von Spiralgefäfsen ausbreiten. Wodurch aber diefe Zellen von denen def
Rinde und der Blätter ßch auffallend unterfcheiden, ili, dafs fie gemeinig-,
lieh, wie ohne grüne Farbe, fo ohne Gehalt von körnigem Wefen find.
Hiedurch fcheint K i e f e r auf einen Ausfpruch befonderer Art geführt
Worden zu feyn. „Manche Zellen, lägt er a), enthalten im lebenden Zu-
„ftande, fiatt wäfferiger Flüffigkeit, Luft. Diefes ift der Fall bey allen
„weifsen Pflanzentheileo, vorzüglich aber in der CoroUe. Bey den meiften
„Pflanzen fcheinen die Zellen der Blumenblätter mit Luft angefüllt zu feyn,
„in welche die Spiralgefäfse ßch endigen.“ Als Beyfpiele werden Vicia
Faba und Rofa centifolia angeführt und Zeichnungen von den Anfichten,
welche die Anatomie derfelben liefert, gegeben, ohne fonftige Beweife.
Dafs nun jene Darftellungen diefen Beweis geben, ift allerdings fehr in
Abrede zu ftellen. ficheinen die Zellen hier leer von Gehalt zu feyn, fo
ift es doch vielmehr ein klarer Saft, als Luft, was fie enthalten. Denn
letztere zeigt fich unter dem Mikrofkope in Pflanzentheilen, wenn fie, was
doch zur Deutlichkeit unumgänglich nothweudig, in einem Waffertropfen
betrachtet werdep, unter der Form von Bläschen mit dunklem Umkreife
und erleuchtetem Mittelpunkte; eine folche Anficht aber zeigt fich in dem
genannten Falle nicht. Ritzet man dagegen mit einer feinen Lancette die
Oberfläche einer Blumenkrone, die entweder weift ift, wie Pojyanthes tube-
rofa, oder gefärbt, wie fitapelia marmorata, nur gejinde, fo dringt fogleich
Saft hervor, und defto mehr, je tiefer man eindriqgt. Diefer Saft ift#in
den Tuberofen und Hyacinthep von einer fchleiimgen und zähen Befichaf-
fenheit und völlig durchfichtigi minder ift diefes der Fall in den Stapelien.
Behaupten zu wollen, dafs diefer häufige Saft hier bloft in den Iptercellulargäugen
fich befinde, würde ungereimt feyn. Auch feke ich, bey
einem horizontalen fowobl, als vertikalen Abfcbnilte" folcher Blumenkronen,
die Zellen völlig ausgedehnt, was nur vom Safte feyn kann, da fie, wenn
ihr Gehalt eine blofse Luft wäre, bey der dünnen Befchaffenheit ihrer
Häute, Runzeln und Falten haben müfttem Nähme man ferner an, dafs
diefer Luftgehalt blofs die äufserfte Zellenlage der Oberfläche Betreffe, fo
geben die gefärbten Blumeukronen den Gegenbeweis. Machte ich z. B'
Abfcbnitte der Corolle von Cyclamen europaeum in verfchiedenen Richtungen,
fo enthielt die Lage von Zellen zunäehft der Oberfläche einen
rothen Saft, der, wo folche durchfchnitten, eine blaue Farbe annahm und
ausflofs, während er, wo dies nicht gefchehen, innerhalb jeder Zelle deutlich
begräuzt war. Dafs nun aber in einem fo . wefentlichen Stücke ein
anderes Verhaken weifser Blumenkronen als gefärbter feyn follle, läfst
fich, bey der Leichtigkeit diefes Farbeuwechfels in einer und der nehm-
lichen Pflanze, nicht wohl gedenken.
Bey diefer VeranlafTung habe ich eine Beobachtung an den Stapelien
gemacht, die auf den Urfprung des heftigen Geftanks, den man an den
meiften Blülhen diefer grofsen Gattung bemerkt, und der dem des faulen
Fleifches fehr ähnlich ift, einiges Licht zu werfen febeinet. Da ich
nehmlich einen der fleifchigen Kroneneinfchnilte von'Stapelia variegala fenk-
recht durchfchnitt, bemerkte ich, dafs das faftvolle Parenchym unter der
Oberfläche der Oberfeite feine grünlich-weifse Farbe nach und nach mit
einer fchmutzig-blauen vertaufchte. Von angegriffener Mefferklinge konnte
es nicht berrühren, wie beym Einfehneiden von Arten der Gattungen
Mefembryanthemum, Sedum, Cotyledon u. f. w. durch den fäuerlichen Saft
gefchiehet, denn die Oberfläche des Stahls halte fich rein und glänzend