Nerven eintritt, diefe durch ein eigenes, aus grauer Subftanz beftehendes
Organ gefcheben mui's. Wo giebt es ein folches Organ für den Balken
und für die vordere Himcommilfur? Und übertrifft nicht bey fo vielen
Nerven die Summe der Zweige fehr weit den Stamm an Volumen, ohne
dafs die Zunahme an. Maile bey allen durch Ganglien bewirkt würde?
Wahr ift es freylich, dafs in der Brücke, den Seliehügeln u. f. w. den,
darin »Vergehenden Hirnfafern etwas Aehnliches widerfährt wie deä
Nerven nach deren Eintritt in Ganglien. Aber berechtigt fchon diefe
Aehnlichkeit, Theile für gleichartig anznnehmen, die in ihrem ganzen
übrigen Bau fo viel Verfchiedenes und -Eigenthümliches zeigen? Was
übrigens G a ll’ s Meinung von der Rinde als der ernährenden Subftanz des
Marks betrifft, fo verdient diefe kaum eine Widerlegung. Die Rinde ift
eine folide und' an manchen Stelleu ehen fo deutlich wie das Mark gefa-
ferte Subftanz. Eine folide, unmittelbar zur Ernährung dienende Materie
aber wird Keiner annehmen, der nicht eine wankende Hypothefe mit einer
folchen Annahme zu unterftützen gezwungen ift. Was die Rinde an llini-
fubftanz enthält, ift von der Markfubftanz gewifs nicht verfchieden. Die
Haargefäfse, die lieh in jener verbreiten, führen aber Cruor, die der letztem
eine weifsliche Flüfsigkeit. Daher der Unterfchied in der Farbe heyder
Sühflänzen, welcher verfchwindet, wenn den Gefäfsen der Rinde- ihr Cruor
durch Auswäifern entzogen wird.
Unmittelbar aus dem Anfang der Radiation des verlängerten Marks,
nehmlich aus den ftrickförmigeü Körpern deifelhen, entßeht bey den
niedern Wivbelihieren ein kleines Gehirn, welches gröfstentheils von grauer
Subftanz gebildet wird und noch keine Spuren von einer Radiation zeigt:
Erft bey den Vögeln zeigt lieh eine R a d ia tio n der f t r ic k fö rm ig e n
K ö rp e r , die lieh in den, mit detn Wurm des kleinen-Gehirns der Säug.-
tliiere übereinkommenden Theil ausbreilet. Bey den Säugthieren greift
auf heyden Seiten in diefe eine neue Radiation, d ie der S e i t e n th e i l e
des k le in en G eh irn s , ein, deren Anfang die Vereinigung der Fortfätze
des kleinen Gehirns zur Brücke und zu den Vierhügelu ausmacht. Der
Menfch hefitzt in jeder Hemisphäre diefes Eingeweides eine eigene graue
Maffe, den rautenförmigen Körper, wodurch die Markfafem der Fortfätze
zur Brücke und zu den Vierhügelu vor ihrer Ausftrahlung zerfetzt werden.
In den übrigen Familien der Säugthiere lind diefe Fortfätze bey ihrer
Ausbreitung Von Rindenfubftanz nur umgeben, nicht aber, oder doch in
weit geringerm Grade als beym Menfchen, durchdrungen.
Eine vierte und fünfte Radiation, die mit den heyden räthfelhaften
Organen, der Zirbel und dem Hirnanhang, in unmittelbarer Beziéhung
flehen, hat mau bisher entweder ganz überfehen, oder doch wenig beachtet.
Von der R a d ia tio n der Z i r b e l machen. die Markfchenkel diefes
Organs den eilten Aufang aus. Zu heyden Seiten entftehen aus ihr die
Markfafem, die lieh über den hintern Theil der Sehehügel zu deu Wurzeln
der Sehenerven begehen und den Haupturfprung diefer Nerven ausmachen.
Vorne gehen von ihr die heyden Markleiften des innern Randes dér Sehehügel
aus. S a b a t ie r verfolgte diefe Leiften bis zu den weifslichen
Hügeln. V i c q - D ’ A z y r lj) Iahe diefelben lieh mit den vordem Pfeilern
des Gewölbes -verbinden. Beym Menfchen habe ich ihren Fortgang bis
zu den letztem beobachtet, ohne ihre Verbindung mit dielen deutlich
a) Mém. préfeBlës ä 1’Acad. dés fc. de Panis. V / jS » p. 6öl.
b) Mém. de 1’Acad. des f<5. de Paris» 1781. p. 606, PI. I. fig. 1 , ray*
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