lebhaft vegetirenden Pflanze brachte und dabey alle, die plötzliche Verdun*
ftung bewirkenden Urfachen abhielt. Dagegen faugen Moofe, Flechten,
Wafferalgen, fo wie die Saamenblätter ungekeimter Saamen, welche der
Oberhaut ermangeln, das Waller mit Begierde ein.
Aber die Oberhaut hebt die Entweichung von FlüIEgkeiten aus dem
Parenchyma in die Atmofphäre, fo wie hinwiederum die Aufnahme der-
felben aus der Atmofphäre ins Parenchyma, leinesweges auf, fondern
fchränkt fie nur ein, und ftellet fie unter die Gefetze des Lebens. Es iß
aus den Verhielten von Haies und G u e tta rd >) bekannt, dafs die Pflanzen
eine Ausdünfiung haben, welche fich nur durch Bethauen aufgedeckter
gläferner Glocken und angelegter Glasplatten, fo wie durch Welken und
durch Gewichtsabnahme zu erkennen giebt, alfo von einer dunfiförmigen
Art iß , wiewohl einzelne Fälle vorgekommen, wo ein tropfbares Walfer
abgefondert wurde h). Eben fo fcheint es, dafs die Blätter, wenn die
Atmofphäre um fie her mit Dünßen gefchwängert, diefe in fich auzufnehmen
die Fähigkeit haben, während die unmittelbare Einfaugung tropfbarer
Flüffigkeiten durch fie, wenn überhaupt, doch fehr fchwierig von Statten
geht. Von Acer campeßre und Spiraea crenata nahm ich drey kleine
Schöfslinge von gleicher Gröfse und von unverletzter Oberhaut des Stengels
und der Blatter. Nachdem fie eine halbe Stunde in der Sonne
gelegen und welk geworden, fetzte ich den einen A mit dem Untertheile
des Stengels, den andern B mit der beblätterten Spitze in Wafler; den
dritten C legte ich in eine bjechene Büchfe, deren Wände ich inwendig
benetzt hatte, doch fo, dafs er nicht mit den näßen Flächen in Berührung
a) Duhamel I. i35, — b) Duhamel I. i4i*
kam. Schon nach Verlauf von einer Stunde haue A feine Turgefeenz
in allen Theilen wiedergewonnen, C aber erß nach 18 ffündigem Aufenthalte
in der Büchfe und minder vollkommen ; B endlich war welk und
blieb es, wie lange ich auch den Verfuch fortfetzen mochte. Duhamel “)
legte abgefchnittene und welkgewordene Zweige verfchiedener Bäume in
feuchte Keller; andere umgab er mit einer feuchten Atmofphäre, indem
er fie in nafsgemachte Leinewand einfchlofs, doch ohne fie zu berühren.
Alle diefe, zuvor welken Zweige erhielten ihre Lebensturgefcenz wieder
und einige wurden felbß fchwerer, als fie beym Abfehneiden gewefen
waren; was nur von der, durch die Oberfläche eingefogenen Feuchtigkeit
der Luft abgeleitet werden kann. Es fcheint alfo, dafs die Einfaugung
und Aushauchung der Blätter und blattartigen Theile entweder fich nur
auf elafiifche Stoffe erßrecke, oder aber, dafs fie nur unter Zutritt der
Luft Statt haben könne.
In einer kleinen Abhandlung im 1. Bande diefer Schriften b) habe
ich es wahrfcheinlich zu machen gefucht, dafs die Poren der Oberhaut
die Wege feyen, durch welche die wäfferigen Theile des Pflanzenfafts in
die Atmofphäre übergehen und es hat allen Anfchein, dafs durch diefe
nehmlichen Organe auch die Einfaugung vor fich gehe. In der That find
diefe halbgeöffneten Spalten zwifchen den Zellen der Oberhaut, die mit
Lücken im Innern des faftvollen Parenchyma communiciren, ganz geeignet,
einen unmittelbaren Uebergang von elaßifchen Stoffen aus dem Parenchyma
in die Atmofphäre, fo wie aus diefer in jene, zu bewirken. Ferner find
a) L. c, I, i 53.
b) S. 173, Ueb. die Ausdünflung der Gewächfe 11, deren Organe,