keinesweges der Fall ift. Die Analogie der einfachen Infectenaugen Tprifcht
ebenfalls gegen feine Meinung. An diefen fand ich heftändig nach Wegnahme
der Hornhaut das darunter liegende Ende des Sehenerven mit dem
Pigment des Auges völlig bedeckt. Dalfelbe fehlte nur an Stellen, wo
offenbar eine Zerreißung ftatt gefunden hatte.
Richtig ift es hingegen, dafs der Bau der' lichtfcheuea Infecten Reh
von dem der übrigen unterfcheidet. Doch beruhet der Unterfchied nicht,
■ wie De S e r r e s q) angiebt, blos darauf, dafs jenen die Choroidea fehlt.
Wenigftens bey der Blatta orientalis liegt zwilchen dem Ende jedes Fadens
des Sehenerven und der zu ihm gehörigen Abtheilung der Hornhaut noch
eine durchfichtige Materie, die hey den übrigen Infecten. nicht vorhanden
ift. Ich fand bey diefem Thier unter der Hornhaut des züfammengefetzten
Auges eine dunkelviolette Maffe, die fich unter einer ftärkern Vergrößerung
als ein Aggregat von eben fo vielen kegelförmigen Körpern zeigte, wie
Abtheiluugen des Auges vorhanden find. Jede Abtheilung hatte ihren
eigenen Kegel, der an feiner abgerundeten Bafis mit ihr verbunden war.
Mit den Seiten lagen diefe Kegel dicht neben einander, fo dafs ihre
Spitzen nach dem Innern des Kopfs hin convergirten. Jeder Kegel beftand
ans einer doppelten Subftanz: aus einer dem Glaskörper analogen Maffe,
von welcher er feine conifche Geftall haue, und aus einem dunkelvioletlen
Pigment, welches feine Seitenfläche bedeckte. An feiner Bafis fehlte diefes
Pigment, und hier fließ der Glaskörper unmittelbar an die Hornhaut. An
den Spitzen der Kegel verbreitete fich der Sehenerve in fibröfer Geftalt.
Der Zweck diefes Unterfchieds in der Bildung des Auges der Tages-
uud Nachtinfecten ift aus der verfchiedcneu Lebensweife beyder Thierq)
A. a. O. p* '56,
familien leicht zu erklären. Die Infecten befitzen nichts, was einem
Augenliede und einer Iris ähnlich ift, nichts, was den Zutritt des Lichts
zum Innern des Auges von außen ahhält. Die, welche fich dem volleu
Sonnenlichte ausfetzen muffen, bedurften daher eines andern Mittels,
wodurch die Sehenerven vor der unmittelbaren Einwirkung der Licluftrah-
len gefchützt würden, und diefes ift das farbige Pigment der innern Fläche
ihrer Hornhaut. Den nächtlichen Infecten würde ein folcher Ueberzug
beym Sehen hinderlich gewefen feyn. Ihnen war im Gegentheil eine Einrichtung
nothwendig, wodurch der Einfluß des Lichts auf den Sehenerven
vielmehr verftärkt als gefchvvächt würde. Eine fofche ift der Glaskörper,
der bey ihnen zwifchen jeder Abtheilung der Hornhaut und dem' zugehörigen
Faden des Sehenerven liegt.
Einige, am Tage fchwärmenden Infecten, z. B. die Tagfchmetterlinge,
haben ein fo dickes Pigment der Hornhaut, daß man kaum begreift, wie
die Lichtftrahlen dalfelbe durchdringen können. Ich glaube indefs, dafs
die ßefchaffenheit deffelhen, die man nach dem Tode und befouders hey
Infecten antrifft, welche eine Zeitlang in Weingeift gelegen haben, nicht
ganz fo im Lehen ftatt findet. In diefem Zuftande ift es gewiß flüfsiger
und nicht fo undurchfichtig, dafs aller Zugang des Lichts zum Innern des
Auges durch dalfelbe aufgehoben würde. Auf jeden Fall mufs man eine
Durchdringung deffelhen von den Lichtftrahlen einräumen, wenn man
nicht entweder mit De S e r r e s annimmt, dafs der dunkele Ueberzug der
Hornhaut auf den Enden der Fäden des Sehenerven fehlt, oder den Tages-
infecten das Sehevermögen ganz ahfprechen will. Jene Annahme aber
widerfpricht nicht allein der Erfahrung, fondern hey ihr ift auch die
Schwürigkeit, dafs die Enden der Sehenerven dem unmittelbaren Einflüße