das kleine Gehirn flehe als Ganglion, des Rückenmarks immer mit diefem
in gleichem Verhähnifs; Vergröfsernng der Mafle des Rückenmarks äufserä
fleh durch Vergröfserung des kleinen Gehirns; darum hätten die niedrigem
Thiergaltungen, wo die JVIafle des Gehirns in Yerhältnifs zum Körper fehr
grofs wäre, auch ein fehr voluminöfes kleines Gehirn, da hingegen in den
hohem Gattungen mit grofser Hirnmafle und im Menfchen felbft, die
Mafle des kleinen Gehirns fehr verringert würde. Diefe Sätze find fo
offenbar falfeh, dafs es fleh nur aus der vörgefafsten Meinung von dem
kleinen Gehirn als Ganglion des Rückenmarks begreifen läfst, wie ein
Anatom, der viele Gehirne unterfucht hat und dem die Lehre vom Nerven*,
fyftem fo viele fonftige, fchätzbare Beobachtungen verdankt, ihn nieder*
fchreiben konnte. Näher kam der Wahrheit J. Hünter’ s Angabe y), dafs
die Gröfse des kleinen Gehirns in Verhähnifs zum grofsen geringer beym
Menfchen als bey irgend einem andern- Thier ift. Aber H u n te r hätte
hinzufetzen foUen, dafs das kleine Gehirn doch von den niederen Thieren
herauf zum Menfchen immer mehr an Gröfse zunimmt, obgleich in einem
kleinern Yerhältnifs als das greise Gehirn. Am richtigflen, ift" T ie d e -
mann’ s Bemerkung ?-), dafs das kleine, Gehirn von den Säugthieren herab
an Ausbildung abnimmt. Wenn man fleh übrigens auf die, von' C u y ie r a)
gelieferte Tafel von dem gegenfeitigen Verhähnifs der Gewichte des klei*
neu und grofsen Gehirns bey verfchiedenen Thieren verlaßen könnte, fo
würde fleh von dem obigen Satz, dafs beym Menfchen das gröfse Gehirn
gegen das kleine grofser als bey den übrigen Thieren ift, eine Ausnahme
v) In S ch n e i d e r ’ s Beiträgen zur Nat» Gefcb, der Wallfifcliarten, Th, 1, S, 72*
z) A. a. O. S. 110. i n .
a) Lecons ,d’Anat. comp, T i II. p. 1 $3.
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beym Sa'imiri finden, indem die Mafle des kleinen Gehirns gegen die des
grofsen lieh bey diefem wie x zu i 4, beym Menfchen aber wie l zu 9
verhalten foll. Ich geftehe indefs, dafs mir die Richtigkeit diefer Meflimg
verdächtig fcheint. Für zuverläffiger kann ich die, von mir am Seekalbe
(Phoca vitulina) gemachte Beobachtung ausgehen, dafs bey keinem Säugthier
nächft dem Menfchen das kleine Gehirn nach allen Dimenfionen
grofser als bey diefem ift.
Das kleine Gehirn befteht aus dem Mittelftück (dem Wurm) und den
beyden Seitentheilen. Mit der gröfsern oder g e r in g em A u sb ild u n g
der le t z t em i f t die Z u - oder Abnahme eines andern w ic h t ig e n
H im o rg a n s , der V a ro lifc h e n B rü ck e , v e rb un d en . Diefe ver-
fchwindet, wie fchon T ie d em a n n b) gezeigt hat, mit jenen bey den
Vögeln und vergröfsert lieh mit ihnen in der Reihe der Säugthiere von
dem Maulwurf, dem Igel und den Fledermäufen an, die in der Kleinheit
der Seitentheile des kleinen Gehirns, wie überhaupt im ganzen Hirnbau,-
den Vögeln am nächften flehen, bey den Nagethiereu, den Wiederkäuern,
dem Schwein, dem Pferd, den Raubthieren, den Affen bis zum Menfchen.
Hierbey ift jedoch nicht zu überfehen, dafs die Gröfse der Brücke nicht
blos nach ihrer Breite, fondern auch nach ihrer Länge und Wölbung
gefchätzt werden .darf. Der Maulwurf, der Igel und die Fledermäufe haben
wegen des, in Vergleichung mit dem übrigen Gehirn fehr breiten, verlängerten
Marks eine breite Brücke. Aber die Länge und Dicke derfelben
ift dagegen defto geringer. Sie ift am diekften und gewölbteften beym
Menfchen, und nächft diefem bey den Affen, den Robben und den Bären.
h) A. a. O. S. 111.