Mit diefem Saftmangel liehet nun in genauer Beziehung der Mangel
grüner Farbe in der Oberhaut, verbunden mit einem bedeutenden Grade
von Durchfichtigkeit, vermöge deflen fic gleiehfani die Farbe der unter*
liegenden Theile annimmt. Zuweilen ift diefe Durchfichtigkeit geringer
und dann erhält das durchfcheinende Grün dadurch eine gewilfe Mattheit
und bläuliche Schattirung, wie z. B. in den Ananäsblättern: wiewohl das
mattere 'Grün, welches die untere Blattfeite, überhaupt genommen, • hat,
nicht dem gedachten Umftande, fondern vielmehr dem bläfferen Grün des
hier den Sonnenftrahlen weniger blofsgeftellten Parenchyma felber zuzu*
fchreiben ift. Wenn jedoch andrerfcits K r o k e r *) behauptet, die Ober*
haut fey immer farbelos; fo ift diefer Ausfpruch zu allgemein; in manchen
Fällen hat fie allerdings eine eigenthümliche, z. B. eine rothe oder violette,
Farbe. Bekanntlich fehen die erften, fehr zeitig im Frühjahre hervorbrechenden
Blätter’ der Rhabarber-Arten fchön roth aus: ziehet man ihnen
aber die Oberhaut ab, fo zeigt lieh bloß diefe mit rothet; hingegen das
Parenchyma felber mit feiner gewöhnlichen - grünen Farbe, So auch
erfcheint bey Tradescanlia discolor, Cyclamen persieüm und andern Arten
der letztgenannten Gattung die untere Blattfeite mit einem fohöüen Violett,
woran aber das Parenchym keinen Theil nimmt, i Welches vielmehr nur
der ObeVhaut angehört, mit welchem 'Lolche daher auch von Mold en-
ha w e r b) abgehildet wird. Link-hat an der Oberhaut von Amaranthus
hypochondriacus beobachtet, dafs zuweilen nur Eine Mafche des Netzwerks
roth gefärbt war, während die umherliegeuden Zellen diefe Farbe nicht
theilten c).
a) L . c. 24. —. ' b) A. a. O, Tab. 5. Fig. 4.
c) Grundlehren uf s* w» io4»
Die Oberhaut ift demnach zu beftimmen, als die äufserfte einfache
oder mehrfache Zellgewebslage, deren Zellen lieh von denen des übrigen
Zellgewebes durch Steifigkeit und fefte Verbindung, durch Abwefenheit
der grünen Farbe und des Safts auffallend unterfcheiden. Wie ift nun
das Verhältnifs diefes Baues zu dem der Oberhaut des thierifchen
und namentlich des menfchlichen Körpers? L u d w ig a) findet eine völlig
gleiche Bildung beyder und P o h l b) fagt; die Pflanzen - Oberhaut fey,
Wenn fie durch Maceration abgefondert worden, der Oberhaut de? menfchlichen
Körpers fo ähnlich, dafs man beyde fchwer von einander unterfcheiden
könne. Allein wenn ich eine fehr dünne Lamelle der Oberhaut
meines Körpers, z. B. des Fingers oder der Lippe, betrachte, fo finde ich
ein einförmiges, halbdurchfichtiges Häutchen, worin ich zwar unregelmäfsig-
laufende Striche erkenne, aber keine Spur eines zelligen Baus. Die Liuien
demnach, welche fie für das blofse-Auge hat und die, z. B. an der Innenfeite
des letzten Fingergliedes fpiralförmig, auf dem Rücken der Hand
netzförmig, verlaufen, find blofse Falten, die auf ihre innere Befchaffenheit
keinen Einflufs haben.. Auch durch Maceration läßt lieh kein zelliger
Bau in ihr darftellen,; wie H a ller Q) bezeugt: fo dafs alfo jene Aehn-
lichkeit nur auf . der Trockenheit und Transparenz, welche heyden gemein
ift, beruhet, keiuesweges aber auf dem Bau, der bey den Pflanzen immer
von zelligem Gefüge ift. Zwar wenn man von einer vorzüglich dicken
Epidermis, z. B. der von Ficus bengalenfis oder Hex Aquifolium, eine feine
Lamelle der Fläche nach wegnimmt, erfcheint fie an den Rändern, wo
alfo der Schnitt am dünnften geralhen und nur die oberflächliche Subftanz
a) Inftltut. regn. vpg, 166. —
c) El ein. phyfiol, e. 1). Y» aft*
i)) L. c. 12,