■ weggenommen, ganz einfach, ohne zelligen Bau a): fo dafs es den Aufchein
hat, als fey die oberfte Zellenlage hier noch mit einem einfachen, von
Organifation entblöfsten Häutchen bekleidet gewefen. Allein wenn man
erwägt, dafs die Verwachfung der Zellen hier keine partielle, wie gemeiniglich
im Parenchyma, fondern eine totale ift, und dafs eine auffallende
Verdickung der Subftanz fie begleitet, welche, jemehr nach aufsen, defto
bedeutender iß , fo erhellet, dafs das, was hier als ein einfaches Häutchen
erfcheint, nichts anderes, als eine Lamelle der verdickten äußeren Zellenwände
fey, worin, wegen vollkommner Verwachfung, ßch kein zufammen-
gefetzter Bau weiter bemerken läßt.
Iß fonach die Oberhaut ein in die Fläche ausgedehntes Aggregat
von Zellen, die aufs feßeße verwachfen und deren Wände mehr oder
weniger verdickt find, fo können die netzförmigen Linien auf derfelben
nicht wohl etwas anderes feyn, als die Umriße der einzelnen Zellen,
welche jenes Aggregat bilden. Gedachte Netzlinien haben den Pflanzen-
phyfiologen viel zu fchaffen gemacht, und befonders iß ihre Doppelheit
und ihr oft gefchlängelter Lauf ein Gegenßand vielfältigen Nachdenkens
gewefen. Was das Erft'e betrift, fo bemerkte Hedwig an ihnen fehr oft
eine gewiße Breite, und feine Zeichnungen ' fiellen fie in folchem Falle
gedoppelt dar b), Er nennt fie „Gänge, Gefäße, ,Waßergefäfse“ der
Oberhaut, und zum Beweife ihrer Feßigkeit und Selbßßäudigkeit führt er
an c), dafs er „Häutchen von beyden Blattflächeli mit dem Stampfen und
$,Reihen des Pinfels, was brav ift, gehudelt habe, um fie ganz reine zu
a) Tab. I. Fig. 6. 17.
b) Theor. geh. pl. crr E d .'2. T. 3 . 4,
c) Kl. Schriften I. 123.
„bringen und dennoch ihre Gänge überall ganz unverletzt geblieben feyen.“
S p r e n g e l* ) hat gegen diefe Anficht H e d w ig s mehrere Gründe aufge-
ßellt und, von dem Gedanken ausgehend, dafs jene Netzlinien, die er Fafern
nennt, die Scheidewände von Zellen feyen, hält er mit K r o k e r b) den fchein.
baren Durchmcßer derfelben für eine optif he Täufchung, dadurch entftanden,
dafs man nicht gehörig beachtet, was hiebey oberer (äußerer) und unterer
(innerer) Rand jener, von außen nach innen lieh fortfetzenden Scheidewände
gewefen, fondern beyde Ränder, als in einer und der nemlichen Ebene liegend,
dargeftellt habe. Nach R u d o lp h i c) bezeichnen die netzförmigen Linien
die Wände, wodurch die Oberhaut mit dem Zellgewebe zufammenhängt;
die Doppelheit derfelben hält er mit S p r e n g e l für feheinbar: indeßen
find feine Vorftellungen davon verworren. L in k '■ ) verwechfelt das Zellgewebe
überhaupt mit der Oberhaut, indem er das, was die Schriftfteller
von den Scheidewänden des erften gfefagt hatten, mit dem, was andere
über die der letztem geäußert, zufammenftellt. B e r n h a r d i e), ohne zu
läugnen, dafs die Nelzlinien die Scheidewände von Zellen bezeichnen, hält
doch S p ren g e ls Erklärung der Doppellinien unzureichendj er glaubt
vielmehr, daß jede Scheidewand einen gewißen Durclimeßer habe, deßen
Maafs durch die Entfernung gedachter zwey Linien von einander bey
bedeutender Vergrößerung ausgedrückt werde. Diele Erklärung hat
S p r e n g e l in einer fpätern Schrift f) gutgeheißen, doch ohne jene frühere
aufzugeben; er ftaluirt demnach einen zweifachen Uriprung jener
a) Aul. z. Kenntn. d. Gewächfe I. 119-21. —j b) De plant, epidermide, 4 -7 ,
c) Anat. d. Pfl. 56. —— d) Grundlehren u» f, w. l3 .
c) Beobachtungen über Pflanzengefafse. 78*
f) Vom Bau und der Natur der Gewächfe. 88.