Wer wird z. B. wie G e o ffro y d. J. a) glaublich fiudeu, dafs ein ■ weiblicher
Falmbaum im Walde bey Otranto durch den Staub,,; welchen der Vyiud
van'einem männlichen Baume bey Brindifi herbey, geführt, befruchtet
worden fey? Wenn endlich, um auch diefes noch zu erwähnen, der
Gegner gegen jenen vermeimten Einflufs einwendet !>); dafs unaufhörlich
eine Menge vegetabilifcher Baftarde entliehen müfsten, wovon wir doch
das Gegentheil wahrnehmen, indem die Infekten von einer Pflanze zur
andern fliegen, und der, Wind über fehr vielerley Blütben ohne Unterfchied
hinftreiche, fo hat auf diefen Einwurf K ö lr e u te r c) bereits geantwortet
nnd gelehrt, dafs nicht nur die Baftardbefrucblung der Gewächfe an lieh
mit vieler Schwierigkeit gefchiehet, fondern auch eine Narbe, auf welche
eine zur Befruchtung hinreichende Menge von eigenem yrad fremdem Blumen-
Ilaube gelangt, hiebey nur den erften anuimmt, hingegen den andern von
der Einwirkung gänzlich ausfchliefset.
Zu den wichtigeren Gründen für das Pflanzengefchlecht gehört auch
ein aus der Analogie hergenommener, nehmlich die gröfsere Reizbarkeit,
fo hefonders die Blume zur Zeit der höchfien Entwicklung der Griffel und
Staubfäden zeigt, und welche lieh nach und nach vermindert, wenn der
Blumenftaub auf die Narbe gewirkt und die Entwicklung des Fruchtknoten
ihren Anfang genommen hat. Es ifk bekannt, dafs zu diefer Zeit fowohl
die Staubfäden, als die Narbe einiger Gewächfe auf einen Reiz gewiffe
Bewegungen machen, welche äüf keine Weife aus einem blofseir Mechanismus
zu erklären find. Es kann demnach hier nicht von folcheh Veränderungen
a) Sur la ilrucU et l’ufage des princip. parties des fleurs. Mem. de l’Acad. de Paris.
A. 1711.
ly Kritik u. f. w. 4 i, —• e) Vorläuf. Nachricht. u. f, w. Dritte Fortf. 36*
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die Rede feyn, welche in der Länge und Richtung der Gefammtheit diefer
Theile nach geöffneter Blume Vorgehen und blofs in der vollkomnmeu
Entwicklung derfelben ihren Grund haben. Von diefer Art ifi z. B. das
allmählige Auffteigen der Staubfäden der Scrophularien, Euphorbien u. f. w.
das Auswärtsbeugen der Narben bey den Arten von Oenothera, Hibiscus,
Nigella, Paffiflora, Hypericum u. f. w. Der Vf. der Kritik bemerkt mit
Recht “), dafs diefes von F. C. M ed icu s uneigentlicherweife fo genannte
Wandern der Zeugungstheile zu einander aus dem nehmlichen Grunde
gefchehe, aus welchem die jungen Blätter in der Knofpe zufammen gefalten
liegen, in der Folge aber lieh ausbreiten. Auch hat C. K. S p r e n g e l
durch Beobachtungen an Nigella, Paffiflora, Scrophularia u. f. w. gezeigt,
dafs jene Veränderungen auf die Begattung keinen Bezug haben können,
indem fie meiftens gefchehen, wenn einer der beyden Zeugungstheile bereits
zum Zeugungsgefchäft untüchtig geworden; was unter andern auch z. B.
die Doldengewächfe befiätigen, deren Griffel lieh gemeiniglich erfi nach
der Befruchtung und nach dem Abfallen der Kronenblätter und Staubfäden
verlängern und zurückbeugen. Eben fo wenig ilt als Wirkung einer
folchen, in äufsere Bewegungen ausbrechenden Reizbarkeit zu betrachten
das Aufwärtsfchnellen der Staubfäden bey Kalmia k) Parietaria c) Spartium
Genifta und andern Gewächfen: denn, wenn gleich wahrfcheinlich ilt dafs
die dadurch bewirkte Explofion des Pollen der Befruchtung günltig fey,
fo ifi felbige doch an und für lieh als etwas blofs zufälliges, nehmlich
als eine blofse Wirkung der Elafiicität, zu betrachten <3).
0) S. 54 und folg. — 10 C. K. Sp r e n g e l das entdeckte Geheimuifs u. f . w. 3g.
c) F* G» Hayne gelr. Darflelluag der Arzneygewachfe, Y, 12.
H d) G. R» T r e v i r a ü u s Biologie* Y* 213*
S 2