des Lichts nicht entzogen find. Die Augen der Infecten nicht für -wirkliche
Gefichtswerkzeuge zu halten, wird Keiner wagen, der die Analogie
des Infectenauges mit den Gefichtswerkzeugen anderer Thiere, über deren
Sehevermögen kein Zweifel feynikann, und die Schwürigkeit, ihre Handlungen
ohne Geßchtseindrücke zu erklären, reiflich erwägt '). So viel aber
ift allerdings wahr, dafs ihr Sehen von dem der hohem Thiere fehr ver-
fchieden feyn mufs. Wegen des Durchgangs des Lichts durch ein gefärbtes
Pigment ift für das lnfect die Verfchiedenlieit der Farben aufgehoben, und
jedem' diefer Thiere erfcheinen die Gegenftände nach der Farbe des Pigments,
die bey den verfchiedenen Infecten verfchieden ift und vielleicht
mit der Lebensweife jeder Art in einer gewiflen Beziehung fleht, verfchieden
gefärbt. Ferner, und dies ift der wichtigße Punct, können fich bey
den Tagesinfecten keine Bilder der Achtbaren Gegenftände auf der Netzhaut
bilden. Zwifchen Nerven des blofsen Gefühls und den Sehenerven diefer
Thiere ift kein anderer, wefentlicher Unterfchied als der, dafs jene lieh
unter einer undurchfichtigen, diefe unter einer durchfichtigen Bedeckung
endigen. Dafs lieh die äufsern Gegenftände auf dem Grunde des Auges
abbilden, ift alfo keine nothwendige Bedingung zum Sehen überhaupt,
fondern nur zu einer beftimmten Art des Sehens. Die Gefetze der Optik
laßen fich indefs auch auf das Auge der Infecten anwenden, nur anders
als auf das der hohem Thiere. Das letztere hat die Einrichtung der
Camera obfeura, das Infectenauge ift einem convexen Spiegel zu vergleichen,
auf welchem fich die Gegenftände vergrößert darftellen. Von grofsen und
entfernten Körpern wirft die Oberfläche der ganzen Hornhaut, von
r) P e r r a u lt (Oeuvres de Phyf. et de Mcchan. p. 338.) fpracli zwar-den . Infecten
überhaupt das Sehevermögen ab und leitete ihre Handlungen blos von einem fehr
feinen Gefühl ab, doch ohne irgend einen erheblichen Grund.
kleinen und nahen die Oberfläche einzelner Abtheilungen die Bilder zurück.
Jene werden von dem ganzen Sehenerven, diefe von einzelnen Fäden
deflelben wahrgenommen.
Bey einigen Thieren einer Familie der Mollusken, der Gafteropoden,'
giebt es eine Structur der Sehewerkzeuge, woran lieh die Verwandtfchaft
zwifchen dem Gefleht und dem Gefühl noch deutlicher als au den Augen
der Infecten zeigt. Die Weinbergfchneeke (Helix Pomatia) hat an der
Spitze ihrer gröfsem Fühlfäden ein Auge, das aus einer Hornhaut und
.einer, hinter diefer liegenden, durchfichtigen Gallerte befiehl, auf welcher
letztem fich der Sehenerve ausbreitet. Bey der fchwarzen Wegfchnecke
(Limax ater) finde ich einen ganz ähnlichen Sehenerven und eine ähnliche
Ausbreitung des, etwas angefeliwollenen Endes deflelben in divergirende
Fäden. Aber diefe Fäden vertheilen lieh hier nicht hinter einem durch-
fichtigen Organ, fondern auf der hintern Fläche eiuer fchwärzlichen,
undurchfichtigen Haut. Demohngeachtet erhält die Wegfchnecke durch
ihre gröfsem Fühlfäden eben fo wohl Eindrücke aus der Ferne als die
Weinbergfchneeke. Sie kundfehaftet damit alle, ihr verkommende Ge^en-
fiände aus, ohne diefe zu berühren. Nur wenn fie geängftigt wird und zu
entfliehen fucht, ftöfst fie zuweilen mit denfelben an nahe liegende Körper.
Ich habe erinnert, dafs von dem farbigen Pigment, welches die letzten
Endigungen des Sehenerven bey den Infecten überzieht, kein gültiger Grund
herzunehmen fey, die Augen diefer Thiere nicht für Gefichlswerkzeuge zu
halten. Weun hierüber noch Zweifel fialt finden könnten, fo würden diefe
durch die Thatfache gehoben werden, dafs die ganze Retina des weit mehr
zufammengefetzten und mit den Sehewerkzeugen der Fifche nahe verwandten
Auges der, zu einer andern Familie der Molusken, zu den Ceplialopoden,
' U