Theile derfelben als ein „giftiges, tödtendes“ Princip, fo antworte ich,
ohne die Gründe gegen die letztgenannte Bezeichnungsart geltend machen
zu wollen, dafs hierin eben das Geheimnifs der Befruchtung liege, indem
diefes Word die Möglichkeit bezeichnet, dafs einerfeits die Vegetation
nachlaffe und gänzlich aufhöre, während andrerfeits diefelbe gleichfam aus
einem Punkte von Neuem anhebt und fich in Formen ausprägt, welche
theils der Mutterpflanze, theils dem Individuum, von welchem der Blutnen-
ilauh genommen worden, angehören. Soll nun diefe Bezeichnung, aus
einer ungefuchlen Analogie hergenommen, unrichtig feyn, wie ift es denn
möglich, daß mit dem Pollen, diefem „giftigen“ Wefen, zugleich ein
Princip der Bildung übergehe, derfelbe alfo tödtend und geltaltend zugleich
feyn könne? Sagt man: in demfelben ftelle die höchlie Cöncentrirüng
und Läuterung der Pllanzenfäfte lieh dar, fo mufs das Nehmliche doch
auch vom Safte der Narbe behauptet werden, und dennoch wird keine
Baftardbildung erfolgen, wenn man bey weggenommenen Staubfäden auf
eine conceptionsfähige Narbe den Saft von einer andern Narbe einer ver-
fchiedenen Art aufträgt. Am wenigften aber möchte aus dem Umltande,
dafs die Impfung belfer gelingt, wenn fie auf einen Wildling mit einem
edeln ßeis, als wenn fie auf einen edeln Baum mit einem wilden fieis
vorgenommen wird, eine Aebnlichkeit diefer Operation mit der Baftard-
Befruchtung aufzuzeigen feyn. Der Vf. der Kritik fiellt Nicotiana panicu-
lata L. als Beyfpiel auf, die gegen N. rustica L. ßch als Wildling verhalten
foll, wegen üppigem, gellieilteren Sproilens und längerer, minder geöffneter
Blumenkrone, und er erklärt hieraus, warum die Baftard-Befruchtung in
K ö lre u te r s Verfuchen beffer gelang, wenn die Narbe der erfteren mit
dem Blumenfiaube der letzteren bedeckt worden, als wenn das Verhältnifs
das umgekehrte war. Allein führen diefe Gründe für die obige Bezeichnungsart
irgend etwas Ueberredendes mit fich? Mit ganz dem nehmlichen
Grunde könnte man das Gegentheil daraus fchliefsen.
Wir wenden uns zu einem Gegenftande, von welchem der Verfafler
der Kritik an einem früheren Orte fpricht, deffen Aufnehmnng aber
bis hieher zu verfchieben, mir fcbicklicher dünkte; es ift der Antheil der
Infekten und des Windes am Befruchtungsgefchäfte der Pflanzen. Wo
nehmlich die Gefçhlechter getrennt find, oder wo, bey vereinigten Gefehlech-
tern, das eine zeitiger lieh entwickelt als das andere, kann, fo fcheint es,
die Entfernung, welche fich oft zwifchen Blüthen verfchiedenen Gefchlechts
findet, nur durch Infekten, welche von einer zur andern fliegen, oder durch
den Wind, welcher den Staub fortführt, vermittelt werden. Was nun
zuvörderft den Antheil der Infekten betrifft, fo heftreitet der Verfalfer =>)
mit Recht die Meynung, welche L in n é von der Caprifikation der Feigenbäume
zu Gunften des Pflanzengefchlechts hegte, eine Meynung, welche
noch kürzlich J. E. Smith h) von der Befruchtung des Ficus Sycomorus,
ich weifs nicht auf was für Beobachtungen fich gründend, geäufsert hat.
Allerdings beweifen die vorhandenen Erfahrungen am gemeinen Feigenbäume
keinesweges das, was aus ihnen gefolgert worden. P o n te d e ra c)
fah den Cynips Pfenes häufig in den männlichen Feigen (die bekanntlich
nicht efsbar find); er fah auch das vollkommne Infekt, ganz mit Blumen-
ftaube bedeckt, herauskommen, und nachdem es felbigen abgefchüttelt,
davon fliegen. Nie aber bemerkte er es in den weiblichen Feigen und
befonders niemals in den Fruchthaltern des zahmen Feigenbaums, deren
b) Inlroduct* to botany. 2, Edit, 33Ç,
Ra
a) Kritik u. f. w» 21 Ö* folç*
c) Anthol, 175»