giftiges, tödtendcs Princip für die Vegetation des Griffels zu enthalten, der*
geßalt, dafs diefe, durch ihn gehemmt, fich auf die Saamenanlagen 'wende
und diefelben zur Entwicklung bringe. Einen ähnlichen Gedanken hat früher
fchon H. O. B o ffe c k gehabt. „Es kann nicht anders gefchehen, fagt
,,diefer a), als dafs die unzähligen Pollenkügelchen, welche auf die Narbe
„gelangen, die aushauchenden Gefäfse derfelben ( deren Gegenwart fich,
„durch eine abgefonderte Feuchtigkeit verräth) verfiopfen, wodurch die
„Abfonderung aufhört und die Narbe trocken wird. Der in feinem Austr
itte gehinderte' Saft fliefst nun zurück, theilt fich den Fruchtanlagen mit
„und bringt diefe zur Entwicklung. Diefer Vorgang kann aber nicht
„Befruchtung genannt werden, weil er nur in der gehemmten Excretion
„eines nützlichen Saftes befiehet.“ Der Unterfchied ifi demnach blofs,
dafs der eine auf eine zu mechanifche Art durch Verfiopfung der Gefäfs-
mündungen gefchehen läffet, was bey dem andern eine lebendige Wirkung
ifi. Im Sinne der letzten Meynung ifi ferner, dafs diefes die Vegetation
hemmende, tödtende Wefen, auch wenn es nicht, als Pollen, zum äufser-
lichen Ausbruch komme, doch innerlich feine Wirkungen thun könne.
Daraus wird erklärt, warum Monoeeiften und Dioecifien unter gewiffen
Umfiänden als Hermaphroditen blühen, ohne dafs diefes die Art wie die
Fruchtentwicklung gefehehe, wefentlich verändere. Nun ifi freylich augen-
fcheinlich, dafs die Vegetation in Hervorbringung der Blume gehemmt wird:
cs frägt fich nur: ifi diefes Urfache oder ifi es Folge der Bildung der
Griffel und Staubfäden? Wäre das Letztere, fo läfst fich nicht begreifen,
Warum die -Vegetation bey gefüllten Blumen gehemmt wird, wo doch das
„Gift“ nicht zur Entwicklung kommt. Sagt man: die Vegetation wird hier
nicht gehemmt, weil es nicht zur Entwicklung der Eyer kommt, fo läge
ich vielmehr: die Hemmung gefchiehet hier, ohne dafs es dazu komme.
Es ifi daher zu erklären, warum durch diefes fogenanute Gift nicht blofs
die Vegetation der Blume getödtet, fondern auch ein neues Leben wieder
entzündet werde. Wie kann das Ey, der vegetabilifche Punkt, -dadurch die
Beftimmung erlangen, zu wachfen und fich zu geftalten, während das
übrige Leben, wenigftens der Blume, erlifcht? Was giebt der ernährenden
Materie, die foult nur dem Kraute und den äufseren Theilen der Blume
zuftrömte, nun die Tendenz zu jenem Mittelpunkte, die fie zuvor nicht
hatte? Ich will keinesweges läugnen, ich behaupte vielmehr, dafs das
Trockenwerden der Narbe zur Entwicklung des Eys wefentlich gehöre:
allein es gefchiehet auch an unbefruchteten Blumen, wiewohl fpäter, ohne
dafs es zur Saamenbildung komme; was alfo giebt hier der ernährenden
Subftanz die befondere Richtung auf das Ey? Doch wohl nur die anzier
hende Kraft, welche durch den Pollen in demfelben geweckt worden,
d. h. die Befruchtung. Bey diefer Uebereinfiimmung des thierifchen und
vegetabilifchen Lebens, ifi ein merkwürdiger Umfiand nicht aufser Acht
zu laffen, auf welchen D e sfon ta ine s a) aufmerkfam gemacht hat; es iß
die Aehnlichkeit im Geruch des Pollen mit dem dés thierifchen Saamen.
Nach diefem Beobachter verbreiten in Aegypten die männlichen Blumen
der Dattelpalme weit und breit einen lebhaften fpermatifchen Geruch.
Auch bey Fagus Caftanea, Ceratonia Siliqua, Ailanthus glandulofa und
andern Bäumen, fo wie am gefammelten häufigen Pollen von Gräfern,
Doldengewächfcn u. f. w. nahm D e s fo n ta in e s diefen Geruch wahr, in
welchem er mit Recht eine abermalige bemerkenswerthe Analogie der
beyden Reiche findet.