
pliologischer und physiologischer Momente eingehender zu berücksichtigen, die
den Pilzen vorzugsweise eigenthümlich sind.
Die Pilze sind chlorophyllfrcic Püanzcn, welche sich ihre organische Nahrung
nicht selbst machen wie die grünen Pflanzen, sondern anf bereits vorhandene
organische Substanz hingewiesen sind, -welche, mag sie von Pflanzen oder
Tliieren hcn-üliron, von den »Tüncn l ’itanzcn ursprünglicli abstamint. Das Vorkommen
der Pilze in der Natur ist Inernacli ein beschränktes. Sie leben dort,
wo sie Nalirimg bilden, und verschwinden wieder, wenn sie verzehrt ist, um sicli
an anderen günstigeren Stellen neu anzusiedehi. — Die meisten Pilze sind .haiid-
pttanzen, wenige leben im Wasser oder amphibisch. Das Wasser besitzt nur
dann die Fähigkeit Pilze zu ernähren, wenn es nach iinsern Begriffen schmutzig
ist, d. h. wenn es organische Substanzen enthält, welche von abgestorbenen
Pflanzen oder Thiercn herrühren'). Als Landpflanzen ist für sie die Atmosphäre
das Medium, durch w'elchcs sie sich mit ihren Sporen verbreiten. In der Luft
sind die versdücdcnsten Pilzkeimo ein Bcstandthcü dessen, was man »Staub« nennt.
Die von den Eiitwicklungsheerden oder den erschöpften Standorten durch atiiio-
sphärisclie Einflüsse, namentlich durch Wind, aiifgetrieboiien Sporen scliwimmcii
als Staub in der Luft, bis sie sich bei Windstille abgesetzt haben, oder durch
liegen auf den Boden niedergeschlagen werden. Man braucht nur den Staub
zu untersuchen, der an beliebiger Stelle sich gesenkt hat, und man wird Pilz-
keimc aller Art finden. In dem gefallenen Staube ist die Analyse der Inifh
auf fixe Bestandtheile resp. Pilzkeime am besten und roinliclisten auszufflliron.
Man hat auch wohl versucht sie mit Hülfe von Baumwollenpfropfeii zu machen,
die man als FUter anwendet; aber hier muss man die Piizkcime unter ändern
Staubtheilchen erst an der Baumwolle aufsuchen, dort bat man sie im Staube
reinlicher ohne sie.
D ie g ro s s e V e r b r e i tu n g cler P il z s p o r e n in u n d d u r c h d ie A tm o s
p h ä r e wäre nun nicht wohl denkbar, wenn sie nicht durch besondere Ibn-
stände begünstigt würde, Umstände, welche wieder in morpliologischen und
biologischen Eigonthümlicbkeiten der Pilze begründet sind. — Die Sporen verbreiten
sich um so leichter, je kleiner sie sind; und mit je geringerem Stoffaufb
V o n p a r a s it is c h e n P i l z e n , d i e a u c h im W a s s e r a u f A lg e n u n d ä n d e r n W a s s e r p fla n z i
le h e n , s o ll h ie r z u n ä c h s t a b g e s e h e n w e r d e n .
wände sie von den Pflanzen gebihh't werden, um so zahlreicher können sie
wiederum erzeugt werden. vSo finden wir, dass die I v l e in l i e i t d e r S p o r e n
u n d d ie g ro s so b 'v u e h tb a r k tü t a n S p o r e n b e i d e n IT lz e ii zu einander
und zu der grosseii \'erbroituiig der Sporen in dem eng.sten Znsammenliaiige
. s t e h e n .
Die Sporen sind, wie schon jeder Seliimmclpilz und jeder Schwamm aufweist,
so klein, dass man sic mit blossem Auge meist einzeln niclit sehen kann,
sie können daher auch in der Luft nicht direct wahrgenommen werden. Eben
weil dies nicht möglich ist, blich man so lange in Uukcnntni.ss -über das Vorkommen
der Pilzsporen in der Atmospliäre, wiewohl eine blo.sso Erwägung über die
natürliche Art der Verbreitung der kleinen Pilzkeime hierüber von vorn lierein
kaum einen Zweifel bestehen lassen konnte. Die anfangs rätliselhaften Erscheinungen
über die spontane Gähruiig in zuckerhaltigen Ptianzensäfteii, also
das Auftreten von Hefe in diesem, die Vorgänge der Fäulniss und ähnlicher
Zersetzungen, welche mit dem Auftreten und dem Wirken von Pilzen Zusammenhängen,
führten allmälilich zu dem Verdachte, dass die auftretenden Pilzkeinie
aus der Luft kommen möchten. Die ansgefülirten Analysen der Luft auf Pilzkeime,
wolclie eine Zeit lang eine grosse Rolle spielten, bestätigten durch die That-
sachc den Verdacht und widerlegten die so bequeme Hypothese, dass die Keime
durch eine Urzeirgung entstehen. 8ic riefen bald, auf die la ift als eine Fehlerquelle
hinweisend, V ersuche und Beobachtungen ins Loben, durch welche iiidirect
bewiesen wurde, dass die scheinbar spontan auftretenden Pilzkeimo in ganz
einfacher und natürlicher Art aus der Luft stammen, indem sie niemals dann
auftretcn, wenn die Fehlerquelle ausgeschaltct d. h. die Luft nur in filtrirtcr, von
Pilzkeiraen befreiter Form zum Zutritt gelangt war.
Mit eben dieser Fehlerquelle nun sind alle mycologischen Untersucbnngen
behaftet. Es drängen sich bei der Untcrsuchnng eines Ihlzes fremde Keime an
allen möglichen Stellen in die Cultur ein, sie geben zu V e rw e c h s e l u n g e n
d e r e in e n F o rm m it a n d e r e n und zu irrthümlichen Verbindungen verschiedener
Pilze als cbensovioler verschiedener Entwicklungsstadien eines einzigen die
Veranlassung. Auf anderen Gebieten der Botanik sind Irrthümcr dieser Art
unbekannt, Verwechselungen von verschiedenen Formen mit einander von vorn
herein fast unmöglich. Bei gTossen Pflanzen sind sie undenkbar, bei Algen
können sic kaum Vorkommen, weil diese schon in ihren vegetativen Zuständen
IS re fo ld , Botan. Unlersuchungeu. IV.