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 T a f e l  IV ,  F ig .   1 7— 2 1 . 
 Erst  vor  wenigen  Jahren  wurde  dieser  Brandpilz  vom  Herrn  Dr  Beck*)  
 aus Wien  anf Betonica Alopecurus  L.  anfgefunden.  Der Autor  hatte  die  Freundlichkeit  
 im Herbst  1881  frisches Alaterial  des Pilzes  an mich  zu  schicken.  Aehn-  
 lich  dem U.  antherarum  bewohnt  dieser Brandpilz  die  Antheren  der  Nährpilanze.  
 Er  sieht  dem  Anthcrenbrande  äusserlicli  sehr  ähnlich ;  die  Sporen  sind  etwas  
 grosscr  (8— 15  g)  und  dunkler  als  bei  diesem,  nnd  die  netzförmigen  Alcmbran-  
 ■i^orsprünge  sind  der  Grösse  entsprechend  weiter. 
 D ie   K e im u n g   d e r   S p o r e n   in  AA'asser  mit  einem  Promycel  und  Sporidien  
 dürfte  wohl  schon  bekannt  sein.  Die  Sporen  keimten  in  AA'asser,  wenn  
 auch  nicht  allgemein,  zu  jeder  Zeit  aus.  Die  meist  dreizelligen  Fruchtträger  
 bildeten  viclfacli bis  zur Erschöpfung  des  Inhaltes  der  Zellen Conidien  aus,  welche  
 schon  an  dem  Ernchtträger  oder  von  diesem  abgefallen  Secnndärconidien  aussprossten. 
   Die  Form  dieser  Conidien  war  eine  läiiglich-cylindrisclic,  die  Enden  
 etwas  stumpf  abgerundet.  Sie  waren  träge,  fusionirten  mehrfach  zu  zweien  nnd  
 bildeten  dann  anch  wohl  einen  kurzen  Keimfaden  aus  T'af.  I\^,  Eig.  17). 
 Die  Fruchtträger,  welche  bei  der  Keimung  der  Sporen  in  AVasser  ihren  
 Inhalt  für  die  Bildung  weniger  Conidien  erschöpften,  setzten  bei  Z u s a t z   v o n   
 N ä l i r lö s u n g   die  Conidieriproduction  nnunterbrochen  fort  bis  zur  Erschöpfung  
 des  Substrates.  Die  Conidien  blieben  länger  an  den  Fruchtträgern  sitzen  und  
 bildeten  an  diesen  durch  secundäre  Sprossung  förmliche  Conidienniassen,  welche  
 die  Fruchtträger  ganz  bedeckten  (Fig.  18).  AA'enn  sie  abgefallen waren,  so  setzten  
 sie  die  Sprossung  in  den Nährlösungen unbegrenzt  fort.  Es wurden hierbei  hefenartige  
 Colonien  gebildet,  die  nicht  gar  zu  grosse  Dimensionen  aiinahmen  und  
 dann  zerfielen  (Eig.  19).  Die  Gestalt  der  Conidien  war  dieselbe  wie  bei  den  
 Keimungen  in  AA^asser.  Sie  bildeten  sich  nur  voller  und  grösser  (—  10— 15  ¡o.  
 Länge  und  3—7  g Breite)  aus,  so  lange  sie  reiche Nahrung  fanden;  dann  nahmen  
 sie  an  Grösse  ab,  behielten  aber  dieselben  Formumrisse  bei.  Alit  der  völligen  
 Erschöpfung  der  Nährlösung  zerfielen  die  Sprossungen  in  einzelne  Conidien,  die  
 nun  paarweise  fusionirten  (Fig.  20).  Die  Fusionsfäden  wurden  meist,  wenn  auch 
 9   V e r h a n d l.  d e r   z o o lo g is c h - b o t a n i s c h e n   G e s e l ls c h a f t   i n   W i e n   1 8 8 0 , 
 nicht  immer  an  den Enden  getrieben,  die Verbindung  mit  den  anderen Conidien  
 konnte  aber  an  beliebigen  von  dem  Eusionsfaden  getrofl'enen Stellen  geschelien.  
 Die  verschiedenen  Formen  der Verbindung,  wie  sie  in dieser Art  eintreten können,  
 sind  in  den  Figuren.  20  und  21  wiedergegeben.  Es  fusioniren  gleich  grosse  
 und  in  der  Grösse  beträclitlicli  verscliicdene  Conidien  mit  einander,  ebenso  
 ist  die  Eadenverbindiing  bald  kurz,  iiakl  lang.  Die  paarweise  Verbindung  ist  
 die  liäuiige,  aber  nicht  die  einzige,  es  finden  sidi  auch  3  oder  4  Conidien  verbunden  
 vor  (Fig.  20). 
 D ie   F u s io n ir im g   erfolgt  nur  dann,  wenn  aus  Alangel  an  Nälirstoflen  
 die  Sprossung  stille  steht.  Bei  erneutem  Zusatze  von  Nährlösung  sprossen  die  
 Zellen  sofort  weiter,  und  es  kann  durch  zureicliende  Nährstoffe  die  Fiisionirung  
 verliindert werden.  Die  Conidien,  welclie  fusioniren,  sind  also  keine  Geschleehts-  
 zellen,  welclic  für  sich  der Entwicklung unfähig  sind  und  durcli  die  Fusioiiirung  
 wieder  entwicklungsfähig  werden:  sie  sind  für  sich  unbegrenzt  entwicklungsfähig, 
   wenn  sie  nur  ausreichend  ernährt  werden,  ln   einer  längeren  Rcilie  von  
 Culturen,  welche  ieh  zur  Fortentwicklung  der  Couidiensprossuiigeii  als  Hefen  
 4 Wochen  limdurch  fortsetzte,  habe  icli  mit  dem  jedesmaligen  Stillstände  iu  der  
 Sprossung  aus  Mangel  an  Nährstoft'en  die  Fusionirimg  der  Conidien  eintreten  
 sehen,  sie  liörte  aber  auf,  so wie  neue Nährlösung  zugefülirt wurde  und  trat überhaupt  
 nicht  ein;  wenn  stets  iür  frische  Nährlösung  und  somit  für  andauernde  
 Vcnnehruiig  der  Conidien  durch  Sprossung  gesorgt  wurde. 
 D ie  A V irk u n g   d e r   m e is t  p a a rw e is e n   F u s io i i i r u n g   d e r   C o n id ie n   
 trat  aber  im  Verlaufe  der  weiteren  Entwicklung  der  Fnsionspaare  erkennbar 
 licrvor.  __  AA'ährend  die  einzelnen  Conidien  nur  kurze  Kcimscliläuche,  die  Fusionssohläuchc, 
   zu  bilden  vermögen,  treiben  die  verbundenen  Paare  unglcicli  
 grössere  und  längere  Fäden  aus,  wenn  sic  nacli  der  Erschöpfung  der  Nährlösung  
 in  dieser  vcrbleihen  (Fig.  21  a und  JA  Man  kann  die  Fnsionspaare  mit  Siohor-  
 iieit  an  den  Keiniscliläuclioii  aiiffinden,  die  sic  trciheii.  Diese  Keimschläuclie  
 waclisen  fort,  wie  die Keimscliläuclie  dor  iinverhundeiien  einzelnen  Conidien  vom  
 Beulen-  und  Stauhbrande  (vergl.  Fig.  14).  Die  Fnsionspaare  entleeren  sich,  wenn  
 der  Faden  länger  wird,  dann  wird  er  selbst  nach  liinten  leer,  indem  er  nacli  
 vorn  länger  answächst:  dies  gellt  bis  zur Erschöpfung  fort  (Fig.  21  ii).  Es  reicht  
 also  der  Inlialt  einer  Conidie  niclit  für  einen  längeren  Keimfaden  hin:  erst  
 2  verbiindciio  Conidien  sprossen  einen  langen  Faden  aus.  Die  Fusionirung  liat