ia6 III. Ueber die Erzeugung durch zwey Geschlechter
Es bleibt noch die dritte Klaffe von Verfuchen, To für das Pflanzen-
gefchlecht entfclieidendes Zeugnifs geben, übrig, nebmlicb die, wo mit
dem Blumenftaube einer Art die Narbe einer andern beßrichen worden,
Welches einen Saamen gab, aus dem weder die eine, noch die andere Art
fondern ein Mittelfchlag von beyden, erwuchs. Bekanntlich hat K ö lre u te r a)
eine grofse Anzahl gelungener Verfuche diefer Art angeftellt, deren Richtigkeit
der Vf. der Kritik zwar nicht bezweifelt, deren Wiederholung er aber
doch in dem, was fpäterbin für die Befruchtungslehre gefehehen, ver-
miffet 1>). Nun hat bereits K ö l r e u t e r c) angemerket, dafs dieTe Verfuche
nicht ohne Schwierigkeit gelingen; indeffeu fehlt es doch keinesweges an
Fällen diefer Art, die gleichzeitig und fpäterhin beobachtet worden. Von
den Baftardpflanzen, deren L in ne' <ä) erwähnt, find wenigftens Veronica
fpuria und Tragopogon hybridus unftreitig, als folcbe zu betrachten, wenn
gleich K ö lreu te rn «) zuzugeftehen ift, dafs bey letzterem die Hybridität
nur unvollkommen gewefen. B r o u f fo n e t 0 Iah im botanifchen Garten
zu Ediuburg einen Baftard von Papaver orientale und P. fomniferum
dadurch gebildet, dafs man am letztem die Staubfäden weggefchnitten und
die Griffel mit dem Pollen des erflern beftäubt hatte; welcher Verfuch
mehrere Jahre nach einander mit dem nehmlicben Ei folg gemacht worden
war. Ferner machte H e dw ig 8) einen Verfuch K ö lr e u te r s nach, indem
a) Yorlälif. Nachricht von einigen das Pflanzengefchlecht betreff. Yerfuchen. Nebit
drey Fortfetzungen* Leipz* 1761-66 *
b) Kritik u, f» w. 43* — c) Vorläuf. Nachricht» 44*
d) Sexus plant» in Am. acad. Yol. X. 125. — e) Vorläuf, Nachricht* 4i* j
f ) I« einer Anmerk, zu Amoep. acad. Vol. X» 127,
g) Theoria gen erat, plant* cryptogam. Ed* 2* 56*
er den Blumenftaub' von Nieotiana paniculata auf das-weibliche Genitale
von N. rnfiica trug, woraus Saamen und demnächfi Pflanzen erwuchfen,
deren Blüthe das Mittel zwifchen beyden Arten hielt. Auch mir ift eine Pflanze
vorgekommen, die ich für emen Baftard von Campanula divergens W.
und Phyteuma betonicaefoliüm Vill. halte, und wovon ich noch getrocknete
Zweige zu Jedermanns Anficht bewahre. Hie genannten Leyden Pflanzen
nehmlich waren im Jahre i 8i 3 im botanifchen Garten Zu Roftock auf
einem Beete neben einander ausgefäet worden. Im folgenden Jahre blüheten
fie und es fiel einiger Saame aus, der im dritten Jahre keimte und Pflanzen
gab, welche im Juny 1816 blüheten. Den Blättern, den Stengeln, dem
Ueberzuge und der Inilorefcenz nach, fchienen diefe Pflanzen ganz Campanula
divergens zu feyn: aber die Blüthe verriet!) den zwiefachen Urfprung.
Dem Kelche nehmlich fehlten die zurückgefcblagenen Buchten, und die
Blumenkrone war bis auf den Grund in fünf lange, Knienförmige Theile
gefpalten =>). Es folgte ein häufiger Saame, von welchem ich einigen
Freunden im Herbfte des gedachten Jahres unter dem Namen Campanula
tenüiflora etwas mittheilte: aber weder mir noch andern ift es gelungen,
diefe fonderbare Mittelbildung daraus wieder zu erhalten.
Aber auch, wenn es mit den Baftardbildungen feine völlige Richtigkeit
bat, foll diefes , dennoch für keinen Beweis des Sexualismus im Pflanzenreiche
gelten. „Was geht hier, heifst es S 42 und folg, der Kritik, denn
„weiter vor, als was gefchiehel, wenn ein Zweig oder ein Auge auf einen
„vegetirenden Stamm einer verfchiedenen Art oder Abart geimpfet wird?
„Jeder nimmt hier von dem andern etwas auf, der Impfling von dem
0 Tat. HI. Fig. 7.