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An die Keimlings- und Entwicklungscrsclicinungcn der S])oren des Stinkbrandes
in Wasser, welche frülicr oft, aber nicht bis an den möglichen Endpunkt
verfolgt sind, sehlicsse ich mm die V c rsn c h c in N ä h iT ö sn n g e n unmittelbar
an.
Es schien mir am räthlichsteii, die Nährlösung zu d e n Sporen zuzusetzeii,
welche eben in Wasser auszukeimen begannen. Die Nährlösungen Avurdeii
hierbei in verschiedenen Verdünnungen angewendet. Aber, seltsam genug, die
Wirkung war eine negative. Die dicken Keimsclilänche, welche aus den Sporen
keimen, wurden noch dicker, bekamen blasige Auftreibungen, monströse Seitenzweige
und platzten dann anf. Die Sporen, die noch nicht gekeimt hatten,
schwollen zu eiiornier Grösse an nnd platzten anch auf. Ich änderte die Nährlösungen
oder wandte sie noch verdünnter an, — aber immer vergebens. Die
Keimschläuclie kamen nicht ans dem (¡ulturtropfen heraus und starben nach 8
Tagen längstens unter Anfplatzen ab. — Meine AVcislieit war zu Ende, und icb
gab nach A’eiianf von 4 Wochen im Herbst 1881 die mit viel Hoffnung begonnenen
C’ulturen auf.
AVährend des folgenden AVinters sann ich auf neue Ilülfsmittel. Ganz
offenbar hatte die Nährlösung gewirkt, aber die Wirkung war eine fast patbo-
logisclio. Ininier wieder kam ich in meinen Erwägungen auf den Gedanken
zurück, dass diese AA'irknng darin ihren Grund haben könne, dass die dicken
inhaltreiclieii Keimschläuehe die Ernährung nicht vertragen können, weil sie
noch genug Nährstoffe haben. Schon in blossem AVasser ivaren die dicken
Schläuche nicht in ihrem Element, sie starben mitunter a b ; es schien nicht mehr
unnatürlicli, das.s AVasser mit Nährstoffen noch nachtheiliger wirke als AVasser
allein. — AVas nun aber für die Keimschläuche als nachtheilig sich erwies, das
konnte noch am Ende auf die Conidien günstig ivirkcn; diese sind doch auf
Ernährung angewiesen, und es blieb zu entsclieidcn übrig, was d ie C-'onidien
in N ä h iT ö su n g m a c h en w ü rd e n .
Am Ausgange des Winters waren meine Iloffrumgcii auf Erfolg wieder
grösser als frülier. Im Mai begann ich die Untersuchung von Neuem und diesmal
mit dem günstigsten llesultate.
Es Avnrden die Cultnren in AA’asser bis zur Bildung der Kranzkörpcrclien
und dor Conidien gefördert und nun erst verdünnte Nährlösung zugesetzt. Dio
8]ioreii hatten jetzt im Mai noch besser als früher im Herbst gekeimt. .Jede von
ihnen hatte in dem möglichst ausgebreiteten ^Vassel■tropfcll einen Fruchtträger mit
Kranzkörperchen und (.'onidien gebildet, als die Nährlösung zugesetzt wurdi;.
Ihre AVirkung zeigte sich schon am nächsten 'läge. Kranzkör])crc]ien und (¡o-
nidien hatten ihre Keimschläuehe, die früher bald erschöpft waren, zu grösseren
l''adeiisysteineii mit reichlichen VerzAVcignngoii entwickelt. Sie wuchsen allmählich
zu einem grösseren Alyccliuni heran, Avclches mit A'orliebe an der Oberfläche
des Culturtrupfcns, halb in Imft, vogetirte. Die l''ädcii waren ausserordentlich
fein und dünn und bildeten in Luft ein schnecweisses I''lückcheii,
Avelches mit jedem 'läge a v u c I i s und mitunter schon nacb 4—5 'lagen an seinen
Fäden neue (¡onidien trug, welclie genau denen der Kranzkörperclion entspraclien
iFig. 44).
Nach dem günstigen Ausgange dieser voiläuiigen A''ersuclie begann ich
die Lbitcrsucliuiig iu Avcitom Umfange in rationeller und cxacter Art. Zunächst
musste die Frage entschieden Averden, ob je d e s n i c h t f n s i o n i r t e K r a n z -
k ö r p e r c l i e n iu N ä liiT ö s u n g e n a iisAv ä ch st, Avie die paarweise verbundenen
und Avic dio (¡onidien cs tliun. Um hierüber GcAATsslicit zu bekommen, unterbrach
ich die Culturon der Sporen in AA’asscr in der geeigneten Zeit der Ent-
Avickliing der Kruiizkörpeichen. Es war dies nicht anders möglich, als mit einem
ausgoglühtcn also pilzfreieii Dcckglase, mit Avehdicm ieh nach Aveiterem Zusatze
von einem 'LTopfcn AA’asser die (¡ultur bedeckte, um so die in Luft gebildeten
Kranzkörperchen nntorzutauchen. Dies Avar nach einer A’iertclstunde geschehen,
und als das Deckglas abgenonimcn Avar, schwammen in dein ( ’ulturtropfen viele
isolirte Kranzköriicrchen neben verbundenen, die schon ausgetricbeii uud hie und
da Conidien gebildet hatten. Es Avurdc nun Nährlösung zugesetzt. Am folgenden
"Morgen h a t t e j e d e s i s o l i r t c K ra n z k ö r ] ) c r c h e n e in e n e b e n s o l c h e n
K e im s c h la u c h g e t r i e b e n , Avie d ie f u s i o n i r t e n o d e r wie die ('o n id ie n .
U n t e r d em E i n f l ü s s e d e r E r n ä h r u n g Avaren Aveitere F u s io n e n
u n te rb lie b e n . Dies sab inan am besten an den noch lose zusammenliegen-
deii Kranzkörpcrclien eines Kopfes, die nun jo für sich einen langen Keimschlauch
getrieben hatten (Fig. 40). Die Keimschläuclie aus den einzelnen
verhielten sich genau so, wie die früheren aus den iiaarweise verbundenen,
lleichte die Nährlösung Avoit, so bildeten sie Mycelien, sonst nur einfache Fäden,
die. an dio Luft gelangt, eine Conidie' absehnürten, für Avelclie ihr Inhalt
lli-p l'i'h l, liiitiin. UnU'i-Rudiuiigüii. V. 20