keine Spur. • Die vor dem Auge undurchbohrte Haut ift hier nicht einmal
dünner als an andern Stellen. Doch ift fie dünn genug, um Lichtfiralilen
durchzulaifen. Es läfst Geh alfo begreifen, wie der Proteus fehl- empfindlich
gegen das Dicht feyn kann, ohne äufsere Augenöffnungen zu befitzen. Er
wird aber nur Licht und Finltcrnifs, nicht Gegeuftände unterfcheiden
können. Zu diefer Unterfcheidung find alfo die Nerven des fünften Paars
hinreichend. Zum Erkennen von Gegenftänden hingegen ift vielleicht eiu
befonderer Sehenerve nothwendig.
Ein drittes ßeyfpiel von Erfatz eines Sinnesnerven durch einen Zweig
des fünften Hirnnerven -würde das Hörorgan der Fifche geben, wenn
S c a rp a ’ s Angabe richtig wäre, dafs der Hörnerve diefer Thiere kein
eigener Nerve, fondern ein Zweig des fünften Nervenpaars ift. Ich habe
indefs fchon in der erften der vorhergehenden Abhandlungen Gründe gegen
die Wahrheit diefer Behauptung angeführt. Nach meinen Unterfuchungen
mufs ich überhaupt glauben, dafs Vertretung einzelner Sinnesnerven durch
Zweige des fünften Paars nur bey einzelnen Gattungen, vielleicht auch
hey einigen Familien, aber nicht in einer ganzen Gaffe der Wirbelthiere
ftatt findet, und dafs jedes Sinnesorgan bey d&n Säugthieren, Vögeln,
Amphibien und Fifchen im A llg em e in e n mit eigenen und denen des
Menfcheu in Betreff ihrer Entfteliung ähnlichen Nerven verfehen ift. Hingegen
wenn es richtig ift, was ich in der erften Abhandlung darzutliuu
gebucht habe, dafs-die fämmtlichen Sinnesnerven der wirbellofen Thiere
für Zweige des fünften Nervenpaars anzufehen find, fo werden alle diefe
Thiere Beweife für unfern obigen Satz liefern.
3. Bey mehren T h ie r e rn gieh t es e ig e n e , von denen des
M enfch eu feh r v e r fc h ie d e n e S in n e sw e rk z e u g e , deren Ne rven
Z w e ig e der Nerven des fü n f t e n P a ar s find.
Die merkwiVrdigftcn Belege zu diefem Satz finden lieh bey den Rochen
und Hayen. Beyde haben dickere Nerven des fünften Paars als irgend eiu
anderes, mir bekanntes Thiergefchlecht, und der gröbste Theil derfelbeu
dient zur Bildung eigener Sinnesorgane, die bey den Rochen fchon von
andern Zoolomen befchrichen, bey den Hayen aber meines Wiffens noch
nicht beobachtet find.
Beym Zitterrochen fand diefe Organe fchon L o ren z i ni i). A. Monro k)
lieferte Befchreibuugen und Abbildungen derfelbeu von andern, nicht electri-
fchen Rochenarten," Iahe fie aber für blofse Secretrons- und Escretionsor(rane
des Schleims an, da fie doch von den eigentlichen Schleimgängen fowohl
der Rochen-, als der übrigen Fifche in Betreff ihres Baus, ihrer grofsen
und zahlreichen Nerven und ihres Inhalts, der keinesweges Schleim, fondern
eine Gallerte ift, fehr weit entfernt find. G e o f f r o y 1) hielt fie nicht
weniger unrichtig für ähnliche Theile wie die electrifchen Organe des
Zitterrochen, indem er wähnte, dafs fie nur bey den uneleclrifchen Rochen
vorhanden w-ären, hey diefen die Stelle der electrifchen Werkzeuge des
Zitterrochens erfetzten und nur darum nicht electrifehe Wirkungen äufser-
ten, weil fie lieh nach aufsen öffneten, die electrifchen Organe aber eine
aponeurotifebe Bedeckung hätten. Allein fie finden fich eben fo wohl
hey dem Zitterrochen als hey den übrigen Rochenarten; fie haben ganz
andere Nerven wie die erfchütterndeu Werkzeuge des Torpedo, und ihre
i)
k)
l)
S c h n e id e r ’ « Semmlnn* von enatom. Auflätzen und Bemerkungen zur Aufklärung
der Fifchkunde. Th. 1 S. 93« fg.
Vergleichung des Baues und der Phyfiologfe der Fifche mit dem Bau des Menfcheu
u. f. w. Ueberfelzt durch S ch n e id e r . S« 16. Tab, V. VI. fig 1,
Annales du Muföui^i d’Hijft. nat. T. I. p. 395.