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 Culturrcilicn  oft  grössere  Sprosscolonien  gesehen,  von  welchen  in  Fig.  10  ein  
 Beispiel  gezciclinet  ist.  Nur  äussere  Momente  bestimmen  ein  frühes  Zerfallen  
 der  l'onidiensprossc  oder  die  Bildung  dor  grossen  Colonien,  z. B.  die Boschaffoii-  
 lieft  der  Nälirlösung,  langsames  AVaclistlmm  bei  etwas  niederer Temperatur  etc.  
 .An  den  älteren Cnlturen  verfolgte  icli  immer  wieder  die  Fadenauskeirnung.  Sie  
 trat  nur  am  Rande  des Cultnrtropfens  an  den  einzeln gelegenen Conidien  ein,  die  
 Masse  blieh  nngckeimt  als  Hefe  liegen.  Icli  hebe  diesen  Umstand,  dass  die  
 Hefczcllen  liier  niclit in  Fäden  auskcimten,  ganz  besonders  liervor, mit Rücksiclit  
 auf  die  bis  daliin  bestehenden  Auffassungen  über  die  Selbständigkeit  der  Ilefenpilze. 
   Kein Mensch wird  zweifeln,  dor  diese  unter Flüssigkeit passiven Hefen  sieht,  
 nnd dann  ihre  lebhafte Sprossung in Nälirlösung beobachtet nnd  immer wieder sieht,  
 wie  die  Hefen  niclits  machen  als  Sprossungen,  dass  es  sich  hier um  eine  typische  
 Sprosspflanzc  handelt; — nnd  docli kann  nichts  falscher  sein  als  diese Auffassung.  
 Die  liier  vorliegenden  Hefen,  welclie  sciiciiibar  nichts  können  als  sprossen,  sind  
 keine  selbständigen  Fffanzenfornieii;  sie  sind  die  Conidien  des  Maisbrandes,  die  
 sich  in  unendliclier  Sprossung  vermeliren,  sie  sind  ausgezeichnet  durch  ihre  be-  
 stimipte  und  eigenartige  Form,  wie  die  des Antlicren-  nnd  des  Staubbrandes,  (man  
 vergleiclie  die  specielle  Ausführung  in  der  letzten  Abhandlung  dieses  Buclies). 
 Verscliiedene  Male  liabe  ich  am  Rande  der  durch  Sprossung  erscliöpften  
 Cbjecttrügerculturen  die  Conidien  in  Luft  aussprossen  und  in  dieser  Sprossungen  
 in  Reihen  bilden  sehen  (Fig.  15).  Leider war  die  lsolirung  dieser Conidiensprosse  
 aucli  liier  unmöglich,  und  damit  bleibt ilire Bildung  eine  wahrschcinliclie')  ;  wir  
 werden  aber  in  dem  Ustilago  destruens  bald  einen Brandpilz  kennen  lernen,  der  
 d ie s e lb e n   S p ro s s u n g e n   in   L u f t  typiscli  macht,  welche  andere  Brandpilze  
 ausschliesslieh  in   N ä h r l ö s u n g e n   bilden. 
 Soweit  bis  jetzt  die  Beobachtungen  sämmtlicher  Mykologen  reichen,  sind  
 die Conidien, welche  als  ausschliessliche  Fructification  in künstlichen Nälirlösungen  
 so  unerschöpflich  gehildet  werden,  in  den  Nährpfianzen  niemals  angetrofi'en  
 worden.  Auch  hier  scheint  also  d ie   S p o r e n b ü d u n g   n u r  in   d e r  N ä h r- 
 ')  I c h   m u s s   ab e r   b em e r k e n ,  d a s s   s i e   e in e   ü b e r a u s   w a h r s c h e in li c h e   i s t ;   s o w o h l  d ie   C o n id ie n   
 w ie   a u c h   d ie   F r u c h t tr ä g e r   a u s   d e n   S p o r e n   h a b e   ic h   d ir e c t   z u   d e n   e rw ä h n te n   B i ld u n g e n   in   L u ft  
 a u s s p io s s e n   s e h e n ;   d ie   L u f t c o n id ie n   k o n n t e n   n u r   n ich tr   m it   S ic h e r h e it   is o l ir t   u n d   d a n n   in   d e r   C u ltu r   
 w e it e r   v e r f o lg t   w e r d e n . 
 p f la n z e ,  dio  F o r tp f la n z u n g   in   G o n id ien   n u r   in  k ü n s tlio lie r   (  iiltu r   zu  
 e r f o lg e n ,  d.  h.  a u s s e r h a l b   d e r   N ä l i r p f l a n z e . 
 Wir  dürfen  annehmen,  dass  die  A^ermehrnng  des  A la isb ran d e s   tn   
 C o n id i e n   anch  in   d e r  N a t u r   an  allen  Stellen  vor  sich  geht,  wo  die  Sporen  
 Nährstoffe  antreffen,  Die  Conidien  bilden  sich  fast  in  allen  Nähiiösungcn;  es  
 können  also  dieselben  Entwicklungsbeerde  für  die  Conidicnsprossung  in  dor  
 Natur  angenommen  werden,  anf  welche  früher  im  Allgemeinen  und  vorhin  
 beim  Flugbrande  des  Getreides  noch  specicll  hingewiesen  wurde,  namentlich  
 der  Alist  der  mit  Aiais  gefütterten  Thiere. 
 Die  leichtere  Auskeimung  der  Si>oren  im  Frühjahr,  das  Bedürfniss  einer  
 lluheperiode  für  ihre  Auskeimung  in  AA'asser,  lässt  schliessen,  dass  der  Alaisbrand  
 als  Parasit  etwas  mehr  adaptirt  ist  als  der Flugbrand.  Bei  diesem  keimen  
 die  Sporen  in  AVasser  sofort,  wenn  sie  feucht  werden,  bei  jenem  im  Frühjahr  
 zur  Zeit  der  Aussaat  des  Mais.  Die  Auskeimung  der  Gonidien  in  Fäden  wird  
 in  der  Natur  wohl  allgemein  e intreten,  da  die  Bedingungen  hierfür  günstiger  
 sein  dürften,  als  bei künstliclien Gnlturen  in Nährlösungen.  Alit  den Fäden  dringt  
 der  Pilz  in  die  Nährpffaiizen  ein. 
 Die  Sporen  des  Alaisbrandes  behalten  viele  .Jahre  hindurch  ihre Keimkraft  
 bei.  Es  ist  aber  bemerkenswcrth,  dass  sie  nach  zwei  .Jahren  in  AVasser  schon  
 nicht mehr,  dagegen  sofort wieder  in Nährlösung  auskeimen. —  Ich  erhielt  nachträglich  
 vom Ii. Prof. Kühn Aiaisbrandsporen  aus  dem  .fahre  1875  zugesandt,  wcdche  
 ich  in  diesem  Frühjahr  auf  ihre  Keimkraft  prüfte.  Die  Sporen keimten  niclit  in  
 AVasser,  aber  anf  Zusatz  von  Nährlösung  fast  allgemein  aus;  es  dauerte  nur  
 5— 8 Tage,  also  eine  viel  längere  Zeit  als  früher,  his  die  Keimung  erfolgte,  die  
 Keimlinge  waren  aber  ebenso  lebenskräftig wie  die  von jüngeren  Sporen.  —  Die  
 Hefeconidien  des  Alaisbrandes  sind  zarter  nnd  vergänglicher  als  die  der  vorigen  
 Brandpilze.  Sie  keimten,  trocken  aufbewahrt,  nach  5  AATchen  nicht  mehr  a u s :  
 bei  feuchter  Aufbewahrung  vergingen  sie  in  der  Zeit  von  4  AVochen. 
 Nach  der  ausführlichen Alittheilung  der Untersuchungen  des  Beulen-  und  
 Flngbrandes,  die  unsere  wichtigsten  Cnlturpfianzcn  befallen  und  zerstören,  will  
 ich  nun  zunächst  eine  Anzahl  Brandpilzformen  folgen  lassen,  welche  nicht  auf  
 Culturgewächsen  vorkoinnieii,  sondern  auf  anderen  krantartigen  Pffanzen.