Die Veranlaflung zu diefer Beobachtung gab mir eine Entdeckung,
die der treffliche Erman an Mya pictorum, Mytilus cygneus, Mytilus
anatinus und mehrern andern zweyfchaaligen Mollusken machte, und die
von ihm in den Abhandlungen der phylikalifchen Clafle der Königl.
Preufsifchen Akademie der Wiflenfchaften aus den Jahren 1816 - 1817,
S. 214 , befchrieben ift. iErman bemerkte, fo oft ein fehr helles Licht
in einer gewiflen fchiefen Richtung auf die Streifen der Anhänge fiel,
die bey jenen Thieren zu beyden Seiten des Mundes, zwilchen den vordem
Enden der Kiemen,'in der Geftalt von länglichen, auf ihrer innern Fläche
mit parallelen Queerftreifen verfehenen Blättern fitzen, an jedem Streifen
feiner ganzen Länge nach eine äufserft fchuelle und unaufhörliche, innere
Bewegung, die auch nach dem Ablchneiden diefer Theile fortdauerte, erft
nach mehrern Stunden auf hörte, dann nach Benetzung des Organs mit
gleicher Schnelligkeit -wieder anfing, und fich befchleunigen liefs, wenn
die Oberfläche des letztem durch Annäherung einer Lichtflamme mäfsig
erwärmt, getrocknet und dann wieder befeuchtet wurde. Unter dem
Mikrofkop nahm er an einem, fo eben durchfichuittenen Theil wahr, dafs
von dert Streifen eine Menge runder-, durchfichtiger Bläschen ausftröhmten,
die oft im erftea Augenblick feine Art von wirbelnder Bewegung um die,
durch den Schnitt entfiandenen Mündungen der Furchen bildeten, dann
aber mit fcheinbarer Spontaneität im umgebenden Waller fich hin und
her bewegten. Mit dem aufhörenden Ausftröhmen diefer Körper hörte
auch die flimmernde Bewegung in den Streifen des Organs auf.
Erman glaubt, dafs die Ürfache der innern Schwingungen jener
Anhände, die er Fühlfäden nennet, in der Wallung diefer Bläschen liege,
welche der geftreiften Membran eine wellenförmige Bewegung mittheile,
und dafs das Ausfiröhmen der Bläschen mit dem männlichen Zeugungsakt
der Mufcheln, für welches kein anderes. Organ vorhanden fey, in einer
gewiflen Beziehung flehe. Als ich Erman’ s Abhandlung las, hatte diefe
Vermuthrmg keine Wahrfcheinlichkeit für mich, da es nirgends, weder
im Thierreiche, noch bey den Pflanzen, ein Beyfpiel von immerwährendem
Ausftröhmen einer zur Zeugung dienenden Materie giebt. Mit mehr Recht,
glaubte ich, könne man, wenn die Anhänge die Funktion von Fühlfäden
hätten, annehmen, dafs die Erfcheinung mit diefer Verrichtung in irgend
einer Verbindung flehe. Um mir Gewifsheit zu verfchaffen, unterfuchle
ich felber jenes Phänomen am Thier des Mytilus anatinus. Das Refilltat
meiner Beobachtungen war fehr verfehieden von dem, was ich zu finden
erwartete.
Ich bemerkte an den abgefchnittenen, erwähnten Organen der Enten-
mufchel unter der Linfe eine doppelte Bewegung. Die eine war eine
deutliche Muskelbewegung, die bald in dem ganzen Organ, bald nur in
den einzelnen Abtheilungen deflelben fiatt fand, wellenförmig von einer
Stelle zur andern fortging und immer mit einer Zufammenziehung der
Ränder des Organs verbunden war. Die andere befiand in einem höchft
fchnellen Zittern zahllofer, flimmernder Punkte, wodurch dem Wafler, in
welchem fich das Organ befand, und zugleich kleinen, von dem letztem
ausgefiofsenen Kügelchen, die von den Blutkügelchen der Eutenmufchel
nicht verfehieden waren, am Rande des Organs eine wirbelnde Bewegung
mitgetheilt wurde. Diefe Bewegung ift vorzüglich in einem hellen Streifen
bemerkbar, der an der einen Seite jeder Queerrippe des Organs liegt, fich
am Rande des letztem mit dem folgenden Streifen verbindet und ohne
Zweifel ein Gefäfs ift. Sie geht von dem innern Ende des Streifens zum