
Pycnis sclerotivora.
D i e Aiiskeiimmg der vSclcrotien zn den Bcelier tragenden Kenlen hatte
in dein ersten Ab.sclniitte der Versuclic einen durchaus regelmässigen Verlauf
genommen, als nach etwa 8 Monaten eine andere Art der Keimung nllgemein
wurde. — Es zeigten sich an der Obcriiächc der Sclerotien kleine warzenartige
A'orsxn'üngc von sclnvarzcr Farbe, Avclche sie rauher als sonst erscheinen liosscn
(Eig. 1, Taf. X). AVurdon sic abgCAvaschen, so crscliicnen sic hald wieder, so
lange, bis die Sclerotien, Avelche in solchen Fällen niemals Becher zur vollen
Reife ansbildeton, crschöiift Avarcn. Auf feinen Schnitten erwiesen sich die
selnvarzen AA'arzen als E ruchtbehälter mit schwarzem Gehäuse nnd einer axhealon
Oeffnung für den Austritt der S^iorcn (Fig. 12). Die neuen Fruchtkörxior hatten
alle Charaktere einer Pycnide nnd xiräliminarc Beobachtungen, nach welchen
diese Pycniden aus den Sclerotien zu wachsen schienen Avie sonst die Becher,
dabei in fortschreitender Bildung ihre Substanz verzehrend (Fig. 2), Hessen mit
AA'ahrschcinlichkeit schliessen, dass die gefundenen Pycniden dem Entwicklungsgänge
der l’eziza angchörten. Die Sache jiasste um so schöner, als damit zu
der Peziza die dritte und zAA^ar AvahrscheinHch die ungcschlcclitliche Eruchtform
hinzukam, Avährend dann die beiden anderen als gcsclilcchtlichc, männliche und
Avcihliche Früchte mit der Clansei zu deuten sein Avürden, dass bei den Aveib-
licben die Geschlechtlichkeit verscliAvunden nnd damit zugleich die männlichen
rudimentär gcAvorden seien.
So gi-oss die AVahrschcinHchkeit dem anatomischen Befunde nach auch
erscheinen mochte, so sclir die Analogie die Zugehörigkeit der Pycniden zu der
Peziza aucli zu stützen verraoclitc, cs kann glcicliAvohl nichts falscher sein, als
diese Deutung, Avie dies die nachfolgende Untersuchung ergeben A\nrd.
Die S p o r e n d e r l’ y c n id e n (Fig. ó), Avelche in Form schleimiger'l’röpf-
chcii aus deren Oofiiiungcn austreten, lassen sich leicht rein für die Cultur gc-
wiiuien. Sie keimen in Nährlösung zu grossen reich s e p t i r t e n M y c e l i e n
aus (Fig. 4— Kl). Die Fäden derselben sind nicht mehr, als ctAva halb so dick,
Avie die von Peziza. Nach Inhalt und VerzAveigung Aveichen sie durchaus a o u
diesen ab, dabei Avachseii sic in der gleichen Nährlösung nicht halb so sclmcll
Avic diese. Die Fäden bleiben 8 'l'ago lang arm an VerzAveigungen und haben
i'tAvas sparriges nnd starres in ihrem Verlaufe. Nach dieser Zeit beginnt d ie
F r u c t i f i c a t i o n , die Anlage der Pycniden und zAvar vorzugSAvei.se im Verlaufe
der l[a.u])tmycelßldcn. Diese erAveitcrn sich an einzelnen, nicdit lang aiisgedeliii-
tcn Stellen um das 2—4fache zu kolbenartigou AnscliAvellungen, Avelclie gleich
nachher von vielen SchcideAvändcn durclisctzt werden (Fig. (5—10). Die schmalen
meist fiacdien Zellen, in welche hierdurch der Faden gctheilt ist, sxn-osscn unmittelbar
zu Seitenästen ans, die dicht zusammengestellt sind und im rechten
Winkel sparrig abstehend die junge Fruchtanlage leicht kenntlich machen. Zu
den ersten ScheiclcAvänden, Avelchc die erAveiterten Fadenthoilc senkrecht zu ihrem
Verlaufe durchsetzen, kommen nun, wenn die Scitcnäste gebildet sind, andere
Wände hinzu, die schräg zu den ersten ansctzcn und so die Bildung eines eclitcn
GcAA^ebcs cinloiten. F'ortdauerndes AVaclisthum und uiiregchnässigc 'l'heilungcn
nach allen Richtungen, die sicli vorzugSAVoise auf die mittlere, nach oben gelegene
Partie dos jungen GeAvebecomxilexes concentrircn, erheben diesen bald
über den Faden. Den durch 'Theilung neu gebildeten, am Aussenrandc liegenden
Zellen ist cs Avoiterhin eigen, hy^ihenartig auszusju-ossen und die Zahl der
lly])hcn zu vermehren, die haarartig den GeAvebekcrn einhüUcn (Fig. IF . AA'o
sich diese Ily^ihen an jungen Stadien der Frucht seitlich berühren, können sie '
gewebeartig vcrAvachscn, und oft sicht cs aus, als oh diese A'erAvachsungen den
A n fan g d e s G ew e b e k e rn e s überhaupt bildeten. In den nächsten Stadien
bat die Anlage eine kugelige Form crreicbt nnd sitzt gallenartig dem Faden anf.
Diese F’ormausbildung ist kaum anders denkbar als durch eine BeA'orzugung der
jeweils oberen ZeUen in ihrer A’^crmcbrung durch 'Theilung. Die stärksten A'''cr-
grosscrungen lassen auf den feinsten Durchschnitten nichts anderes als eine
g l e i c h m ä s s i g e c o m p a c t e G cA v e b sm a ss e erkennen. Dieser Zustand geht
aber mit der Avcitercn A'ergrösserung verloren.
Der GcAvebekörpor wächst um das A^ielfachc seiner Grosse aus, behält