Blumenftaubes zu verhüten. Hier wuclifen meine Pflanzen lebhaft fort,
indem fie täglich, -wenn es nicht regnete, begoffen wurden. Am 5i. März
hatten lieh mehrere weibliche Blütheo, fowohl an den verpflanzten, als an
den unverpflanzten Stengeln geöffnet. Am 5. April fand ich auch einzelne
männliche Knofpen aufgefchloffen, aber erft am 12. i 3. und i 4. diefes
Monats, da eine warme Frühlingswitterung eingetreten, öffneten lieh die
übrigen. Jetzt waren auch die Narben der weiblichen Stengel mit einer
klaren Feuchtigkeit bedeckt, alfo mannbar, und ich konnte hierin kein
Zurückbleiben der Stengel im Topfe und der durch Glas ifolirten gegen
die andern wahrnehmen. Am i 4. April, einem füllen und warmen Tage,
nahm ich die künftliche ßeßäubung eines von den weiblichen Stengeln
im Topfe vor. Ich ifolirte hiebey deufelben, .indem ich einen Pappendeckel
zwifchen ihn und die übrigen Stengel fchob und ßreifte nun an
den Narben feiner weiblichen Blumen, deren er vier trug, die frifchgeöffneten
Staubbeutel einer männlichen Pflanze ab, wobey ich alle Verbreitung des
Staubes in der Luft, fo wie alle Berührung der übrigen Stengel forgfältig
zu vermeiden bemüht war. Dann ifolirte ich das fo behandelte Pflänzchen
durch Aufdeckung eines Glascylinders mit verfchloffenem Oberende und
wiederholte die Operation des Befiäubens an den beyden folgenden Tagen,
immer unter Beobachtung der obigen Vorfichtsregeln. Am 30. April zer-
fiörte ich alle männliche Blüthtrauben, die zum Theil noch ßäubten, zum
gröfseren Theile aber bereits verwelkt waren, und 3o Stunden darnach,
während deffen ein lebhafter Wind gewehet hatte, nahm ich die gläferne
Bedeckung -fowohl von den unverletzten, als von den in den Topf verpflanzten
weiblichen Stengeln ab, welche ich demnächß durch umgelegte
Fäden bezeichnele. Erfiere fahen, da fie feit 4 Wochen der freyen Luft
entbehrten, etwas kränklich aus; doch verlor fich diefe Befchaffenheit des
Laubes binnen wenigen Tagen; auch fchienen die Blüththeile nichts gelitten
zu haben. Am 4. May fiellte ich eine allgemeine Unterfuchung an, wobey
fich folgendes ergab: A) An den .unverpflanzten, unbedeckt gebliebenen
Stengeln waren die Eyerftöcke der meifien Blüthen unverändert und ihre
Narben noch im jungfräulichen Zufiande: nur etwa ein Dutzend Früchte
halten fich gebildet, in denen ich bereits den Embryo als ein grüngebliches
Kügelchen am fpitzeren Ende der Höhle erkannte. B) Au den unverfetzten,
unter Glas gehaltenen Stengeln zeigte fich keine Fruchtentwicklung; ihre
Fruchtanlagen waren vielmehr fämmtlich abgefallen, obfehon das Kraut
fich im befien Wachsthum befand. C) Von den Stengeln im Topfe hatte
der, an welchem ich die künftliche Befiäubung vorgenommen, drey vortreffliche
Früchte angefetzt, die bereits von bedeutender Gröfse waren}
hingegen war D) bey allen übrigen die Narbe noch in völlig jungfräulichem
Zufiande, und da ich einige der um nichts angefchwollenen Fruchtknoten
unterfuchte, bemerkte’ ich aufs deutlichfte die Häute des Eys mit der läug-
lichen Eyhöhle, aber keine Spur von Embryo. — Am 20. May waren die
Eyerftöcke von A, welche lieh nicht vergröfsert, und die von D fall fämmtlich
abgefallen. Die Früchte näherten fich nun dem Ende ihres Wachsthums,
welches fie im Anfänge Junys erreichten, und die durch künftliche
Befiäubung hervorgebrachten waren faß vollkommner, als die, welche fich
von felber in der freyen Luft gebildet.
11) Morus n ig ra L. Pontede ra a) hat vom Maulbeerbaume wiederum
ein Beyfpiel gegen das Pflanzengefchlechl hergenommen, indem die
weiblichen Bäume der Seidenraupenzucht wegen häufig, die männlichen
a) L. c, i 32.