Riecbfortfätze haben, find die vordem Hirnlappen -weit kleiner als bey
dem Menfehen, den Affen und dem Delphin.
3. Die Gegenwart von Windungen ift jedoch durch die Anwefenheit
von Riechfortfätzen nicht ausgefchlolfen, wie der Bär, die Wiederkäuer
ucd die fchweineartigen Thiere beweifen, die hey grofsen Riechfortfätzen
eben fo viele und felbfi zahlreichere Hirnwindungen als die Affen haben,
Die Bildung der letztem fcheiut mit der O r g a n ifa t io n der w e ifs li-
chen H ü g e l und des T h e i l s der B a lis des G eh irn s , a u f w e l-
ch em d ie fe ihren S itz haben , in V e r b in d u n g zu fteh en. Je
gröfsere Einfachheit von dem Menfehen abwärts die Hirnwindungen zeigen,
defto flacher werden die weifslichen Hügel, deffo iuniger vereinigen fie
lieh zu einer einzigen Malle, und eine defto genauere Verbindung tritt
zwifchen dem Chiasma der Sehenerven und der, über diefem liegenden
Subßanz der Balis des Gehirns ein. Wir werden in der-folgenden
Abhandlung fehen, dafs über der weifslichen Erhabenheit ein wichtiger,
markiger Mittelpunct des grofsen Gehirns liegt, von welchem nach allen
Richtungen Fortfätze ausgehen. In der gröfsern oder geringem Ausbildung
diefer Radiation ift ohne Zweifel ein Hauptgrund der verfchiedenen Bildung
der Hirnwindungen zu fuchen, und von ihr fcheint jene verfchiedene
Organifation der weifslichen Hügel der äufsere Ausdruck zu feyn. 4
4, In einem A n ta g o n ism u s m it der E n tw ic k e lu n g d e r
L ap p en und W in d un g en des grofsen G eh irn s f t e h t h e y den
S ä u g th ie r en das Syftem des G ew ö lb e s und der o b e re T h c i l
der g e ro llte n W ü lfte . Vergleicht man einen verticalen, durch die
Mittellinie gehenden Durchfchnitt des Menfehen - und Affengehirns mit
einem ähnlichen Durchfchnitt des Gehirns eines der übrigen Säugthiere,
fo fällt es gleich auf, dafs das Gewölbe hey diefen weit kürzer als hey
jenen iß. Betrachtet man dann aber horizontale, über dem Gewölbe weggeführte
Durchfchnitte von Menfehen - und Thiergehirnen, -fo findet man,
dafs mit der gröfsern Kürze des Gewölbes bey den niedern Säugthieren
keinesweges auch eine Abnahme an- Volumen, fondern vielmehr eine
Zunahme an Breite verbunden iß c ’)• An einem Präparat der letztem Art
nimmt man ferner wahr, dafs das obere Ende des gerollten Wulßes,
welches bey dem Menfehen, den Affen und dem Delphin nicht über die
Sehehügel hervorragt, bey den übrigen Säugthieren die ganzen Sehehügel
und bey den Nagethieren felbß den hintern Theil der geflreiften Körper
bedeckt: dafs es hier einen weit ßärkern Horußreifen (Taenia cornea) als
hey dem Menfehen und den Affen giebt, und dafs die von demfelben
abßammende, eine Scheide für den gerollten Wulß bildende Markhaut
eine, weit gröfsere Dicke und weit ßärkere Fafern als hey den letztem hat.
Bey weiterer Unterfuchung des Hippocampus aber zeigt fich, dafs die
erofse Dicke des obern Endes fich nicht in demfelben Verhältnifs auf den
untern, in dem abfieigenden Horn der dreyhörnigen Hirnhöhle liegenden
Theil deflelben erßreckt, welcher zwar ebenfalls gröfser bey den vierfüfsi-
gen Säugthieren als bey dem Menfehen und den Affen, doch beträchtlich
weniger als der Obertheil iß.
Diefes Gefetz des Antagonismus zwifchen dem Syßem des Balkens und
dem des Gewölbes gilt aber nur von den Säugthieren. In den übrigen
Claffen der Wirbelthiere, wo entweder gar keine, oder nur noch geringe
.c * ) Die gröfsere Dicke diefes Theils bey den Nagethieren hat auch Carus { A. a. O.
S* 225.) bemerkt. Dafs aber überhaupt bey den vierfüfsigen Säugthieren das
Gewölbe ein ausgezeichneteres Organ als beym Menfehen ift, beobachtete fclion
Mala ca m e . (Memorie della Accademia in Montova. T. I. p. 7 5.)