Narbe gebracht hatten', wo dann die Operation nichts mehr gegen die
Befruchtung entfcheiden konnte. Er überzeugte.lieh jedoch, dafs R e y n ie r ’ s
Experiment nur in diefer Periode angeßellt feyn konnte: denn verfuchte
er daiTelbe in einem frühem Zeitraum auszufübren, fo konnte diefes auf
keine Weife mit Sicherheit gefchehen, ohne einen Theil des Fruchtknotens
mit hinweg zu nehmen, was natürlicherweife alle Entwicklung der Frucht
unmöglich machte- Auch hat R e y n ie r in einem fpäteren Auffatze »)
feine angefochtenen Beobachtungen keinesweges zu vertheidigen gejucht,
fondern nur gegen die Schlüffe, welche V o l ta aus den feinigen gezogen,
einiges erinnert. Was S p a llan z an i b) am Ocymum bafilicum und
Hibiscus fyriacus nach Wegfchneidung der Staubfäden beobachtet, trägt
das Gepräge unvollkommner Beobachtung zu fehr, als dafs es lieh mit
Sicherheit weder für noch gegen die Befruchtungslehre anführen liefse.
Aber auch an andern Verbuchen, welche jene Wirkung der Caltration und
die Wahrheit der angegebenen Urfache beitätigen, fehlt es nicht. Th. A.
K n ig h t öffnete an einer Art weifser Erbfen, die, lange in dem nehm-
lichen Boden cultivirt, nicht mehr fonderlich ergiebig waren, ein Dutzend
unreifer Blüthen, zerftörte die Staubgefäfse, und einige Tage darauf, als
die Narben vollkommen zu feyn fchienen, trug er denfelben bey der
Hälfte der Blumen das Mehl von einer fehr grofsen und blätterreichen
grauen Erbfe auf. Er wählte, wie er fagt, diefe Art von Blüthen deswegen,
weil der Bau derfelben den Eintritt von Infekten und von fremdem
Blumenüaube nicht wohl geffattet. Die Schoten von beyderley Blüthen
a) Quelques obfervations fur la lettre de M, Brugnatelli» (Journ. de Phys* T* 33»
Oct, 1788.)
b) Expériences pour servir à Phifl* de la génération des animaux et des plantes*
Trad. p* Senebier, Mém. fur la gén. de div, - plantes; §♦ 16 — 19.’
wuehfen anfänglich gleich gut: aber bald verwelkten die, deren Narbe
nicht beftäubt worden, indem die Saamenanlagen lieh nicht entwickelten •,
hingegen brachten die, fo von den beftäubten Blüthen gebildet, völlig reife
Saamen a). Nicht unwichtig find auch, wie mich dünkt, G. S. V o l t a ’ s
Erfahrungen an der Balfamine (Impatiens Balfamina L.). Einer Staude
diefer Art, die er auf dem Zimmer hatte, nahm er alle geöffneten Blüthen
und fchnitt nun, fo wie eine Knospe dem Aufbrechen nahe war, ihr die
Staubfäden weg. Vierzehn auf diefe Art behandelte Blüthen fetzten keine
Frucht an, da hingegen andere fpäter gebildete, denen man die Staubbeutel
gelaffen, in Zeit von zwölf Tagen völlig reifen Saamen gaben. Ferner
hatte V o l t a beobachtet, dafs eine Balfaminenpflanze mit gefüllten Blumen,
in feinem Zimmer eingefchloffen, Frucht und Saamen gab, ohne dafs er
Staubfäden bemerken konnte. Allein da er eine folche Blüthe aufmerkfam
unterfuchte und Blumenllaub auf der Narbe gewahr ward, fand er die
Quelle davon. Die innerßen, einwärtsgebogenen Blättchen der Blume
nehmlich halten an der Spitze eine, wiewohl kleinere, doch mit vollkommnem
Pollen verfehene Anthere, und dafs diefe die alleinige Urläche der Fruchtbarkeit
waren, erhellte daraus, dafs Blumen, denen man gedachte, anomalifch-
gebildete Staubfäden vor dem Ausßreuen des Pollen genommen halte,
keine reife Frucht gaben 1>).
Mufs man gleich dem Vf. der Kritik ( S. 5 ) zugeben, dafs diefe
Beobachtungen vom Nachtheile des Wegnehmens der Staubfäden für die
Frucht bis jetzt nur an „einigen“ Gewächfen angeßellt worden, fo lind
a) Th. A. K. Vevfuche über die Befruchtung der Gew'ächfe* Philos* Transact. 1799»
195 u. folg»
b) c« Cap» Y.