•welcher fehr wenig Strahlen gelangen können', fo ift es mir doch kaum
wahrfcheinlich, dafs feine Function blos hierauf befchränkt ift. Sollte er
nicht eine Einwirkung auf die Linfe äufsern, wodurch unter gewiflen Um-
Händen ein ftärkerer Zuflufs der Säfte zu derfelben und eine Turgescenz
verurfacht wird ? Der Cryftallkörper der Fifche befteht aus einem fehr
harten Kern, der von einem weichen, durchfichtigen Zellftoff umgeben ift.
Der Kern ift freylieh keiner Anfchwelluug fähig. In der Schaale aber kann
ohne Zweifel eben fo gut, wie in jedem andern weichen, thierifchen Theil,
•eine Turgescenz eintreten, die beym Sehen zur Modification des Auges
nach dér Entfernung der Gegenftände von Wichtigkeit feyn mufs.
Meine Beobachtungen über die Iris betreffen den muskulöfen Bau derfelben.
M au n oir b) glaubte mit Hülfe des Vergröfserungsglafes, in der
Iris Muskelfafern entdeckt zu haben, dié zWey concentrifche Ringe ausmachen,
einen, am innern Rande der Iris um die Pupille liegenden, der
aus kreisförmigen Fafern befteht,- und einen äufsern, deflen Fafern ftrahlen-
förmig vom äufsern Umfange des Rings nach-dem Mittelpunct der Pupille
gerichtet find. Maunoir maehte feine Beobachtungen an Säugthieren.
Yon diefen habe ich die Iris nicht näher unterfucht. Beym Thurmfalken
(Falcö Tinnunculus) aber fand ich den Bau der Iris in gewiffer Hinficht
mit M a u n o ir ’ s Angabe übereinftimmend. Sie erfchien mir, nach Wegnahme
der Uvea und der auf ihr liegenden Gefäfse, als eine fehr dehnbare,
fchwammige Subftanz. Schon unter einer mäfsigen Vergröfserung fahe ich
in ihr etwas Fafernartiges. Unter_ einer iSomal vergröfsernden Linfe zeigten
lieh mir wirkliche Bündel von Fafern, Bey Anwendung einer öoomäli-
gen Vergröfserung endlich bemerkte ich an diefen Fafern die nehmlichen
ringförmigen Queerftriche, die man, wie ich an einem andern Orte gezeigt
b) Mém. fur Porganifation de l’Iris èt l'opération de la pupille artificielle. 'A Paris et
à Génère* 1812*
habe c) ,' an den Fafern der Muskeln findet. Die Iris hat alfo, wenigfiens
bey den Vögeln, einen muskulöfen Bau. Aber der Lauf der Fafern niufs
hier verfchiedeu von dem feyn, den fie bey den Säugthieren haben, wem)
anders M a u n o ir ’ s Beobachtungen über diefen Punct richtig find. Sie
liefen in der Iris des Thurmfalken nicht am innern, ' fondern am äufsern,
mit der Choroidea verbundenen Rand parallel mit dem Umfange. Ob es
auch ftrahlenförmige Fafern in ihr giebt, habe ich bis jetzt nicht entdecken
können. Ganz aus Fafern befteht fie aber bey weitem nicht. Den gröfsten
Theil ihrer Subftanz macht ein fchwamnnges Zellgewebe aus.
Zum Schluffe diefer Bruchftücke theile ich noch eine Beobachtung
über das Chiasma der Sehenerven bey den höhern Thieren mit.
V i c q - D ’A z y r d) bemerkte zuerft an menfehlichen Gefichtsnerven,
die in Weingeift erhärtet waren, dafs die Markfafern des äufsern Randes,
fo wie der obern und untern Fläche des Chiasma, lieh unmittelbar nach
dem Auge der nehmliehen Seite begehen, dafs aber die Mitte der Ver-
emigungsftelle ein einförmiges Gewebe enthält. Ein ähnliches Refultat
erhielten die Gebrüder W en z e l e) bey mikroskopifchen Unterfuchungen
des Chiasma horizontal durchfchnittener Sehenerven. Sie fanden, dafs diefe
Nerven aus langen, theils hreitern, theils fchmälern, nicht dentlich getrennten
und nicht, wie die Muskelfafern, in grader Richtung fortgehenden,
fondern auf mancherley Weife zufammenfliefsendeu und lieh trennenden
Fafern befteht; dafs der gröfsere Theil diefer Fafern und zwar der, welcher
an der äufsern Seite des Sehenerven liegt, Vom Äuge an durch die Ver-
eimgnngsftelle beyder optifeher Nerven bis zum Sehehügel in nnuuteibro-
chener Richtung fortgeht, dafs hingegen der kleinere, auf der innern Seile
c) Vermifchte Schriften von G . R. u. h . C. T r e v ir a n u s . B. I . S . l 3i .
ü) Mém. de l’Acad. des fc. de Paris. A. lj8 l . p, 554,
e ) Be penitiori cerebri firuclnra. C. XI, p, log.