auszudehnen, wenn elnerfeits keine äufsere Hindernilfe der Ausdehnung da
ünd, andrerfeits ein ungehemmtes Zuftrömen belebter Flüffigkeiten gefcliic-
liet? Ift diefes Vermögen fich auszudehnen nicht einer Mannigfaltigkeit
von Graden fähig? Und wird daher in manchen Fällen nicht eine geringe,
äufserlich oder innerlich ei’regende < Urfache hinreichen, eine äufsere"
Bewegung zu veranlaßen, fobald der Bau eine einfeitige Ausdehnung
erlaubt, welche die Vegetation andrerfeits wieder aufhebt?
Jedoch find es die Bewegungen in den Genitalien auf einen innerri
oder äufsern Reiz nicht allein, was uns die erhöhte Reizbarkeit anzeigt;
auch die Bluipenkrone und felbft der Blüthfiengel übet dergleichen während
der Befruchtungsperiode aus. Der Wechfel. des Offen - und GefchlofTenfeyns
in den Blüthen von Tragopogon, Leontodon, Mirabilis, Convolvulus u. f. W.
dauert nur fo lange, als die Befruchtung »och nicht beendet; dann hört er/
auf und die Blume bleibt immer gefchlolTen. Manche Blumen nicken des
Nachts mit ihren Häuptern bis dahin, dafs die Frucht anfängt fich zu
entwickeln. Unter andern habe ich diefes' an Tulfilago Farfara bemerkt.
Die blühenden Stengel krümmen nach Sonnenuntergang lieh mit ihrer
Spitze, fo dafs die nun gefchloifene Blume nicket, und diefe Beugung ift
mit einer Steifigkeit der Stengel verbunden, fo dafs fie fich alsdann nicht
aufrichten laffen. Am andern Morgen aber find fie völlig wieder gerade.
R o th fagt von diefer Blume a) mit Unrecht, fie nicke gemeiniglich nach
dem Verblühen: denn diefer Wechfel von Schlaf und Wachen findet nur
ftatt, während die Rlüthe im Zuftande höchfte.r Entwicklung ift.
Endlich kündiget fich die vermehrte Reizbarkeit kurz vor und während
der Zeugung auch hier, wie im Thierreiche, durch vermehrte Ab - und
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Ausfonderungen an. Die fchnellere Entwicklung der Blüthe vor den
übrigen Theilen verrälh deutlich ein fiärkeres Zufirömen des Nahrungs-
faftes, welches, während der Blüthzeit fortdauernd, die rafchen Abfonde-
rungen in der Blume bewirkt, die nach erfolgter Befruchtung alfobald
aufbören. Man betrachte die Entwicklung einer Blüthe; je näher diefe
ihrer Vollendung ift, defto fchneller wachfen die einzelnen Theile. Ich
beobachtete z. B. den Blüthenfehaft einer Hyacinthe, welcher etwa um drey
Zoll aus der Erde wag; Er wuchs in 48 Stunden um Eine Linie, nach
fechs Tagen in der nehmlichen Zeit um zwey Linien, nach andern fechs
Tagen in gleichem Zeiträume um vier Linien u. f. w. während die Lebensreize,
z. B. Temperatur, Sonnenlicht, Nahrung u. f. w- ganz die nehmlichen
geblieben waren. Allein fo wie die Blüthe ausgebildet, hört diefe .mächtige
Verlängerung auf, und es treten Abfonderungen von mancherley Art ein.
Dahin mufs man rechnen die fchöne Färbung von Hüllblättern, von Kelch
und Krone, die Entwicklung riechbarer Theile in der Blume, die Aus-
fcheidung des Nektar, die Abfonderungen der Narbe. Alles diefes befteht
nur während der höchften Ausbildung der Staubfäden und Griffel, hört
aber nach erfolgter Befruchtung fchneller oder Iangfanjer auf. Man
betrachte die Wolfsmilcharten z. B. Euphorbia epithymoides, palustris und
andere. Es ift auffallend, wie die Blättchen der allgemeinen und befonderen
Hülle gegen die Befruchtungszeit hin goldgelb werden, welche Farbe fie
nach Beendigung diefes Gefchäfts mit der grünen Farbe der Blätter ver-
taufi hen. Die nehmliche Bemerkung ergiebt fich am Helleborus niger L.
deflen Blume vor und während der Befruchtung weifs. oder blafs rofenroth
ift, nach derfelben aber fich grün färbt. Ferner giebt es wenige Gewächfe,
deren Blume nicht in ihrer höchften Entwicklung einen Geruch von fich
gäbe, welcher auf hört, fobald Krone und Zeugungstheile welken. Was
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