t .  R e p r o d u c t io n   d e s   A s c om y c è t e s ,   
 S t y lo sp o r e s   c t   iS p o rm a tie s,  A n n .   d .  s c ie n c .  n a t .  V I .   S é r ie ,  I I I .  B d . 
 9   B r e f e ld ,  S c h im m e lp il z e ,  H e f t   III.