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Schwein, dem Kalb und den übrigen, die iicb diefer gleich nach der
Geburt zu bedienen im Stande find. Der Hund und die Katze haben
nicht relativ kleinere Vierhügel als das Schwein und das Kalb, wohl aber
ilt das Verhältnifs des hintern Paars zum vordem ein anderes bey den
fleifclifreifenden Thieren als bey den Wiederkäuern. Man hat Gefelze
aufgeftellt, nach welchen fich diefes Verhältnifs in den verfchiedenen
Familien der Säugthieren ändern foll, die aber entweder ganz ungültig,
oder nicht ohne Einfchränkung richtig find. Nach R ie d le y f) ilt beytn
Menfchen das vordere und hintere Paar fall von einerley Gröfse und Gefialt,
bey den übrigen Thieren hingegen das vordere kleiner und fchmäler als
das hintere. M o rg a g n i s) bewies, dafs diefe Behauptung nicht allgemein
gültig ilt. Die Berichterltatter des Franzöfifchen Inftituts über G ä ll’ s und
S p u r z h e im ’ s Hirnlehre h) glaubten gefunden zu haben, dafs das hintere
Paar der Vierhügel neblt dem innern knieförmigen Körper bey den Raub*
thieren weit gröfser als bey den übrigen Thieren ilt. Dagegen find von
G a il und S p u rzh e im 0 Erinnerungen gemacht worden. Doch aber ilt
Garus k) jener Meinung wieder beygetreten. Aus meinen Beobachtungen
mufs ich fchliefsen, dafs allerdings bey den fleifchfreflenden Thieren die
hintern der Vierhügel in Vergleichung mit den vordem gröfser als bey
den Wiederkäuern find, dafs jedoch bey den übrigen Säugthieren Ver-
fchiedenheiten ftatt finden, die fich bis jetzt nicht unter ein feiles Gefelz
f) Anatomy of the brain. C. 3.
g) Epift* anatom, p* 220*
h) Annales du Muf. d’Hift. nat. T. XI. p. 35G. G a l l ’ s und S p u r ih e im ’ s Unterfuchungen
über die Anatomie des Nervcnfyftems. S. 216.
i) A. a. O. S. 224. Und in deren Anat. et Phyfiol. du Sjftcrae nerveux* Vol. I* p. 119.
k) Lehrbuch der Zootomie. S. 23o.
bringen lalfen. Bey dem Menfchen und den Alfen fcheint mir das hintere
Paar etwas kleiner als das vordere. Miüir nähert fich das Verhältnifs
des letztem zum erftern dem der Gleichheit bey dem Seekalb, Bär, Dachs,
Fuchs und Iltis. Genau diefes Verhältnifs zu bèfiimmen, ilt fchwerlich
möglich, weil beyde Paare von verfehiedener Gefialt find, ihre Gränzen
fich nicht genau angeben lalfen, und ihre Form von anderer Befchaffenheit
iftj fo lange fie noch mit den umliegenden Theilen in Verbindung liehen,
als wenn fie hiervon ahgefondert find. Doch fcheint mir auch bey allen
Raublhleren das Uebergewicht auf Seiten des vordem Paars zu feyn. Bey
dem Meerfchwein, der Maus, der -Ratze und dem Igel nähert lieh die
Gefialt bßyder Paare der länglichrunden, die fie bey dem Menfchen und
den Allen: haben. Bey dem Maulwurf und der Fledermaus dehnen lieh
beyde mehr in die Breite als in dié Länge aus. Das gegenfeidge Verhältnifs
des Volumen bey der Paare ilt bey diefen Thieren lehr verfchiéden.
Bey mehrern Nagethieren fcheint es mit dem, welches bey dem Menfchen
und den Affen flau findet, übereinzukommen. Ueberhaupt aber ifi hier
ebenfalls das vordere Paar immer das- gröfsere.' Beym Schwein lieht
diefeni das hintere Paar merklich atr Gröfse nach. Der Unterfchied ilt
aber nicht fo grofs als bey den Wiederkäuern, befonders beym Rennthièr,
welches ein weit gröfsêres vorderes. Paar ih Vergleichung mit dem hintern
Paar und mit dem ganzen Gehirn als irgend ein anderes, mir bekanntes Thiër
hat. Diefes Harke Uebergewicht der vordem Vierhügel über die hintern bey
den Wiederkäuern ifi von allen unbefangenen Zergliederern beobachtet worden 1).
1) Z B. von W i l lis (Cerebri Anat, C. 2. Opp. onln. p. ,g.) beym Schaafe und Kalbe,
von M a ln ca rn e (Memorie della Accacl. in Mantova. T. J. p. 79.) bey den
Wiederkäuern überhaupt und namentlich bey der Ziege/ von V i c q -D ’A z v r
(Mein, de l’Acad. des fc. de Paris. A. 1783. p. 485.) beyiri Hammel.
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