
 
        
         
		kranken  Auge  so  mühevolle  und  feine  Beohachtungen  auszuführen,  wie  sie  die  
 Tntersuchung  in  der  angedeutoten  Kichtung  erfordert,  ich  wollte  zugleich  mit  
 einer  s]ieciellen  Darlegung  meiner  Culturmethoden  anderen  Mykologen  die  Anregung  
 und  die  Mittel  geben,  den  Gedanken  aufzunehmen  und  zu  realisiren. 
 Dies  ist  indess  bisher  nicht  geschehen.  Inzwischen  ist  cs mir  selbst noch  
 einmal  möglich  geworden  zu  arbeiten  und  die  lange  verlassenen Untersucliungen  
 über  parasitische  Pilze  fortzusetzen. —  und  ein Erfolg,  wie  ich  ihn gleich  günstig  
 nicht  erwartet  habe,  wird  in  den  nun  folgenden Tliatsachen,  welche  ich  in Kürze  
 meinen  Untersuchungen,  namentlicli  der  nachstehenden  T^ntersuclmngsreihe  über  
 die  Brandpilze  entnommen,  den  Beweis  geben,  dass  der  Gedanke  an  die  künstliche  
 Cultur  der  parasitischen  Pilze  nicht  bloss  wissenschaftlich  berechtigt  ist,  
 dass  er  vielmehr  von  vornlierein  ebenso  natürlich  als  naheliegend  war,  und  dass  
 man  sich  nur  wundern  kann,  warum  er  nicht  früher  aufgekommen  und  praktisch  
 durchgeführt  worden  ist. 
 Ehe  wir  uns  zu  den  beobachteten  'Tliatsachen  selbst  und  zu  ihrer  Besprechung  
 wenden,  wird  es  aber  zuvor  nicht ohne  Interesse  sein,  einmal historisch  
 zn  verfolgen,  wie  sich  der  Gedanke  und  seine Ausführung  zn  den  früheren  und  
 zur  Zeit  geltenden  Auffassungen  über  die  parasitischen Pilze  und  namentlich  zu  
 den  Methoden  stellt,  welche  man  bis  jetzt  zur  Untersuchung  dieser  Pilze  angewendet  
 hat. 
 Bekanntlicli  hat  B.  Prerost'')  zuerst  die  richtige  Ansicht  über  die  parasitäre  
 Natur  der  Pilze  gehabt,  welche  in  den  landläufigen  Krankheitserschei-  
 nuiigen  namentlich  bei  unseren  Culturgewächsen  zu  Tage  treten.  Auch  die  
 Keimung  der  Pilzsporen  ist  von  ihm  zuerst  gesehen  worden.  Seine  Beobachtungen  
 wurden dann  von  TulameP),  und  KiikC)  und  von  de  Barg ^] auf  eine 
 *,  P ré vost.  Mém o ire   s u r   la   c ause   im m é d ia te   dé   la   C a rie   o u   C h a rb o n   d e s   b lé s .  M o n ta u - 
 b a n   1 8 0 7 , 
 9   Tulasne,  M ém o ire   s u r   le s   U s tila g in é e s   c om p a ré e s   a u x   U r é d .  A n n .  d .  s c .  n a t.  3 .  S é rie , 
 T om e   7 ,  1 8 4 7 .  —  S e cond  M ém o ire   s.  1.  U ré d in é e s   e t  le s   U s tila g .  A n n .  d .  so.  n a t.  4 .  S é rie , 
 T om e   2 .  1 854. 
 3:  K üA n .  D ie   K r a n k h e ite n   d e r   K u ltu rg ew ä c h s e ,  B e rlin   1 8 5 8 ,   u n d   sp ä te r e   A rb e ite n .  —   
 E in e   g an z   b e so n d e re   B e a c h tu n g   v e rd ie n t  e in e   A rb e it  K ü /in s   a u s   dem   A n fä n g e   de s  .Jahres  1 8 5 6   in  
 d e r   b o t.  Z e itu n g   ü b e r   d e n   R a p s v e rd e rb e r ,  S p o rid e sm ium   e x itio sum   K ü h n .  M it  d ie s em   P ilz e   h a t  
 Kühn  n ic h t  b lo ss  die   e r s te n   w is s e n s c h a f tlic h 'ex a c t  a u sg e fü h r te n   In f e c tio n e n   g em a c h t,  s o n d e rn   au ch   
 C u ltu rv e rsu c h c   a u f   Ü b je c tträ g e rn   b is   z u r   F ru c tific a tio n   e in g e le ite t. 
 '  de  Bari/,  U n te r su c h u n g e n   ü b e r   die   R o s tp ilz e ,  B e rlin   1 8 5 3 ,  u n d   sp ä te re   A rb e ite n . 
 beträchtliclie  Anzahl  von  Formen  ausgedehnt.  -   Als  die  Keimungen  b(>kannt  
 waren,  handelte  es  sich  darum,  die  Keimlinge  in  die  betreftendeii  Nährptlanzen  
 eindringen  zu  sehen  und  aus  den  eingedrungenen  Keimen  die  Fntwicklung  der  
 parasitischen  Pilze  in  den  Nähr])tianzcn  und  damit  zugleich  die  Krankheitser-  
 scheinungen  in  denselben  hcrzuleiten.  Die.s  ist  von  KühiC)  und  de  Barg'^  geschehen; 
   der  erste  machte  seine  Beobachtungen  bei  den  Brandpilzen  ete.,  der  
 zweite  bei  den Rostpilzen  und  anderen.  Natürlich  mussten  die  Pilzkeime  künstlich  
 mit  den  Nährpftanzeri  und  ihren  'Theilen,  an  welchen  man  das  Eindringen  
 vermuthete,  in  Verbindung  gebracht  werden,  wenn  die  \'ersuche  Erfolg  haben  
 sollten. 
 ln   dieser  Art  kamen  die  I n f e é t i o n s r a e th o d e n   auf.  Die  Pftanzen-  
 krankheiten,  bei  welchen  Pilze  im  Spiele  sind,  wurden  durch  Infection  mit  den  
 Pilzsporen  auf  das  Leben  der  Pilze  in  den  Nährpiianzen  ursächlich  zurückgeführt  
 und  dabei  zugleicli  die  fortschreitende  Entwicklung  der  betreffenden  Pilze  
 in  den Wirthen verfolgt. —  Die Methoden  der künstlichen  Infection  vervollkomm-  
 neten  sich  im  l>aufe  der  2 — 3  Deceiiiiien,  seit  welchen  sic  angeweiidet  sind,  
 schrittweise.  Kühn%  de  Bargß,  Wolf-'),  Woronm^)  und  andere  waren  vorzugsweise  
 in  dieser  Richtung  thätig,  auch  ich  selbst^  liabc  die  Infection  bei  lii-  
 secten  bewohnenden Pilzen,  den Entomophthoreen,  z.  B.  hei  dem  Pilz  der  Stubenfliege, 
   Empusa "Muscae  und Verwandten  mit  besonderen  Variationen  angewendet. 
 Es  handelte  sich  dabei  immer  um  die  zwei  Hauptmomente,  erstens  zu  
 ermitteln,  wo  und  wie  die  Pilzkeime  eindringen,  dann  zweitens  die Entwicklung  
 des  Pilzes  und  das  Eortsclireitcn  der  typisclien  Erkrankung  der AVirthe  von  den  
 eingedrungenen  Pilzkeimen  lückenlos herznleiteii.  In  vielen Fällen,  wo  dies genau  
 zu  verfolgen  seine  besonderen  Sehwierigkeiten  hatte,  wurden  zugleich  Control- 
 9   s .   N o te   3  v o r.  S e ite . 
 9   S.  N o te   4  v o r.  S e ite . 
 9   K ü /m ,  E in d r in g e n   de s  ü e tr e id e b r a n d e s   in   die  N äh rp fia n z e n .  S itz u n g sb e ric h te   d e r  n a tu r f .  
 G e s e lls c h a ft  in   H a lle   a /S .  1 874, 
 •»)  de  B a r y ,   R e c h e rc h e s   s u r   le   d év e lo p p em e n t  de   q u e lq u e s   c h am p ig n o n s   p a r a s ite s .  -Ann.  
 d .  sc.  n a t.  4 .  S é rie ,  Vol-  20. 
 5)  W o lff,  B ra n d   d e s   G e tre id e s .  H a lle   IS 7 4 . 
 *')  JJ’oronin,  B e iträg e   z u r  M o rp h o lo g ie   d e r  P ilz e .  5 .  R e ih e .  188 2 . 
 9   B r e fe ld ,  U n te r s u c h u n g e n   ü b e r   die   E n tw ic k lu n g   d e r  Em p u s a   M usc a e   u n d   E .  r a d ic a n s .  
 A b h .  d e r  n a tu r f .  G e s e lls c h a ft  in   H a lle .  Bd.  X I I .  1 8 7 1 .