Doppelliuien, ohne jedoch änzu'gefreö, in welchen Fällen der eine, in
welchen der andere angenommen werden müfle. Nach Molken ha we r a)
entliehen fie bey Tradescantia virginica dadurch, daß man die Zwifchen-
wände in der Verkürzung, folglich mit genäherten beyden Rändern, flehet;
H edwig s zurückführende lymphatifche Gefäfse flatuirt er bekanntlich
nicht, kann alfo ’ deren ’ auch nicht in der Oberhaut gelten laßen. Dagegen
haben K i e f e r b) und K e ith der Hedwigfchen Anficht wiederum Beyfall
gegeben; jener auf vermeinte Beobachtungen geflützet; diefer, weil er
eigener mikröfkopifcher Unterfuchungen, wie es fcheint, ermangelte und
weil ihm die Ipäteren, feit H e dw ig , befönders in Deutfchland darüber
angeflellten Unterfuchungen üübekannt geblieben.
Betrachtet man eine dünne Oberhaut, welche aus einer einfachen
Zellenlage boii ehet, z. B. die von Glauclum. luteum, in der Fläche unter
VVaifer,' fo erfcheinen die netzförmigen Linien, wenn fie vollkommen im
Focus der Linfe find, einfach und mit fehr geringer Breite. Ein Gleiches
zeigt lieh, wenn man die Oberhaut von Sonchus fruticofus, MerCurialis
perenms, Phyllanthus juglandifelius, Jufticia Gendarufla, Cheiranlhus
Cheiri, auf die nehmliche Art behandelt. Nähert man aber den BrCnnpunct
der Linfe durch einen kleinen Druck an der Stellfchraube des Mikrofkops
dem Glafe, worauf fich das Object befindet, in etwas, fo erfcheinen gedachte
Linien wieder deutlich und verdoppeln fich. Man erkennt alsdann
deutlich durch eine mehrmalige Veränderung des Brennpunkts der Linfe,
dafs beyde Linien nicht in Einer Ebene liegen, fondern eine hinter der
andern, und dafs mit Einem Worte das Verhältnifs das nehmliche fey, wie
a) Bey trage u, f, m. 1 2 2 * —- B) Grundzüge cf, Anat* d. Tfl. $, 352, 3'5q »
an einer fehr dünnen Schicht von Zellgewebe aus der Mitte des Stengels
oder Blattes, wo man gleichfalls durch höhere oder tiefere Stellung der
Liufe bald den oberen, bald den unteren Rand der perpendikulären Zellen-
fcheidewände fichtbar machen kann, aber, wenn man den einen allein
liehet, ihn als eine einfache Linie erblickt So ift demnach Molden-
hawers Auficht und Darftellung diefes Gegenftandes lj); fo find es die
von K ro k e r und die früheren von S p ren g e l. Betrachtet mau daher
ein reinlich abgelöfetes Stückchen Oberhaut, z. B. von Polypodium aureum,
am Rande, wo der Rifs den Netzlinien gefolgt ift, wo alfo die Zellen
gleichfam in ihrer Nath fich getrennt haben c) , fo’ liehet man befagle
Linien hier völlig einfach, weil die Scheidewand nicht mehr vorhanden
ift. Unterwirft man ferner eine vorzüglich dünne und zarte Oberhaut,
z. B. die von Pforalea hituminofa der Betrachtung, fo find, auch bey verändertem
Brennpunkte, die Linien immer einfach, indem vorderer und
hinterer Rand der Scheidewände hier um ein zu Geringes von einander
entfernt find. Dafs nun bey einem trocknen Zuftande der Oberhaut jene
Doppelftriche mehr ins Auge fallen, hat feine Richtigkeit: aber dafs folche,
wenn diefelbe benetzet, einfach erfcheinen, wie R u d o lp h i angiebt, kann
ich, wenigftens bey Polypodium. aureum und Aspidium exaltatum, nicht
finden, wo fie mir auch im völlig benetzten Zufiande immer doppelt
erfcheinen.
Man würde iudeflen Unrecht haben, wenn man die bisher angegebene
Entftehungsart der Doppellinien im Netze der Oberhaut für alle Fälle geltend
machen wollte. Es gehört nehmlich dazu offenbar eine gewilfe eckige
0 Tab. I, Fig, 13. ä3. b) A. a. O. c) Tab. I. Fig. io.