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Mehr Schwierigkeiten fcheint es mit der Frage' zu haben: ob der
Zutritt der Luft der Bildung dér Oberhaut vorgehe und felbige veranlaffe,
oder nicht? G rew ift der Meynung, dafs' diefes nicht der Fall fey “); fie
nehme, fo glaubt er, ihren Urfprung aus dem Saamenkorne felber Und fey
das nehmliche Häutchen, welches während des Keimungsaktes das Federchen
bedecke und durch dellen Auswachfen zu einer Pflanze fich nur ausdehne.
Auch für K e i th b) ift die Auwefeuheit der Oberhaut im Embryo ein
Grund gegen den Antheil der Luft an ihrer Entftehung. Aber diefe Auwe-
fenheit dünket mich mehr eine Vorausfetzung, als eine in der Natur
gegründete Thatfache zu feyn. Wénigftens am Würzelchen und an den
Saamenblättern bemerkt man keine Epidermis, und das Federchen, welches
zuweilen im Saamen fehlt, meiftens fehr klein, in aljen Fällen aber von
einer äufserft zarten Befchaffenheit ift, möchte fchwerlich folche anatomifche
Unterfuchung erlauben, als vonnöthen diefes auszumachen. Was insbefon-
dere die Cotyledonen betrifft, fö bildet freylich Hedwig c) eine Oberhaut
derfelbeli, von Perilla ocymoädes und Cheiranlhus incanus genommen, 'mit
gefchlängelten Zellenrändern und zahlreichen Poren ab, fo dafs über die
Natur diefes Theiles kein Zweifel bleiben kann. Auch R u d o lp h i nennet d)
mehrere Gewächfe, bey denen er die Saamenblätter damit verfehen gefunden.
Allein es ift alle Wahrfcheinlichkeit vorhanden, dafs diefe Unterfuchung
nach dem Keimen angeftellet worden; auch find H edw ig s genannte
Abbildungen grün colorirt, welches davon einen Beweis giébt. Wenn ich
daher an Pflänzchen von Lupinus anguftifolius, bey 'denen die Plumula
kaum angefangen haue, fich zu verlängern, die noch nicht klaffenden
n) Duhamel Phys. d. aibr, I. i 4. — b) Linn,-Transact, Xlf,
c) Kl. Schriften. I. Taf. 5. Fig, I, 2. — ä ) Anat. <1. Pflanzen, ga.
Cotyledonen unterfuchte, zeigte fich ihre grüne Rindenfubftanz bereits
fehr deutlich mit. einer einfachen Lage farbelofer durchfichtiger Zellen
d. i. mit einer Oberhaut bekleidet, worin ich eine grofse Menge von
Poren wahrnahm. Allein wenn ich eben diefe Cotyledonen vor dem
Keimen, wo der Saame blofs von Waffer aufgequollen war, unterfuchte,
War fo wenig von Poren,, als überhaupt von einer Oberhaut etwas zu finden.
Es lag unmittelbar an der Oberfläche eine mit körnigem Wefen erfüllte
Zellenfchicht, deren Zellen nur etwas mehr in die. Breite gedehnt waren,
als die der nächftfolgenden Schichten, welche eine deutliche perpendikuläre
Richtung gegen die Oberfläche zeigten »). Es dünkt mich alfo gewifs,
dafs hier eine Oberhaut mit den Poren im Uebergange vom Zuftande des
Nichtkeimens zu dem des Keimens erft entliehe und es läfst fich nicht
läugnen, dafs an diefem Vorgänge die Luft, wie überhaupt am Keimungs-
proceffe, einen grofsen Antheil habe,
Andrerfeits -aber reproducirt die Oberhaut fich niemals, wenn fie vom
Pa renchyma abgezogen und diefes _ der Luft blofsgeftellet worden. Es
trocknet zwar an der Oherfläclie aus und überziehet fich mit einer Krufte;
aber nie erhält diefe die Organifation einer wahren Epidermis. Ebeu fo
haben manche Pflanzen und manche Pflanzentheile, obgleich der Luft
immer ausgefetzt, doch von Natur keine Oberhaut, wie aus den Unter-
fuchungen des zweyten und dritten Abfchnilts erhellet. Wir muffen daher
fagen, dafs die Einwirkung der Luft, in Verbindung mit einem dazu
geeigneten Bau, die Bildung dér Oberhaut veranlaffe. Diefes gefchiehet
aber in einem fehr frühen Zeiträume: denn z. B. an den, kaum aus dér
a) Tab. I. Fig. 3.
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