Bereits in der Milte Augußs entwickelt lieh die Blüthknospe, ohne daß
in der Zwiebel eine merkliche Veränderung vorgeht, und am Ende Septembers
öffnet iie lieh. Das Verhalten nun w'ähreud der Blüthezeit hat Hedwig a)
mit gewohnter Sorgfalt dargeßellt. Mau liehet, dafs die Knospe fich, bey
noch wenig veränderter Zwiebel, oberwärts in Blüthen und in die erßen
Anfänge von Blättern entfaltet hat, während unterwärts aus ihr, oder vielmehr
aus dem Antheile von Centralfubßanz, der ihr zum Grunde liegt,
zahlreiche Wurzeifafern hervorgegangen. Gleich nach beendigter Blüthezeit
im Ausgange Novembers zeigen fich fchon bedeutende Veränderungen,
noch mehr aber in der letzten Hälfie des März, wenn der Schnee wegge-
fchmolzen und die Blätter angefangen haben, fich zu entwickeln. Dann
unterfcheidet man bey einem Längsdurchfchnitte lj) an der entwickelten
Knospe, oder vielmehr der jungen Pflanze, die Grundlage des feßen Körpers,
den Anfang der künftigen Zwiebel, den des Stengels, des Blüthen-
fiiels und der Frucht; zugleich zeigt fich die fleifchige Subßanz der alten
Zwiebel an der Stelle, wo felbige der Knospe zugekehrt, l’chon beträchtlich
ausgefogen und eingefchrumpft. Noch mehr iß diefes der Fall zu Ausgange
des Aprils; darin iß fie auf die Hälfte ihres vorigen Volumen reducirt,
während die neue Zwiebel ihr an Gröfse faß nicht mehr nachgiebt c),
Blätter, Stengel UDd Blumenßengel fich beträchtlich über der Erde verlängert
und die Früchte, in deren Fächern man die unreifen Saamen erkennt,
fich zur Gröfse einer kleinen Pflaume ausgebildet haben. Fünf Wochen
fpäler, nehmlich in den erßen Tagen Juny’s, wo Stengel und Blätter bey-
nahe eines Fufses Länge halten, auch die Früchte im Wachslhume beträchtlich
fortgefchritten w’aren, fand ich die erße Anlage der Knospe <*). Die
0 A. a. O. Tab, IV. F. 2, 3. ~ b) Tab. V. F. 6. — c) Tab. V. F. y . — d) Tubj V. F. 8.
I
neue Zwiebel, welche ihrer völligen Gröfse nahe, aber noch unregelmäßig
geformt war, hatte feitwärts, und zwar an der entgegengefetzten Seite, als
wo fie mit der alten Zwiebel zufammenhing, aus der Scheibe, wovon die
Würz’elehen abgehen, einen Fortfatz1 fchräg abwärts getrieben. Aus dem
Winkel zwifchen diefem und der Zwiebel kam die neue Knospe hervor,
welche jetzt etwa die Gröfse eines Senfkorns und eine grünnliche Farbe
hatte. Dabey war die alte Zwiebel nun ganz ausgefogen und zufainmen-
gefchrumpft; fo dafs fie durch den Seitenförtfatz nur noch fchwach mit
der neuen zufammenhing. Im Anfänge July’s endlich, da die Frucht zur
Reife gekommen und das Krant gewelkt war, halte die Knospe fich mehr
entwickelt °); die neue Zwiebel hatte an Unfang und Rundung zugeuommea
und die Ueberreßö der alten waren gänzlich abgefallen.
■ Es erhellet aus diefer Darfiellung, dafs das Forlftofseu der Knospe,
welches bey Gladiolus communis, Ornithogalum luteum und, wie wir bald
fehen werden, auch bey Crocus fativus durch die Mitte der Zwiebelfubßanz
gefchiehet, bey1 Colchicum ganz aufserhalb derfelben feitwärts vor fich
geht. Däbey iß auch hier merkwürdig, wras bey Befchreibung der Repro-
duction der Tulpen fchon angemerkt worden, dafs der Seitenfortfalz der
feßen Centralfubßanz, welcher der Knospe das Dafeyn giebt, manchmal
beträchtlich hinabßeigt, ehe er diefelbe hervorbringt b), was jedoch keines-
weges immer, wenigßens nicht in diefem Grade, der Fall iß. Mir find
die Unißände nicht bekannt geworden, unter denen das eine oder das
andere gefchiehet; vermuthlich iß die Befchaffenheit des Bodens und der
Witterung hitebey' von bedeutendem Einflüße.
aj Tab, Y . Fijj. g. by'Tib.-yi.- f ;s ,. i .-