■ weiter die Honigabfonderung betrifft, fo hat S c h k u h r a) bey Delphinium,'
Helleborus, Tropaeölum die Beobachtung gemacht, dafs die Nektarien vor
der Befruchtung gemeiniglich leer und erft während derfelben, wenn nëhm-
lich die Staubbeutel lieh geöffnet, mit. Saft angefüllt find. Andrerfeits
habe ich bey Anemone Pulsalilla und pratensis wahrgenommen, dafs die
Honigabfonderung aufhörte, fobald Staubbeutel und Narbe zu welken
anfingen, alfo die Befruchtung vor lieh gegangen war. An Chrysösplenium
alternifolium, wo die fcheibenförmige Nektardrüfe den ganzen Grund dér
Blume einnimmt, ift diefes befonders deutlich; fo wie fie auch hier nicht
eher anfangt, Saft abzufondern, als bis die Staubbeutel lieh geöffnet oder
zu öffnen im Begriff find. Eine Fortdauer diefer Abfonderung kann daher
mit der Entwicklung des Eys nicht beftehen, und mein fehr fchätzbarer
Freund, D. F i f c h e r in Gorenki, hat, wie er mir meldet, an den grofs-
blütigen Arten von Eiica beobachtet, dafs Abortus der Frucht ziemlich oft,
vielleicht immer eintrete, wenn beym Welken der Zeugungstheile die Honigabfonderung
noch fortdauert. Und was endlich die Abfonderung der
Narbe betrifft, fo ift bekannt genug, wie diefe nur zur Zeit ihrer höchften
Ausbildung erfolge, welche Periode nicht immer mit dem vollendeten
Wachsthume des Griffels, gemeiniglich aber mit dem Oeffnen der Staubbeutel
zufammen fällt, und wie eine Fortdauer diefer Abfonderung oder
wenigftens eines lebensvollen Zufiandes der Narbe die nicht ftattgehabte
Befruchtung anzeige.
Es ift nun in allen genannten Erfcheinungen, welche die Blume und
vorzüglich die wefentlichen Theile derfelben zur Zeit ihrer höchften Ausa}
Botanifches Handbuclr. IL 84.
Wicklung darbieten, ein rafcherer Lebensprocefs, ein vermehrter Säftezuflufs
nicht zu verkennen; diefer aber kann ohne eine vermehrte Reizbarkeit des
Theiles, den er betrifft, nicht beftehen, doch fo, dafs das Ganze daran
mehr oder weniger Theil nehmen mufs. Es gefchiehet hier demnach das
Nehmliche, was wir auch bey den Thieren zur Begattungszeit, fowohl
überhaupt, als befonders in den dazu beftimmten Theilen, .wahrnehmen:
kann es ein Vorurtheif, eine vorgefafste Meynung genannt werden, wenn
man diefe Analogie noch weiter verfolgt und aueh andere. Erfcheinungen
auf eine ungezwungene Weife damit in Einklang zu fetzen bemühet ift?
D R I T T E R A B S C H N I T T .
Nachde m der Yerfaffer der Kritik bemüht gewefen, die Theorie vom
Sexualismus im Gewächsreiche als unhaltbar darzuftellen und die dafür
von den Anhängern beygebraehten Gründe zu entkräften, theilt er uns »)
feine Anfichten mit über die Wirkungen, welche das Saamenkörn keimfähig
machen, es zur vollendeten Entfaltung bringen und endlich den Tod
des Gewächfes wieder herbeyführen, über das Verhaltnifs des Pflanzen-
Lebens einerfeits zum allgemeinen der Natur, andrerfeits zum tliierjfchen
Leben und über die Urfachen, welche die Ausbildung zweyer Gefchlechler
im Thierifchen nothwendig, in den Pflanzen hingegefa unmöglich machen.
Es ift nicht meine Abficht, diefe Anfichlen hier zu beftreilen, bey denen
Mancher Beruhigung finden mag. Dagegen aber fey es auch mir vergönnt,
a) Kritik u. f, w. 65 u. folg. Erile Fortfetzung der Kritik u. f. \y. Karlsruhe. i 8 i 4.
2 . u. folg.