trocknen. Beyrü Reimen der Farrenkräuter wird der Cotyledon in Geftalt
eines dünnen, aber faftvollen, der Erde anliegenden Blattes hervorgebraelit,
aus defien Mittelpunkte die Knospe hervorfchiefset. ■ Nicht anders verhält
es fich bey den phanerogäpiifchen Gewächfen. Wenn hier ein Saame
keimt, fcbwellen zuerft die Cotyledonen an, dann fteiget das Würzelchen
hinab und erft nachdem jene Organe läng ft in Wirkfamkeit getreten,
erwacht die Knospe und tritt hervor. Diefer Keipiungsprocefs wiederhohlt
fich immerfort im Wachsthume des Stengels und, der Blätter von Knoten
zu Knoten. Das Internodium bildet fich hier nicht zuerft, fondern der:
Knoten, womit es fich endiget; hier werden zuerft die Anfänge der Blätter
hervorgebracht, indem die Ausdehnung in die Länge angehallen ift; dann
erft fchiefset der Stengel weiter fort. Vor allem ift diefer Gegenfatz
ernährender und ernährter Organe dann fichlbar, wenn die Blüthe .fich
-bilden will. Anemone pratenfis z. B. erhält ihre Wurzelblälter während
eines gelinden Winters immer grün; fo wie aber die Blüthezejt im elften
Frühjahre nahet, vertrocknen fie ohne äufsere Urfachen und die Blüthe
entwickelt fich. Eben diefes beobachtet.man, wenn zweyjährige Gewächfe
in die Blüthe fchiefsen wollen, z, B. Schirmpfianzen, Königskerze u. f. w-
Die zahlreichen und grofsen Wurzelblätter, welche im erften Jahre hervor-
gebracht worden, und in welchen eine grofse Menge ernährender. Materie
angehäuft ift, welche fie dem Mittelpunkte nun zufenden, vertrocknen als-,
dann und der Blüthenftengel erhebt fich. Alles diefes deutet darauf, dafs
die Natur zuerft im Umfange die ernährenden Organe hervorbringe, fpäter-
hin aber im Mittelpunkte die ernährten, von denen das weitere Wachsthum
aus«eht. Wir können daher die erfteren auch, wo das Hervortreten in
weniger abgefonderten Organen gefchiehct, die Peripherialfubftanz, diele
die Centralfubftanz nennen, und überhaupt, wo wir in Pllanzeniheilen einen
Gegenlätz von folchen Subftanzen bemerken, immer annehmen, dafs fie fich
im -Verhältnilfe von Ernährendem und Ernährtem zu einander verhallen.
Aber 'diefer Gegenfatz des Ernährenden -uüd Ernährten zeigt-lieb nicht
hlofs im Ganzen; fondern auch in den einzelnen Theilen der Pflanze und
hefonders in dem Theile, welcher allen übrigen zum Mittelpunkte und
Träger dienet, dem Stengel; wofelbft er fich durch den Uüterfchied zwi-
fchen Mark und Rinde zu erkennen gièbt.- In Gewächfen von einer am
meiften zufammengefelzten Orgaoifation werden die genannten beyden
Subftanzen aus einander gehalten durch einen Ring von Gefäfsen,. welcher
jedoch ihre gegenfeitige Einwirkung nicht hindert, hingegen in denen von
einem minder vollkommneu Bau ift eine folche Scheidung durch zwifchen-
eintretende Gefäfse -nicht deutlich Vorhanden, die Thätigkeit der ernährenden
Organe daher minder entwickelt, das Ernährende minder geläutert. 'Gedachte
Gänge, Gefäfse genannt, bilden fich vermöge einer eigenthümlichen Zufammen-
fetzung und Verwandlung der Elementartheile, Welche der ernährenden
Flüffigkeit-zum Durchgänge dienen ; indem das Wachsthum lieh von feinem
Urfpiunge an der Erde entfernet und die Peripherialfubftanz, was ihr einer*
feits an Nahrungsfaft durch die ftets fortgehende Vegetation ans dem
Centrum abgehet., andererfeits durch unmittelbare Auziebung von rohem
Safte wieder zu erfelzen fucht. Letzterer ift, wie an einem andern Orte
gezeigt werden foll, eine örganifebe Materie, ausgefchieden aus dercDämmerde
und aufgelöfet in Wafler, von welchem fie lieh brym Durchgänge durch
die ernährenden Orgäne ' nach und nach reiniget. Die Gefäfse werden
daher fichtbar im Pflanzcnftcngel, fobald die fafthereitende Function der
Peripherialfubfianz angeboben bat, und Beobachtungen zeigen in--folchem
Falle auf eine merkwürdige Weife, dafs fie nur den .ernährenden Organen