S öm m e r in g •>) machte die Bemerknug, daß verwandte Thiere einander
in der allgemeinen Geftalt der Windungen verwandt find und zwilchen
Individuen derfelben Art darin eine auffallende Gleichheit herrfiht. Diefe
Beobachtung, die Monro mit Recht für fehr wichtig hält, habe ich allgemein
befiätigt gefunden. Es giebt z. B. bey allen wahren Raubthiereu,
(dem Fuchs, dem Hunde, der Katze, dem Wiefel u. f. w.) auf der obern
Seite des grofsen Gehirns drey parallele, fchlangenförmig der Länge nach
laufende Einfchnitte. Die nehmlichen Furchen hefitz auch der, mit jenen
Thieren verwandte Dachs. Doch hat diefer zugleich mehrere Nebenein-
fchnitte, die jenen Thieren fehlen und auf eine andere Verwaudfchaft hin?
deuten. Diefe zeigt lieh beym Bären, bey welchem die, noch fchwachen
Nebeüeinfchuitte des Dachfes weit länger und tiefer, und von, noch andern,
bey dem letztem nicht vorhandenen Furchen durchkreutzt find. Wäre es
möglich, die Formen der Einfchnitte und Wiudungen mit Worten genau
zu bezeichnen, fo würden lieh die Säugthiere blos nach diefem Merkmalen
und natürlicher als nach allen, von der übrigen Organifation. hergenommenen
Characteren ordnen lallen.
So richtig aber diefe Beobachtung ift, fo ungegrundet ift die Behauptung
einiger Zergliederer, dafs die Zahl der Windungen des grofsen
Gehirns mit der Lift und Gelehrigkeit der Thiere in Verhältnifs ftehe.
Der Fuchs, der Hund und der Bieber, die ohne Zweifel an Verfchlagen-
heit, Gelehrigkeit und Klugheit weit über dem Schwein und dem Schaaf
flehen, haben weniger Windungen als diefe, und fie fehlen gröfsteulheils
felbft den kunftreichften und gelehrigften unter den Vögeln.
b) Vom Hirn und Rückenmark S. 66.
Parallel mit den erwähnten Veränderungen der Sehaale des grofsen
Gehirns gehen gewifte Umwandelungen der äufsern Geftalt des kleinen
Geliirns.
Vergleicht man die Abtheilungen diefes Eingeweides bey den verfchie-
denen Säugthieren, fo findet man diefelben fymmetrifch, wo die Windungen
heyder Hemisphären des grofsen Gehirns gleich find, und unfymmetrifch,
wo diefe Gleichheit fehlt. Von jener Art find fie bey den Affen, den,
auf den Zehen gehenden Rauhthieren, den Fledermäufen, dem Igel, dem
Maulwurf, der Spitzmaus und den Nagethierenj ‘von diefer bey dem Men-
fclien, dem Bären, mehrern Wiederkäuern, dem Schwein, dem Pferd, dem,
Robben und Delphin. Es findet auch die. uufymmetrifche Bildung des
kleinen wie des grofsen Gehirns der letztem Thiere nicht immer in allen
Theilen und nicht immer in gleichem Grade ftatt, Bey dem Bären z. B.
find lieh heyde Hälften jenes Eingeweides ähnlicher als bey dem Seekalb
und dem Delphin.
Ein eigener Character des kleinen Gehirns mehrerer Sängthierfamiliea
ift die feitwärts gebogene Geftalt des Wurms. Diefe zeigt lieh zuerft beym
Bären, doch nur erft in geringerm Grade. Stärker ift fie bey dem Robben,
Delphin und Schwein, und-noch ftärker bey dem Pferd und den Wiederkäuern.
Bey mehrern der letztem macht der Wurm eine fo ftarke S förmige
Krümmung, dafs heyde Hälften des kleinen Gehirns fogar eine unfymrne?
trifche Lage davon haben und die eine, von oben angefehen, breiter als
die andere zu feyn fcheint.
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