fang in der Systematik gelten, und es bedarf nur der genügenden Zeit und
Hülfskräfte, um sie in diesem Sinne auf den grösseren I'mfang auszudebnen.
So nahe es mir selbst nun auch lag, diesen einmal geebneten nnd leichteren
’\\'eg für fernere Arbeiten zu verfolgen, so wenig cnts])rach ein solcher
I'orsehuugsgang meinem Sinne. Noch sind ganze Abschnitte von eigenartigen
Formen in der Mykologie von den Culturmethoden unberülirt geblieben, und
es reizte mich mehr an diesen die Kunst neu zu versuchen. als in dem alten
Geleise fortzufalircn. Die Formen, welche ich hier zunächst im Auge hatt(‘,
sind die ty])isch jiarasitisch lebenden Pilze und zwar diejenigen, welche, wie
z. B. die Brand- und Kostpilze, auch zugleich eigene, besondere Typen im
System der Pilze zu repräsentiren scheinen.
Bereits in dem letzten Hefte dieses Werkes habe ich mich hei den Cul-
turmethoden dahin ausgesprochen';, dass mit dem Parasitismus der parasitischen
Pilze eine Adaptation der Parasiten an ihre "Wirthe sich geltend machen
dürfte. Diese Adaptation habe nach den verschiedenen Einzelfällen eine grössere
oder geringere Ausbildung erlangt. Die N'erschiedenheit in ihrer Ausbildung
bedinge zum Theil die verschiedenartigen Erscheinungen des Parasitismus. Zwischen
Pilzformen, welche als Parasiten auftretcn können und anderen, welche
n u r als Parasiten Vorkommen, finden sich mancherlei Abstufungen. Ais extreme
l''älle hezeichnete ich »Parasiten im engsten Sinne«, bei welchen die NVechsel-
beziehungen zwischen den "Wirthen nnd den Parasiten so weit ausgehildet erscheinen,
als ob die einzelnen Pilzformen für ihre Existenz an die bestimmten
NVirthe ausschliesslich gebunden seien, ln dem Maassc, als sich der Parasitismus
durch Adaptation vollkommener ausbildet, würde naturgemäss die Existenzßihig-
keit dieser Pilze unter anderen Lebcnsbedingungen, also die Lebensweise als
Saprophyten, als Bewohner todter organischer Substanz zurückgehen können. —
Ich vermuthete indess für die scheinbar weit fortgeschrittenen h'älle der Adaptation
bei parasitischen Pilzen auch damals schon*), dass die Constanz der parasitären
Eigenschaften nur eine geringe sein dürfte, dass also auch solche Pilze,
welche in der Natur nur auf bestimmten "Wirthen als Parasiten gefunden werden
und an diese für ihre Existenz gebunden zu sein scheinen, darum noch keineswegs
die Fähigkeit verloren haben würden, als Saprophyten zu leben.
') S c h im m e lp il z e , H e f t IV . C u ltu rm e th o d e n z u r U n t e r s u c h u n g d e r P i l z e , p . 3 0 — 3 3 .
2 1. C. d e r C u ltu rm e th o d e n .
Id i war niclit etwa willkürlich auf diese Gedanken gekommen, sondern
auf rationellem und Inductivem Wege, nämlich - im I.aufe meiner mykologischen
Untersuchungen. Es zeigte sich bei diesen, dass eine ganz beträelitlielie .Anzahl
von den verscliiedensten l ’ilzformen, welche in der Natur als Parasiten, d. ii.
auf Pflanzen oder Tliieren lebend angetroffen worden, in künstlicher Cultur,
z. B. iu geeigneten jiilzfreien Nährlösungen oder in sonstigen Substraten nicht
bloss ebenso gut wie auf itireii AVirthen, also auf den lebenden I’flaiizen oder
Thieren zu leben vermögen, dass sie sogar im Gegentheile noch viel üppiger
gedeihen, als es dort möglich ist.
Die künstliche Cultur der parasitischen Pilze gelang bisher in allen i allen,
die untersuclit wurden, wenn auch, was vorher zu sehen war, nicht immer mit
dem gleich günstigen Erfolge. Die Insecten bewohnenden Isarien und die Muscardine
wurden künstlich gezogen, ebenso verschiedene PezizCn, z. B. P. tnbe-
rosa und sclerotiorum, ferner der Pilz des Mutterkorns und die Rhizomorphen
des Agaricus melleus, welche das Getreide und die AA’aldbäume als Parasiten
bewohnen, und noch manche andere Eormen'}.
Auf Grund der gewonnenen Resultate nahm ich Veranlassung, in dem
IV. Hefte dieses AVerkes die weitere Vermnthung auszusprechen, dass cs wahrscheinlich
gelingen werde, auch andere, wenn nicht fast alle parasitischen Pilz-
formen künstlich zu ziehen, wofern man die Versuche nur riclitig anstelle").
Ich hatte dabei namentlich die parasitischen Pilze im engeren Sinne. also .. die
typischen Parasiten« int Auge, welche in allen ihren I ’ormen nur parasitisch Vorkommen
und bei welchen mit dem Parasitismus die Adaptation, also die engere
Wechselbeziehung der Parasiten zn iliren AVirthen einen besonders holten Cirad
der Ausbildung erreicht zu haben scheint. Als Formen dieser Art bezcichnete
ich die I'stilagincen nnd Uredineen, also Brand- und Rostpilzc, und die Pcro-
nosporecn.
Ich würde diese Verinntliung nicht geäussert haben, wenn ich iiiclit
schon weitere und noch bessere Anhaltspunkte, als die oben angefillirtcn. für
ilirc Richtigkeit gehabt hätte. Dabei leitete mich d-amals die Erwägung, dass
es mir selbst wohl niclit mehr möglicli sein wurde, mit einem einzigen, dazu
C; S c h im m e lp il z e . H e f t I I I . u m l IV .. d i e v o is o h ie d c n e n d o r t p u b l ic i t t t
2) 1. C. d e r D u ltu rm e ih o d e n .
i A b h a n d lu n g e n .