Sphäre des fenfitiven Lebens. Das, fchon mehr dem vegetativen Lehen
angeliörige Gefchmacksorgan befitzt Nerven, die aus dem verlängerten
Mark kommen, einem Organ, welche die Sphäre des fenfitiven Lehens mit
dem vegetativen verbindet. Der Taftfinn endlich, unter allen Sinnen der
niedrigfte, ift Nerven eigen, die aus der Sphäre des vegetativen Lebens
hervorgehen.
Der Nerve des fünften Paars liegt auf der Gränze zwifchen der fenfi-
tiven und vegetativen Sphäre. Die gröfsere Portion deflelben entfpringt aus
dem verlängerten Mark; die kleinere fleht ohne Zweifel mit den Hauptradiationen
der fenfitiven Sphäre in näherer Verbindung, und beyde Portionen
vereinigen dich in dem Gaflerfchen Knoten zu einem eigenen Syftem,
aus welchem ßch Hülfsnerven in alle Sinnesorgane verbreiten. Von dén
letztem läfst ßch zeigen, dafs fie bis auf einen gewiflen Grad die Stelle
der Hauptnerven vertreten können. Indefs, den Beweis diefes Satzes, der
uns hiér von unferm Hauptgegenftande zu weit abführen würde, verfpare
ich auf eine folgende Abhandlung.
Diefe Nerven find noch von einer andern Seite merkwürdig. Mit
ihnen fängt die Reihe der Nerven an, die foWohl Gefühlseindrücke zum
gemejnfchaftlichen Senforiutn überbringen, als zur Bewirkung willkürlicher
Bewegungen dienen. Von den hohem Sinnesnerven fleht keiner bey den
Wirbellhieren einer andern Function als der vor, die Sinneseindrücke,
wofür er organifirt ift, aufzunehmen. Alle Nerven des verlängerten Marks
und des Rückenmarks aber befitzen den allgemeinen Gefühlsfinn und zugleich
das Vermögen, wißkührliche Bewegungen heryorzub ringen, fo lange nicht
der Fortgang ihrer Fäden durch Ganglien völlig unterbrochen iß. Beyde
Eigenfchaften fetzen voraus, dafs, fo entfernt auch der Urfprung vieler
jener Nerven von der höhern fenfitiven Sphäre, dem grofsen Gehirn, ifl,
doch eine genaue Verbindung zwifchen jenen Nerven und dem letztem
vorhanden feyn muls. Verfluche an lebenden Thieren Und pathologifche
Erfcheinungen beweifen, dafs diefe Verbindung nicht mit den Windungen
des grofsen Gehirns, fondern mit den, ins Innern und auf der Balis deflel-
ben befindlichen Organen, befonders den gefireiften Körpern, den Hirn-
fchenkeln und der Brücke, alfo denjenigen Theilen flau findet, worin lieh
die Fafern des verlängerten Marks fortfetzen. Druck auf diefe Theile und
Verletzungen derfelben haben Lähmungen zur Folge, und zwar häufig Lähmungen
der, dem verletzten Hirniheil entgegengefelzten Seite des Körpers.
Der letztere Umfland wurde von mehrern Anatomen aus einer Kreuz-
. zuUg der, aus jenen Organen zum verlängerten Mark gehenden Hirnfafern
erklärt. / S a n to r in i t) nahm eine folche Kreutzung in der hintern und
vordem Hervorregung der Brücke, an den Schenkeln der Zirbel, An der
Grube der vierten Hirnhöhle und an dem, hinter den Pyramiden befindlichen
Theil des verlängerten Marks an. Spätere Zergliederer haben nur
an dem letztem Theil feiue Beobachtungen befläligt gefunden, und ich kann
ebenfalls nur an diefem eine wahre Durchkreutzung anerkennen. Beym
Menfchen fehe ich, dafs die vordem Faferflränge des verlängerten Marks
in die Pyramiden übergehen, die hintern fleh feilwärts am verlängerten
Mark fortfetzen. Stark find die Schichten diefer Fafern zwar nicht. Man
hat theils hiervon, tlieils von dem Umfland, dafs die, nach der Verletzung
des einen der geftreiften Körper eintretende Hemiplegie nicht immer die
t) Obfervat. anat. p« 6i* Septendecim tabulae. p« 28. 4o.