eine, dem Anfchein nach, völlig ifolirte weibliche Ilanfüaude die zahlreiche
keimfähige Saamen brachte, ohne dafs man mit der allergenauefien Auf-
merkfamkeit das Mindefte von männlicheu Blüthen daran hätte entdecken
können. Von S p a llan z an i’ s Verbuchen mit dem Hanfe hat der Vf. der
Kritik S. 84 das Wefentliche erzählt. Wie entfcheidend aber auch der
Verbuch mit der Bouteille erfcheint, fo ift doch, ich bekenne es, etwas in
demfelben, was Mifstrauen erweckt, nehmlich die angebliche Eiufchliefsung
beblätterter gefuuder Zweige iu einen kleinen, völlig gefperrten Luftraum,
während eines Zeitraums von 42 Tagen; welche Operation fo wenig nachtheilig
war, dafs jene nicht nur Blüthen, fondern über 100 Saamen brachten,
die, obwohl kleiner, doch fall alle keimfähig waren. Jeder, der einen
ähnlichen Verbuch anftellte, wird lieh überzeugt haben, wie felir die Pflanze
dabey, felbft. bey kühlem Weiter und vor der Sonne gefchülzt, in wenigen
WTochen leidet. Ihre Blätter werden fehr bald gelb und rollen lieh
zufammen oder fallen ah. Hier ward der Verbuch 6 Wochen hindurch
fortgefetzt in der wärmlten Jahrszeit, und die Pflanzen erhielten während
einiger Stunden des Tages die Sonne. Schon vor dem Blühen wurden
die Zweige in die gläferne Flafche gebracht; fie mufsten alfo wachfen und
lieh verlängern. Dafs fie dabey krank gewefen, davon findet lieh nichts
in der^Eizählung, und gleichwohl erwähnt S p allanzan i an einem andern
Orte »), dafs eine Spinatpflanze, die er unter einer Glasglocke fperrte,
fchon nach i 3 Tagen fo gelitten habe, dafs er genöthiget worden fey, die
Glocke wegznnehmen. Doch auch wenn jene Verbuche nicht angefocliten
werden können, berechtigen fie noch zu keinem Schlafs gegen den Sexualismus.
G. S. V o lta entdeckte hier nehmlich eine befondere Art, wie
die Naturzuweilen den Mangel der männlichen Befruchtungstheile erfetzetb).
A. a« O. S. 3o, b) L. c. §. XI.
Von drey Hanffiauden, die er im Garten feines Haufes aus Saamen gezogen,
war ihm eine, eine weibliche, geblieben, die am 3o. July zum Blühen kam.
Zwey Wochen vergingen, ehe die Fruchtknoten Zunahmen, da doch fonlt
in der gleichen Zeit die Frucht zur Beife kommt. Dann aber fchwollen
fie ein wenig an, und nun bemerkte V o lta einen feinen weifsen Ueberzug
auf der Aufseufeite der Kelche und der Oberfeite der fie umgehenden
Blättchen. Unter dem Mikrofkop befiand derfelbe aus, bald geftielten,
bald filzenden Kügelchen, die dem Blumenfiaube diefer Pflanze glichen
und der Oberbaut fo feft anbingen, dafs fie ohne Bifs nicht getrennt werden
konnten. V o lta überzeugte lieh, dafs fie hier die männlichen Blumen
erfelzten: denn fo wie fie erfchienen und nicht eher fcliwoll der Fruchtknoten
an; der Kelch ölfuete lieh nun; die Griffel beugten lieh zur
Aufseufeite des Kelchs, wo die meifien Kügelchen befindlich; endlich fo
wie die Fruchtknoten wuchfen, verloren die Kügelchen ihr gefehwollenes
durchfichliges Anfehen und vertrocknetem Nahm V o lta die den Kelch
umhüllenden Blättchen weg und reinigte ihn forgfältig von allen Kügelchen,
fo vergröfserten die Eyeritöcke lieh zwar gleich den andern, aber die
Saamen waren taub und vom Keime entblöfset.
2) Chamaerops h um ilis L. G le d i l f c h e n ’ s bekannte Verbuche
mit diefem Palmbaume welche von K ö l r e u t e r b) wiederholt wurden,
haben mit Recht in der Lehre vom Pflanzengefchlechte Epoche gemacht.
3) C lu t ia p u lch e lla L. Nicht minder bekannt find die Beobachtungen,
welche L in n é an diefem Gewächfe im hotanifchen Garten zu
a) Mém, de l’acad. de Berlin« A, 17^9 et 1767*
b) Act« Acad. Theod. Palatin» Vol, III. pliys, 21»