Einwirkung des Blumenltaubes auf dié Narbe nichts weiter gefchlolTen
werden könneny als dafs diefer äufsere Akt, den wir Befruchtung nennen,
in einigen Fällen durch einen innern Vorgang, der jenem ähnlich ift,
erfetzet werden könne. Und liegen nicht die Beyfpiele im Thierreiche
am Tage? Wißen wir nicht, dafs - einige - Thiere auch ohne Begattung
gebähren', z. B. die Blattläufe? Mein Bruder hat a) eine Anzahl hiuläng-
lich beglaubigter Fälle gefammelt, wo auch andere Infekten diefe merk-,
würdige Erfcheinung darboten. Ich felber bin Augenzeuge gewefen, dafs
ein Weibchen von Sphinx Ligußri, das während dér Nacht in meinem
Zimmer lieh aus der Puppe entwickelt hatte und am Morgen darauf an
einer Nadel gefpiefst ward, am zweyten Tage zahlreiche Eyer legte, aus
denen fich Raupen eben fo entwickelten, als wenn eine Begattung mit
einem Männchen ftatt gehabt hätte, was ganz gewifs nicht der Fall war.
Ja es lind felbft Spuren vorhanden, dafs Thiere von einer fehr zufammen-
gefetzten Organifation unvollkommne Erfcheinungen diefer Art darboten b}.
Wer würde aber aus folchen Einzelnlieiten einen Beweis gegen die Noth-
wendigkeit der Begattung im Thierreiche überhaupt hernehmen?
Aher, erwidert der Vf. der Kritik liier c), was ihr die Ausnahme
von der Regel nennet, ift vielmehr die Regel felher. Die Fälle aber, wo
eine Befiäubung der Narbe nothwendig war, find vielmehr als aufser dem
gewöhnlichen Laufe der Natur liegend^ als Ausnahmen zu betrachten.
Diefer Einwendung zu begegnen, fclieint es nöthig aufzuzählen, was von
Verfuchen auch an Pflanzen getrennten Gefchlechts, die Nothweodigkeit
der Befruchtung betreffend, zur allgemeineren Kenntuifs gekommen: wobey
Biologie III. a65. i>) Ebendaf. ag5 u, foig. c) A. a. O. S. 36.
fich ergeben wird, einerfeits was hier die Regel, was Ausnahme fey;
andrerfeits, ob auch alles das, was als Ausnahme angeführt werden möchte,
diefen Namen verdiene. Alfo:
1) Can n ab is fa t iv a L. L in n e ’ s Verfuche mit dem Hanfe a) wurden
von S eh re b e r b) bellätiget; die weiblichen Pflanzen von den männlichen
völlig getrennt, brachten auch nicht ein einziges reifes Saamenkorn. Ein
mit gleichem Erfolge zwey Mal gemachter früherer Verfluch von Came-
rarius c) wo unter ähnlichen Umftänden eine weibliche Hauffiaude eine,
wenn gleich kleine, Anzahl fruchtbarer Saamen brachte, ward von Linne'
aus einer Anwefenheit männlicher Blüthen, die auf den weiblichen Pflanzen
zuweilen Vorkommen und von Camerarius vielleicht üherfeheu wurden,
mit Recht erklärt. Das Nehmliche gilt von A lf io n s und M ö l le r s %
einzelnen negativen Erfahrungen, von denen überhaupt die letzgenaunten
nach der Erzählung, welche der Vf. davon gemacht, und nach den Gegenbemerkungen
A. G. K ä fin e r ’ s f) wenig Zutrauen verdienen. Defto merkwürdiger
find die Verfuche, fo F o u g e ro u x de B on d a ro y g) und
S p allanzan i mit diefer Pflanze angeftellt. F o u g e r o u x , fonft durch die
Erfahrungen Anderer und durch das, was er felher wahrgenommen, aufs
lebhaftefte vom Sexualismus der Gewächfe überzeugt, beobachtete doch
a) Disquis. de fexu pl. in Am. acad. X. n 5. 116.
b) In einer Anmerkung zu jener Stelle in feiner Ausgabe der Am, academ.
c) De fexu plant, epiltola in Opusc. bot. argum* ex edit. J. C, Mikan. 110.
d) Edinb. neue Verf, u. Bemerk. I.
e) Muthmafsliche Gedanken vom Staube der Pflanzen wahrend der Blüthe, Hamburg,
Magaz. IT. III. VII.
f) Anmerkungen über G, F. Mö ll e rs Gedanken u, f, w. Ebendaf, III. VI.
g) Journ.de Phyftque. A- 1 7 ? ß * :
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