verlängere, fo dafs er nun die ganze Länge der Saamendccken erhalte,
vrohey er eine gelblich - grüne Färbung annehme. T i ttmann »)' bemerkt
hiergegen, dafs, wer eine folche Verlängerung,, die ein wahres Wachfen
vorausbeize, im Ernfte behaupten könne, nie einen Embryo der Art muffe
keimen gefehen haben. DieSer Ausfpruch iß Treylich hart. Aber noch
ttn Augenblicke, da ich dicSes .Schreibe., habe ich ein Dutzend Pilauzcn
gekeimten Hafers von dir Länge eines Fingers vor. mir, woran fich mir
meine Beobachtung aufs vollkommenfie bebtätiget Auch hat der-achluncs-
würdige NaturforScher Selber, da ich iin Herbfie 1818 ihn izu fpreclien
das Vergnügen halle, mit der Freymüihigkeit, welche den Freund der
Wahrheit bezeichnet, mir geftanden, dafs er fich geirrt habe- uud jene
Aeufserung zurücknehme. Es dauert übrigens jene Entwicklung des’ Schildchens
oder Saamqublalls beym Hafer fo lange, bis alles Erwerbs völlig verzehrt
iß , welcher Zeitpunkt zufammenfälli mit der anfangenden .Entwicklung
des zweylen Blaus; dann nehmlich fi'hliefsen die zufanimengefchiumpfien
Säamcnhäute nichts weiter ein als den Cotyledon, der fich nun nicht
weiter verlängert und verdickt, vielmehr von nun an ebenfalls zufammen
zu trocknen anfängt. Das Maximum feines Wachsihums fällt daher in die
vollendete Entwicklung des erfieu Blattes. Zu bemerken iß 'jedoch, dafs
es fich Ley der gemeinen zweyzeiligen Gerße (Hordeum distichon) etwas
anders verhalte. Nachdem das erfie Blatt fich aus dem Saamen entwickelt,
fand ich den Cotyledon zwar bedeutend gewachfen: allein diefes befiand
mehr in einer Verdickung als Verlängerung, iudero er kaum die halbe
Höhe der Saamendecken erreichte. Auch da das zweyte Blatt fich zu
bilden angefangen und das Eyweifs fich nach und nach verzehrte, erfchien
a) Hob. den Embryo des Saamenlorns. . Dresden, 1817-, 48.
er nicht'mehr verlängert, üur fiel leine Farbe etwas mehr ins Grane. In
dem' Maafse aber, als das zweyte Blatt fich mehr- entwickelte, färbte er
fich bräunlich und fchrumpfte endlich nach und Uacli ein. Auch beym
keimenden . Roggen befiehl die Vergrößerung >-dcs ’Cotyledon nicht'Sowohl
in einer Verlängerung, . als -vielmehr nur in einer Verdickungp wobey er
eine gelbliche Farbe annimmt.
So wichtig’ und durchgreifend am Unlerfchied der Acolyledonen, der
Mono - und Dicotyledouen im Gewächsreiche iß ,T o beruhet derfelhe doch
nur auf einem Zufammen'treffen von Charakteren, keiuesweges aber auf
einem, einzigen, künftlich hervorgezogenen Merkmal. Die Anwesenheit und
Zähl der Cotyledonen daher ifij' wie Mirbel"») bereits angemerkt Lat
wenn gleich in den.meifien Fällen, doch, keiuesweges immer geeignet, zu
trennen und zu.verbinden, was die Natur getrennt und verbunden hat, vielmehr
giebt es liier mancherley Ausnahmen. Was .vore.rft DieottleJonen
.betrifft, fo zeigen fich einige derfejben beym Keimen mit nur Einem
Cotyledon, andere mit g^r keinem. Vom Cyclamen bemerkt R ich a rd --),
dafs es mit einem einzigen Saamenblatte aufgehe, und M irb el c). zeigt,
dafs diefe Zahl auch im ungekeimten Saamen vorhanden fey: dennoch iß
die Gattung mit Primula, ;Cortufa und andern wahren Dicotyledouen fo
genau verwandt, dafs he .fich auf keine Weife davon entfernen läfst. So
gehört^Bunium Bulbocafiamjm der ausgezeichnet dicot-yledonißhen Familie
der Doldengewächfe an, deren alle Tbeile So viel üebereinftimmerides haben,
und dennoch zeigt fich, .vor dem Keinem Sowohl, als nach demfelben, nur
ein einziges ungeteiltes Saamenblatt d). Eine beträchtliche Anzahl gekeimtem
0 Anna), du Mus.. XVJV 4ao... — 1 } Ana-Jy-fe:du fruit. 25.
. c) L. c. x> .au. — d) ;Tab. IV, pig, i.
A a a