Die Verbindung 'der vegetativen Sphäre mit der fenlitiven gefchieht
durch das verlängerte Mark und das Rückenmark, befonders durch die
Stelle des erfiern, in welcher fich die Stränge der Pyramidalkörper kreutzen.
Hier liegen die Wurzeln der herumfehweifenden Nerven und der gröfsern
Portion des fünften Nervenpaars. Von hieraus fetzen fich zahlreiche
Faferfiränge nach unten in das Rückenmark, nach, oben durch die Brücke
und die Hirnfchenkel in das grofse Gehirn fort. Verletzungen des Rückenmarks
ziehen defto fchueller den Tod nach fich, je näher fie ’diefer Stelle
kommen, die ich den M it te lp u n c t des th ie r i f c h e n L e b en s nenne.
In der engften Verbindung mit dielem - Centrum fleht das kleine
Gehirn. Die Schenkel, wodurch das letztere mit dem übrigen Gehirn
zufammenhängt, gehen theßs aus jener Stelle, theils aus dom grofsen
Gehirn hervor. Auf Verletzungen deffelben folgt ebenfalls fehl- bald gänzliches
Aufhören fowohl des vegetativen, als des fenfitiven Lebens. Je
gröfser diefes Orgap in Vergleichung ,mit dem verlängerten Mark iß und
je zahlreicher deffen Lappen find, deßo enger iß die Verbindung der vegetativen
Sphäre mit der fenfitiven und deßo geringer die Tenacität des Lebens.
Das Organ der fenfitiven Sphäre iß das grofse Gehirn. Mit zahlreichen
und ausgebildeten Sinnesorganen iß immer grofse Mannichfaltigkeit
der verfchiedenartigen TJieiie diefes Eingeweides verbunden. Die grÖfsere
Zahl und Ausbildung der Sinnesorgane fetzt indefs nicht noihwendig ein
höheres Maafs von intellectuellen Fähigkeiten voraus. Wo jene ohne diefe
vorhanden iß , findet eine grofse Mannichfaltigkeit der Tlieile des grofsen
Gehirns, ohne weitere Verbindung derfelben zu einem Ganzen als durch
blofse Continuifät, fiatt. Wo aber das Intellecluelle mehr entwickelt iß,
giebt es eigene Organe', die das Manniclifaltige zur Einheit verbinden.
Diefe Verbiudungslheile find von zweyerley Art: C om m iffu re n
und Radia tionen .
Unter C om m iffu r e n verßehe ich eigene, aus markigen Fafern oder
Platten behebende Organe, welche von Theilen Jer einen Hemisphäre des
Gehirns zu gleichartigen Theilen der andern gehen. Verbindungen gleichartiger
Theile beyder Hemisphären' durch ein blofses Zufammenfliefsen
ihrer Subßauz, ohne befonders organifirte, ihren Zufammenbang vermittelnde
Organe, nenne ich Con ju g a t io n e n . R a d ia t io n e n find Ausbreitungen
von Hirnfafern oder Markplatten aus . einem gemeinfchaftlicheu
Mittelpunct (F o cu s ) zu ungleichartigen.Theilen des Gehirns.
Die ausgezeichnetefien der Commiffuren find: der B a lk e n , die
B rü c k e , die W i l l i f i f c h e C h o rd e (Commiffura anterior) und die
h in te re C om m iffu r. Aufser diefen giebt es noch einige kleinere, die
nur aus einzelnen Markfäden zu befiehen fcheineu. Solche finden fich
bey allen Wirbelihieren in der rautenförmigen Grube (Calamus feriptorius)
der vierten Hirnhöhle und in der Hirnklappe; bey den Säugthieren in der
Weichen Commiffur, welche beyde Sehehügel mit einander verbindet; bey
den Vögeln in der Spalte, der untern Mittellinie des verlängerten Marks
an der Stelle, wo bey den- höhern Säugthieren die Pyramidalkörper fich
kreutzen. Jene gröfsern Commiffuren verhalten fich in Betreff ihres
Urfprungs auf die entgegengefetzte Art wie die Radiationen. Die letztem
haben immer ihr Centralende in einer Maße von grauer Subfianz. Hingegen
an dem mittlern Theil der vordem Und hintern Commiffur und des
Balkens findet man keine graue Subfianz, oder wenigßens keine, die mit
der Maße diefer Organe in Verhältnifs fleht-. Im Innern der Brücke'eiebt