kleiner als bey den Säugtliieren. Mehrere Infeeten äufsern gleichfalls
Handlungen, die einen lehr fcliarfen Geruch vorausfetzen, obgleich es an
ihrem Gehirn keine ausgezeichnete Fortfätze giebt, die blos für diefen
Sinn beftimmt wäreu. -
Alle dicfe Sch-wiiriglieiten fallen weg, wenn man annimmt, dafs die
zahlreichen Höhlungen der innern Nafe mit ihren vielen, faft nackt liegenden
Nerven nicht blos Geruchswerkzeuge Und, fondern auch zur Vermittlung
einer andern, unmittelbaren Einwirkung der Atmosphäre auf das
Gehirn dienen, eines EinflulTes, wodurch die Thätigkeit des Gehirns,
hefonders der Inftinct. der Thiere, aufgeregt und beßimmt wird. Die
Aeufsernngeu des letztern hängen ohne Zweifel vorzüglich von atmosphäri-
fchen Eindrücken ab. Je mehr derfelbe entwickelt iß, in defio vielfeitigerer
Verbindung ftebt das Innere des Tbiers mit dem Luftkreife. Bey den
VögelQ und den Infeeten, Tbieren, die fich durch ihren Inßinet fo fehr
aus^eichnetr, iß das ganze Innere des Körpers und das ganze Nervenfyftem
vernmtelft der Luftröhren und Luftfäcke der Atmosphäre, zugänglich. Bey
den Säugtliieren, wo diefer Zugang nur auf die Lungen befchränkt, aber
ebenfalls ein fehr reger Inßinet vorhanden iß, wirkt die Atmosphäre tlieils
durch die Riechforlfätze, thcils durch die Naleuzweige des fünften Ncrven-
paars unmittelbar auf das Gehirn ein. Der Menfch, deifen fenfitives Leben
von höherer Art iß, bedurfte weniger diefer Einwirkung. Doch hat gewifs
auch bey ihm die Atmosphäre durch die Gcruchsnerven einen Einflufs auf
das Gehirn. Dafs diele Nerven vor ihrer Zeräflefung erft zu afchfarbenen
Knoten anfchwellen, da alle übrige Sinnesnerven bey den Wirbeltliieren vor
ihrer Ausbreitung niemals durch graue Subßanz unterbrochen find, deutet
auch beym Menfchen auf eine noch andere Function jener Nerven als
blofser Sinnesnerven hin, und dafs gehinderter Durchgang der Luft durch
die Nafeuhöhlen hey verfchloßenen Nafeniochern Schwere des Kopfs und
Dumpfheit zur Folge hat, da doch das Alhenihohlen nach wie vor durch
den Mund Fortgehen kann, iß ebenfalls eine Thatfache, die, fich wohl nur
aus der Nothwendigkeit des Zutritts der Luft zu den Geruchsnerven für
die Thätigkeit des Gehirns erklären läfst. S ca rp a f) erzählt einen Fall
von einem Bauern, der nach Exftirpation eines fehr grofsen Polypeu des
rechten Nafenlocbs plötzlich in Ohnmacht fiel und nicht eher wieder zu
alliiiieii vermogte, als bis ihm das Nafeuloch mit Charpie war ausgefiopfc
worden. Jener Anatom leitet diefe Wirkung von der zu ■ grofsen Menge
Luft ab, die nach der* Operation plötzlich in die Lungen ßürzte. Aber
nach der Bronchotomie dringt' auch plötzlich eine grofse Menge Luft in
die Lungen, und doch iß meines Willens nach diefer Operation nie etwas
Aelinliches beobachtet worden. Der plöLzliche Eindruck der atmosphäri-
fthen Luft auf die Geruehsnerven, wvlche diefer Einwirkung ganz entwöhnt
waren, fcheint mir einen befriedigemden Erklärungsgnmd zn geben. Die
Cetaceen, die feiten durch die Nafe athmen, haben mir einen felir kleinen,
mit blofsen Augen kaum fichtbaren Geruchsnerven. Wahrfeheinlicli iß
bey ihnen die Spritzröhve mit deßo gröfsern und zahlreichem Zweigen
von Nerven des fünften Paars verfehen, welche die Stella derer des elften
Paars erfetzeu.
Nachdem nun die obigen Einwürfe gehoben find,. erfcheint der ürfprung
aller Sinnesnerven ganz übercinfiinmicnd mit. nuferer Theorie. Die der
Nafe, dem Auge und dem Gehör angebörigen Nerven eniflehcn aus der
{ ) Anatom, annotat. p. 52.