W e b e r u) glaubt, dcffen Stelle bey ihnen durch dos herumfchweifende
Nervenpaar erfetzt? Auf die erilere Frage mögte ich eine bejahende Antwort
geben. Die Begattung der Fifche ohne Paarung ift eine Thatfache,
die ßch fchwerlich erklären läfst, wenn man nicht vorausfetzt, dafs bey
ihnen Eindrücke, -welche blos die Geruchs - und Gefichtsnerven, alfo die
höhere fenfitive Sphäre, treffen, fchon ohne unmittelbare Reitzung der
Zeugungstileile die Ausleerung' der Eyer bey dem Weibchen und des
Saamens bey dem Männchen zu bewirken vermögen, dafs alfo bey ihnen-
der fympathifche Nerve, wenigftens in fo weit er die Gefchlechtstheile
angeht, abhängiger von jener Sphäre als bey den hohem Thieren feyn mufs.
Die zweyte Frage hingegen fcheint mir nicht bejahend beantwortet werden
zu können. Nimmt man den grofsen Zweig des herumfchweifenden Nerven-
paars aus, der bey den Fifchen zu beyden Seiten des Körpers fortgeht, fo
ift hier die Vertheilung diefes Paars die nehmliche wie bey den höhern
Thieren. Sie würde aber gewifs von ganz -anderer Art feyn, wenn das
ganze herumfchweifende Paar Stellvertreter des fympathifchen Nerven wäre.
Nur jener Seitennerve könnte vielleicht eine Function haben, die bey den
höhern Thieren durch den fympathifchen Nerven vollzogen wird. Aber
der Verlauf und die Vertheilung deffelben läfst vielmehr fchliefsen, dafs er
einer, nur den Fifchen eigenen Verrichtung vorßelrt, als dafs er auf eine
Function Einflnfs hat, welche den Fifchen mit den höhern Thieren gemein
ift und worauf bey den letztem der fympathifche Nerve einwirkt. Die
Beftimmung des Grundes der Abnahme des fympathifchen Nerven bey den
Fifchen hängt indefs mit einer andern wichtigen Frage zufammen, die uns
noch zu unterfuchen "übrig ift, nehmlich der: in welcher Beziehung überhaupt
die Quantität und Qualität der verfchiedenen Theile des Nervenfyftems
zu ihren Fupctionen lieht? Ehe wir aber auf diefeu Gegenßand kommen,
muffen wir zuvor noch zweyer wichtigen, die Verbindung der Nerven des
vegetativen Lebens betreffenden Gefetze erwähnen.
So viel ift auf jeden Fall gewifs, dafs die Nerven der vegetative«
Sphäre an ihrem Urfprung aus dem verlängerten Mark und Rückenmark
nicht fo genau mit einander verbunden find, als die Nerven der höhern
feufitiven Sphäre, Lefonders die hohem Siunesnerven. Dahey verhalten lieh
jene nach ihrem Austritt aus der Schädel- und Rückgrathshöhle ganz anders
ab diefe. K e in Nerve eines der e d le rn S in n e s o r g a n e , das a u f
e in e r h o h em S tu fe von A u s b i ld u n g f t e h t , v e r b in d e t f ic h
w ä h r en d fe in e s F ortgangs mit einem an d e rn u n g le i c h a r t ig e n
N e rv en . Nur auf den niedrigften Bildungsftufen in der Claffe der Infecten
treffen wir Augennerven an, wovon Nebenzweige für andere Theile ausgehen.
H in gegen a lle Nerven der v e g e ta t iv e n Sphäre f in d w ä h r e n d
ih r e s V e r la u fs d e fto h ä u f ig e r und d e f to in n ig e r d u r c h
G e f le c h t e und K n o t e n m it e in a n d e r v e r b u n d e n , je m eh r
M an n ich fa ltig k e it und Zu fam m eo fe tzu n g in de r O rg an ifa t ion
des T h ie r s h e r r fc h t , dem d ie fe N e r v e n angehören. Die aus
dem verlängerten Mark und Rückenmark eutftehenden Nerven des Gefühls
uud der willkührlichen Bewegungen vereinigen fich ebenfalls bey ihrem
Fortgänge fehr häufig mit einander. Doch gefchieht hey ihnen die Vereinigung
meift nur durch Anaftomofeu und Geflechte, feiten durch Knoten.
Schon S c a rp a hat diefes Gefetz aufgeftellt und weiter erläutert,
weshalb eine , umfländlichere Ausführung deffelben überflüfsig feyn würde.
v) Anatom, a miotat. L. I. Ahliandl. der Kaiferl, Jofepliiiiiicheu med. Chirurg. Academie
su Wien. B. i. S. 4i5*
Q *