zukoiuu'u. Der gvösscro 'riieil von diesen Bildungen verliert die Keimkraft nach
Ablauf eines Jahres und alle Versuche, die Keimung in der zwcitfolgenden Vegetationsperiode
zu erreichen, sind vergebens, z. B. beim Mutterkorn und vielen
s])orenartigen Fruchtkörpern. In anderen f'älleii hält aber die Keimkraft jahrelang
an, z. B. bei den Sclerotien der Peziza Sclerotiorum, wenn sie trocken aufbewahrt
werden.
Die .^ämmtlichen (idturmethoden, soweit sie bis jetzt Gegenstand unserer
Bt'traehtung waren, beziehen sieh auf Pilze, welclie als Saprophyten von todtc'r
organisclier Substanz zu leben vermögen, gleichviel ob sie in der Natur aucli
als Fara.siten auftretcn oder nicht. Bekanntlich würden wir b e i d e r G e s am m t-
m a s s o d e r P i l z e e in e II n t c rs c b (A d u n g n a c h i h r e r 1 / c h e n sw c i s e
e n tw e d e r a ls S a p r o p h y t e n o d e r a ls P a r a s i t e n treifen können, je nachdem
sic todtc oder organische Substanz bewohnen oder Icheiide AVescn befallen,
ln dieser verschiedenen Art der Lebensweise macht sich eine Adaptation in grösserem
oder geringerem Grade bemerkbar, welche in den extfcmsteii Fällen soweit
geht, dass gewisse Formen ganz bestimmte Lebenshedingungcn für ihre Entwicklung
voraussotzen. Diese Adaptationserscheinung kann mit etwa derjenigen ver-
gliclien werden, welclie wir hei Pilzformcn aiitreffen, die in den Substraten
Gährungs- nnd ähnliclie Zersetzungsproces.se anrcgcii, um hieraus für die Abwicklung
ihrer la'ben.svorgängc A'ürthcü zu ziehen. Dass die parasitisch lebenden
Pilze von solchen F'ormcn ahstammen. die sicli einst saiirophytisch ernährten,
und die.se wiederum auf Eormen zurückgehen, die clilorophyllhaltig waren, und
sich selbst crnäiirtcn. kann so wenig zweifelhaft sein, als die Ableitung der
Gährung und Fäulniss erregenden Pilze von solclien, welche diese Fähigkeiten
nocli niclit besassen. Die grosso Alaniiigfaltigkeit in der Art und dem (7rade
der Ausbildung dieser adaiitiven Erscheinungen entspricht der möglichen Variation,
welche in den äusseren Lebonsbedingungon der Pilze, der Zoitfrist ihrer
Fortdauer oder der Häufigkeit ihrer AViederholung denkbar ist. So treffen wir
alle niügliclicn Uebcrgänge an zwischen sapro])liytischem und ])arasiti.schem Febeii
hei den Pilzen, und endlich an typischen Parasiten lulliigkcihm und Angrifts-
mittel gegen ilire AAArtlio ausgehildet, die oft in domseihen Grade hoch entwickelt
sind, als die Existenzfähigkeit unter anderen Bedingungen schon zurück-
gotreten ist.
Die Zahl der s a p r o p l iy t i s c h e n P i l z e , w e l c h e u n t e r U m s tä n d e n
p a r a s i t i s c h a u f t r e t c n , ist eine sehr grosse, vielleicht können alle oder die
meisten von ihnen parasitisch leben, wenn gewisse Vorbedingungen erfüllt sind,
wenn nanunitlich gewisse Angriffspunkte z. B. Verletzungen geboten sind. Indess
hei allen hier cinbcgTiffcncn l'onnen sind die adaiitiven Fäliigki'iteu als
Parasiten noch so gering und in der Fortdauer der Zeit so unvollkommen ausgebildet,
dass sie alle, wenn sic auch als Parasiten angotroffen worden, mit leichtester
AIülic sa])roi)liytisch ernährt werden können. Ich will als Beispiele dieser Art, in
welchen der Parasitismus einen ganz verschiedenen (A-ad der Ausbildung erlangt
hat, aus den nachfolgenden Ihitersucliungen' dieses I \'. Heftes der Schimmelpilze
nur auf Chaetocladium, Peziza Sclerotiorum, Pycnis sclerotivora, Botrytis Bassiana,
Isaria farinosa, (üaviccps pur])urca etc. hinweisen, AAAe ich nicht zweifle, gehören
auch diejenigen Eormen der Spaltpilze hierher, die man als Parasiten im
thierischen Leihe antrifft, von wo sic gleichsam als T'räger von Krankheitsstoffeii
Angriffsmittel auf das gesunde Individuum mit sicli führen, welche wieder verloren
gehen, sobald der Parasitismus durch eine andere Lebensweise ahgelöst wird
Alle Pilze nun, welche in der erwähnten Art als l’arasiten auftretcn,
fallen ohne AA^citcros unter die Culturmethoden, die ich für sa})roi>hytisclie Pilze
angegeben habe. A’on ihnen sind als eine nicht grosse Schaar die Parasiten
ahzusclioiden, P a r a s i t e n im e n g s te n S in n e , hei welchen cs, so weit die A’er-
suche rciclien, nicht mehr gelingt sie saprophytisch zu ernähren, bei welchen
sclion, mögen sie Pfianzcn odcr'riiiere bcwobncnde Parasiten sein, mehr oder minder
enge AA^echselbczichinigen zum Leben ihrer AAhrtlic anzutroffeu sind, Bezie-
W e n n e s n u n r ic h t ig i s t , d a s s d e r P a r a s itism u s a ls e in e a d a p t iv e E ig c n s c iia f t s ic h d u r c h
an d e r e Iv e b e n sw e iso w ie d e r v e r lie r e n k a n n , s o is t e s g e w i s s n ic h t m in d e r r ic h t ig , d a s s d e r P a r a s it
ism u s s ic h d u r c h r a t io n e l le C u ltu r a u c h k ü n s t li c h a u s b ild e n lä s s t , d a s s e s a ls o g e l in g e n w ir d , a u s
b e lie b ig e n s a p r o p h y t is c h le b e n d e n P ilz e n z . B . S c h im m e lp il z e n P a r a s ite n z u e r z ie h e n . X a tü r l ic h
w ir d s ic h n u r e in r e la t iv g e r in g e r G r a d v o n p a r a s it is c h e r A d a p ta t io n a u c h d u r c h lä n g e r e c o n s e c u -
t iv e V e r s iic h s r e ih e n a u sb iU le n la s s e n . E s s p r e c h e n ab e r a lle B e o b a c h tu n g e n d a f ü r , d a s s E r s c h e in
u n g e n d ie s e r A r t s ic h s c h o n in d e r N a tu r a n d e n g em e in s t e n S c h im m e lp ilz e n f in d e n , d a s s d ie S p o r e n
d ie s e r P ilz e s ic h v e r s c h ie d e n v e r h a lte n n a c h d e r lic b e n sw e is e d e r I n d iv i d u e n , v o n w e l c h e n s i e a b s
tam m e n . V o n P . G r a iv iiz s in d in n e u e s t e r Z e it e .K p e r im en te lle U n t e r su c ln in g e n n a c h d i e s e r R ic h t
u n g g em a c h t , (U e b e r S c h im m e lv e g e ta t io n e n im th ie r is c h e n O r g a n ism u s , V i r c h m c s A r c h iv fü r
p a th o lo g is c h e A n a t om ie , B . S l , 1 8 S 0 ) e b e n s o v o n B u c /m e r, d e s.sen A b h a n d lu n g e r s t n a c h A b s c h lu s s
d e s M a n u s c r ip t e s fü r d ie s IV . H e f t d e r S c h im m e lp il z e in m e in e H ä n d e k am , (U e b e r e x p e r im e n t e lle
E r z e u g u n g d e s M ilz b r a n d c o n t a g iu in s a u s d e n H e u p ilz e n . S it z u n g sb e r ic h t e d e r K . b . A k a d em ie de r
W is s e n s c h a f t e n in M ü n c h e n , F e b r u a r 1 8 8 0 ' .