Peziza tuberosa und P. Scleiotiornin.
N a ch der Beendigung meiner TTntersuclmngeii über rcnicillium ') im Jahre
1873 liabc icb die Arbeiten über Ascomyceten fast 2 Jalire liegen lassen nnd
erst im Frülijalir 1875 wieder aufgenommen.
Das erste Object, mit welchem ich mich daun beschäftigte, war Peziza
tuberosa Bull."), wclclio auf dem Anemonenboete des bot. Gartens bei Berlin
reielilicli und, wie mir A . Brmm damals sagte, seit längerer Zeit alljährlich zum
\ orsehein kam. Die Sclerotien, welche sich an den Rhizomen der Anemonen
im T orjahrc gehildet hatten, waren in schönen Bechern, die über die Erde
kamen, znr Keimung gelangt. Icb fing aus ihnen die ejacnlirtcn Sporen auf
lind ciütivirto sie in Nährlösung. Sie bildeten grosse, reich verzweigte und scp-
tirte Mycelien, wie andere Ascomyceten. Ich übertrug sie auf pilzfrei gemachtes
Brod, welches mit Nähriö.sung durchtränkt war, wo sie 8 Tage lang in grösstcr
Ucppigkeit weiterwuchsen. Auf ihnen zeigten sich zunächst an Stellen, welche
die AVand des Culturgefässes berührten, kleine fast schwarze Wärzchen in der
Grösse eines Nadelknopfes (Fig. 15 Taf. IX). Sie gingen von einzelnen Eäden
ans und waren aus diesen durch reiche Verzweigungen entstanden, die einseitig
gewendet und kurz geblieben waren. Sie glichen in ihrer Form einem Pinsel
und hafteten so fest an der Unterlage, wie es andere Haftorgane zu thun ptlegen.
9 S c h im m e lp il z e , I I . H e f t .
2) U e b e r d i e s e U n t e r s u c h u n g u n d d ie f o lg e n d e h e b e ic h in d e r B o t Z e itu n g 1 8 7 6 . R o . 4
m m e in e r A b h a n d lu n g a b e r d ie B a s id iom y c e t e n e in e k u r z e N o t i z g e g e b e n , u n d d i e s e d a n n a n f d e r
N a tu r f o r s c h e r v e r s am m lu n g in H a m b u r g . S e p t em b e r 1 8 7 6 I ß r u f d i , M y c o lo g is c h e U n t e r su c h u n g e n )
e tw a s w e it e r a u s g e fü h r t .
Bald iiaeh ihiieii trat eine Eructifieatioii auf, welche den Conidieiihildungcn
anderer Ascomyceten in Form und Bildung ciitspradt. llir Ersclieincn, anfangs
deutlich an einzelnen Fäden, wurde bald so massenhaft, dass sie sicli zu Knäueln
vereinigten, wclclic die Giüssc einer Nuss erreichten, und sowohl an der Olier-
fläclic wie im Innern in unregelmässigen Gängen Conidien in grösser Menge
abschiiürten, die dann durcli Sehleiiii verklebt in Trö])fchcn au der Oberfläche
sich sammelten. Die Bildung der Conidien geschah, wie an den einzelnen noch
freien Fäden deutlich zu erkennen war, durcli Ahsclinürimg auf fiaschenförmigen
Stcrigmcn (Fig. 17), welche erst vereinzelt, dann iu unrcgelinässigcr Folge inimei
dichter aus den Fäden sprossten, bis sie oft palissadenartig nebeneinander standen.
AViewolil ich auf den einzelnen Stcrigmcn nie mehr als eine Conidie fand, liess
doch ihre Massenerzeugung mit Sicherheit schliessen, dass sic reihenweise ah-
geschnürt wurden, dass aber die Ketten sclmcll zerfielen 'Fig. 16 2). Durcli eine
Variation in der Cultur, welclie die continuirliclic Beobaclituiig eines Fadens ermöglichte,
war die succedane Sporenabsclinünmg leicht zu verfolgen (Fig. 18), sie
dürfte nicht minder ergiebig sein, wie die von Penicillium oder Aspcrgfillus. Die
Conidien, klein, rundlicli mit einem Fctttröpfchcn im Imicrn, 0,003— 4 Mm.
gross (Fig. 17c), keimten niemals, nicht sogleich, nicht nach kürzerer oder
längerer Ruhe, mochte die Nährlösung verdünnt oder concentrirt sein. AA'ohl
aber wuchsen zufällig mit abgetrennte Stcrigineii oder die Fadonzellcii. worauf
sie sasscii, zu neuen Mycelien aus, wie ich cs ähnlich bei den Stäbehen der
Basidiomyceten früher bcschrichon habe (Fig. 19.
Nachdem die Mycelien mehrere AA’ochen Conidien -) produeivt hatten,
begann die Bildung grösser Sclerotien, aus welclien die Bcclier keimen. Sie
wurden tlieüs in ihren ersten Bildiingsstadieii untersucht, thcüs reifen und später
anskcimen gelassen und hierbei, soweit das Alaterial reichte, niclits beohaelitet.
was für eine andere als eine rein vogctativo Entwicklung der Seloroticii wie der
Becher sxiracli.
Noch in (IcniRolhcn Sommer erhielt ich aus Ih-oskan ciniö-o kranke 'l’o])i-
nambnrpflanzen znr näheren Untorsucliung der Kranklieitsursaelie cingesandt.
') S c h im m e lp il z e , I I I . H e f t , p. ( 0 2 — 1 0 4 ,
9 D ie s e Ü o n id ie n s in d s c h o n v o n T ula sne .F u n g o n ir a Clm-pologia) g e fu n d e n u n d a b g e b i lc
t , e i h a t s i e b e i d e r T v e im n n g a-o ii A s c o s p o r c n a n d e n K e im s c h lä u c h e n g e f u n d e n , a\-o ic h s ie
n i em a ls g e s c b e n Im bc , a n d , iv on n lo b d ia S p o r e n in m ö g lic h s t v e r d ü n n t e r N ä h r lö s n n g k e im e n l ie s s .
U riM p lii, Botan. Unteraudiiingeu. IV,