Bliithen bekanntlich immer -weiblichen Gefchlechts lind. Diefes bellätiget
ein anderer kundiger Angenzeuge, Prof. P o l l in i iu Verona. „In unferen
„Gegenden, fagt er a) , legt der Cynips Pfenes L. feine Eyer niemals iu
„die zahmen Feigen, welche fämmllich ihre Frucht zur Reife bringen,
„fondern bewohnt ausfchliefslich die wilden Feigen, deren Frucht bey uns
„niemals reifet. — Oelfnete ich diefe Fruchte in den erften Tagen des
„Auguft, fo waren fie voll von Cynipes. Jeder Eyerltoek enthielt ein
„folches Infekt. Einige wären im Zuftande der Larve, andere im Begriff,
„Geh zu verwandeln und herauszugehen, andere waren bereits' vollkommne
„Infekten. Nichts defto weniger fielen alle diefe Früchte unreif ab.“
Es ili auch die Operation des Caprificirens, wie zu den Zeilen des
T h e o p h ra lt und C ä sa lp in u s b), fo auch jetzt in ganz Italien unbekannt,
obfehon man überall die vortrefflieliften Feigen erhält. Allein fo wenig
die Caprifikation unter den Beweifen des Pflanzengefchlecfits anzuführen,
ift andrerfeits die Anficht zu billigen, welche der Verf.. der Kritik mit
P o n te d e ra theilt, dafs das Reifen der Feigen durch den Bifs oder Stich
eines Infekts bewirkt werde, welches herbey zu locken jene Operation diene'.
Denn, ift diefe in Italien, in Frankreich und in andern Ländern unnöthig,
warum denn nothwendig in Griechenland? Es fcheint doch, Was auch
P o n ted e ra vermuthet, das Infekt, welches in Italien in den männlichen
Feigen lieh verwandelt, das nehmliche zu feyn, wie das, welches in
Griechenland, nach T h e o p h ra ft und T o u rn e fo r t c) , die Feigen des
Caprifikus bewohnt, und doch liehet man dort an den füfseften Feigen keine
Spur vom Stich oder Bifs eines Infekts. Dafs das Griechifche Klima oder *
*0 Viaggio al lago di Garda etc. In Verona 1816» 3i. —- b) De plastis. .88.
c) Mem. de l’Academie de Paris, 1706.
lokale JJmftände allein diefen Unterfchied mächän, davon möchte es doch
Ich wer feyn uns zu überreden.
Ift nun gleich vom Feigenbaum keinesweges zu lagen, dafs und wie
hier die Befruchtung durch Infekten gefchebe," fo darf mau dennoch diefen
Thieren keinesweges einen bedeutenden Antheil an diefem Gefchäft bey
den Gewächfen überhaupt genommen abfprechen. Es ift wahr, C. K.
S p ren g e l a), indem er in den mellten Blumen, welche eine fchöngefärbte
Krone und eine Honigabfonderüng haben, die Befruchtung nur durch
Beyhülfe der Infekten, befonders vom Bienengefchlecht, gefchehen läfst,
War zu fehr von einer vorgefafsten Anficht eingenommen und fchlofs aus
dem, was etwa feyn könnte und ihm wahrfcheinlich vorkam, zu rafch auf
das, was wirklich gefchiehet» Indelfen thut der Yerfaller der Kritik ihm
Unrecht, wenn er fagt, dafs fein, übrigens vortreffliches, Werk doch nicht
e in en entfeheidenden Verfuch über die Nolhwendigkeit der Infekten zur
Befruchtung enthalte. S. 3g4 ift ein folcher, der mit Viola odorata ange-
ftellt ward, genau befchrieben, und es verdient derfelbe, um fo mehr
Zutrauen, als ein anderer, der, in Erwartung eipes ähnlichen Erfolgs, mit
Lilium Martagon angeftellt, ein entgegengefetztes Refultat. lieferte, mit
gleicher Wahrheitsliebe erzählt worden. Ich wüfste alfo nicht, was gegen
den Schlufs, dafs bey der erftgenannten Pflanze Infekten auf die, von
S p ren g e l angegebene Weife zur Befruchtung beytragen, bey der andern
aber nicht, lieh mit Grunde einwenden liefse. Auch dafs bey Atifiolochia
Clematitis L. die Befruchtung nur durch folche Vermittlung gefchehe,
wird aus den S. 422 u. folg, angeführten Erfahrungen von S p r e n g e l
a) Dos entdeckte Gebeimnifs der Natur im Jfau und in der Befruchtung der Blumen.
Berlin 1793.